Die Kolonie Der Catteni
abgefeuert worden waren. Die Führer der terranischen Nationen hatten sich mit Verteidigungsmaßnahmen Zeit gelassen, da sie anfangs nicht wußten, wer eigentlich in die Atmosphäre des Planeten eingedrungen war. Sie hatten zu lange gezögert, um noch etwas ausrichten zu können. Bill hatte seinen Walkman getragen und die Nachrichten abgehört, bis er in ein Schiff der Catteni getrieben wurde. Bei ihren Unterhaltungen hatten die Gefangenen in Erfahrung bringen können, daß nicht alle großen Städte angegriffen und geplündert worden waren. Nur so viele Städte waren überfallen worden, daß die ganze Welt die uneingeschränkte Überlegenheit der Invasoren anerkennen mußte. Das war kaum ein Trost für die, welche entführt worden waren, aber es reichte aus, um ihren Stolz wiederaufzurichten.
»Die meisten haben wir entwaffnet«, fuhr Mahomet mit leidenschaftsloser Stimme fort, »und mitsamt ihren Luftvehikeln abgeschossen. Die Maschinen waren ziemlich schwerfällig, zeigten jedoch erste Ansätze einer erfolgversprechenden Weiterentwicklung.« »Vielen Dank.«
Er hob irritiert eine Augenbraue. »Wofür?« »Zuviel des Lobes für die primitiven Wilden!«
Nun legte er den Kopf in den Nacken und setzte zu einem brüllenden Gelächter an. »Pssst, sie können Sie hören. Sie brüllen ja wie ein Stier.« »Und Sie reden wie eine Cattenifrau.‹‹ »Soll ich das als Kompliment verstehen?«
»Wie Sie wollen.« Dabei deutete er vor ihr eine Verbeugung an, wobei seine gelben Augen auf eine Art und Weise belustigt zwinkerten, wie sie es noch nie bei einem Catteni gesehen hatte. »Sie sind überhaupt nicht wie die anderen.« »Welche anderen?«
»Alle anderen Catteni, die ich kennengelernt und beobachtet habe.«
»Natürlich bin ich das nicht. Ich bin Emassi«, erklärte er mit verhaltenem Stolz und schlug sich mit seiner großen Hand voller Selbstbewußtsein auf die Brust. »Was immer das ist.«
»Ein hoher Rang«, sagte er. Mit einem wegwerfenden Schnippen seiner vom Gorubirnensaft klebrigen Finger in Richtung der Stadt, aus der sie geflohen war, wies er den örtlichen Catteni einen untergeordneten Rang zu. »Ich befehle. Sie gehorchen«, fügte er hinzu und sorgte dafür, daß sie den wesentlichen Unterschied begriff. »Und die, die Sie töten wollten? Haben sie gehorcht?«
»Das haben sie, und zwar ihrem sterbenden Patrouillenführer«, sagte er mit einem Achselzucken und einem herablassenden Grinsen. »Er meinte, sie sollten dafür sorgen, daß ich für seinen Tod bezahle.« Dann blickte er stirnrunzelnd zu Boden, als würde ihm erst jetzt die Tragweite dieses Befehls bewußt. »Aber was soll’s. Morgen mittag ist sowieso alles vorbei. Und nun …« Als er Anstalten machte, sich von seinem Platz zu erheben, und seine Miene an seinen Absichten keinen Zweifel ließ, zögerte Kris nicht länger.
Mit einem karategleichen Sprung warf sie sich auf ihn, hatte das Werkzeug mit beiden Händen gepackt und schmetterte es ihm mit aller Kraft seitlich gegen den Kopf. Mit einem Röcheln sackte er zu Boden. Hatte sie ihn etwa getötet? Voller Angst, ein Leben vernichtet zu haben, auch wenn es einem arroganten Catteni gehört hatte, kniete sie sich neben ihn, bemerkte, daß rotes Blut aus einer Schädelverletzung sickerte, und legte eine Hand auf seinen Hals. Wenn er Blut hatte, dann hatte er auch Adern. Und da er aussah wie die meisten Humanoiden, müßte in seinem Hals auch ein Pulsschlag zu fühlen sein. Er hatte einen! Und er war noch nicht einmal schwach, sondern sie spürte ihn als deutliches Pochen an ihren Fingern. Die schon bald mit dem Blut benetzt waren, das aus seiner Kopfwunde quoll.
Oh, das war gar nicht gut, dachte sie. Die häßlichen kleinen Stechdinger würden das Blut riechen und seine Quelle suchen. Dadurch würde der Flitzer unbewohnbar. Zuerst verband sie die Wunde mit dem absorbierenden Material, das sie in den Schließfächern gefunden hatte. Dann wusch sie das restliche Blut von seinem Gesicht ab und verteilte Gorubirnensaft auf der gräulichen Haut. Diese Maßnahme hatte ihr schon früher geholfen, die Stechtiere fernzuhalten. Es war ein praktischer Überlebenstip, den sie durch Zufall selbst herausgefunden hatte. Eines seiner kräftigen Beine war am Sessel hängengeblieben, als er gestürzt war. Es sah ziemlich unbequem aus, und der Stoff seiner Hose spannte sich über seinen Genitalien, so daß sie sich auf eine Weise abzeichneten, die ihr peinlich war. Und sie gleichzeitig auf höchst seltsame Art
Weitere Kostenlose Bücher