Die Kolonie Der Catteni
schon seit fünf Monaten verschwunden. Weshalb sind Sie immer noch alleine? Sind noch andere hier?« Er blickte durch einen Teil des umlaufenden Fensters auf das Gewirr aus Ästen und Zweigen. »Nein – nur ich.« Sie hielt immer noch das Werkzeug in der Hand und überlegte, ob sie ihn wohl hart genug treffen könnte, daß er das Bewußtsein verlor. »Weshalb waren die anderen Catteni so erpicht darauf, Sie zu erwischen?«
»Ach«, erwiderte er und zuckte geringschätzig die Achseln, »ein taktischer Fehler. Ich mußte ihren Patrouillenführer töten. Er hatte einen verbündeten Emassi beleidigt.« Endlich verstand sie das seltsame Wort. »Da ich keine Helfer, ich mußte verschwinden.«
»Wer kämpft und flüchtet, kann weiterkämpfen?«
»Nur am nächsten Tag«, korrigierte er sie geistesabwesend.
»Am nächsten Tag?«
»Natürlich. Es ist Gesetz der Catteni, daß Streit nur bis zur gleichen Stunde des nächsten Tages ausgefochten werden darf.« Er grinste. »Ich muß mich nur verstecken, bis morgen die Sonne wieder im Zenith steht, dann kann ich zurück.«
»Und die warten nicht auf Sie?«
Er schüttelte den Kopf. »Das wäre gegen das Gesetz. Sonst würden wir Catteni uns nämlich sehr schnell gegenseitig umbringen.«
»Wollen Sie mir tatsächlich weismachen, daß sie die Suche abblasen müssen, wenn sie Sie nicht bis morgen mittag aufstöbern?«
Er nickte.
»Auch wenn Sie ihren Anführer getötet haben?«
Seine Augen weiteten sich überrascht. »Es war ein fairer Kampf.«
»Ich wußte gar nicht, daß Ihr Catteni so etwas wie Fairneß kennt.«
»Und wie wir das tun«, sagte er, entrüstet über ihre Anschuldigung, dann entspannte sich sein Gesicht, und er grinste. »Ach so, Sie finden, daß es von uns nicht fair ist, euren Planeten zu besetzen?«
»Genau.«
Er setzte sich rittlings auf den Pilotensessel, stützte die muskulösen Unterarme auf die Rückenlehne und schien sich über ihren Zorn köstlich zu amüsieren.
»Euer Planet hatte keine Verteidigungseinrichtungen. Er war geradezu lächerlich einfach zu unterwerfen.« »Machen Sie so etwas oft?«
»Es ist ein sehr gewinnträchtiges Geschäft, kann ich Ihnen versichern. Wie haben Sie sich ernährt?« fragte er, und sie hörte ein absolut unglaubliches Geräusch, das eindeutig von ihm erzeugt wurde. Ihr kam der Gedanke, daß der Magen eines Catteni genauso hungrig knurren konnte wie der eines Menschen. Seltsamerweise erschien er nun weitaus weniger bedrohlich.
»In diesem Wald gibt es sehr viel Eßbares, und außerdem angle ich im Fluß.« »Tatsächlich?«
»Ich gehöre zu einer intelligenten und erfinderischen Rasse«, sagte sie. »Ich hatte keine Probleme, immer satt zu werden.«
Er nickte anerkennend. »Haben Sie irgendwelche Vorräte in greifbarer Nähe?«
Da sie es nicht wagte, sich ihm bis auf Reichweite zu nähern, deutete sie mit einem Kopfnicken auf den Korb auf der Kontrolltafel hinter ihm. »Gorubirnen und die Wurzeln einer weißen Pflanze, die offensichtlich durchaus eßbar ist.« Während er sich umwandte, bemerkte sie, wie er die Nase rümpfte, dann seufzte er. »Nicht gerade die ideale Kost für Catteni, denke ich, da Sie ja an die besten Fleischsorten der Galaxis gewöhnt sind, aber immerhin bringt die einfache Kost auch Ihren Magen zum Schweigen. Dieses Knurren könnte uns am Ende noch verraten.« Er stopfte sich nicht die ganze Birne in den Mund, wie sie es bei einigen Catteni beobachtet hatte. Er nahm sich auch eine der Wurzeln, die süßlich schmeckten und eine große Ähnlichkeit mit Möhren hatten. Dann biß er abwechselnd von der Birne und der Wurzel ab. Nachdem er die Birne verzehrt hatte, wandte er sich um und hob fragend die Augenbrauen.
»Vielen Dank, nein. Ich war gerade beim Essen, als ich das Luftduell sah.« »Luftduell?«
»Ein terranischer Ausdruck, er bezeichnet die Auseinandersetzung von Kampfflugzeugen.« »Kampfflugzeuge?«
»Auch wir haben den Raumflug beherrscht«, fügte sie hinzu und fragte sich, als der Stolz sie zu dieser Bemerkung animiert hatte, ob überhaupt eine der SAC-Einheiten gestartet war, als die Catteni in den terranischen Raum eindrangen.
»Ach ja, das habt ihr. Primitive Abwehreinrichtungen, aber mit tapferen Kämpfern besetzt.« Ihr wurde das Herz schwer. Seit kurzem geschah es immer öfter, daß sie Dinge erfuhr, die ihr überhaupt nicht gefielen. Einer der Sklaven im Lager, der aus der Chicagoer Gegend kam, hatte erzählt, daß Boden-LuftRaketen auf die Schiffe der Catteni
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