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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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du
alt bist, nicht wahr?«
    »Warum sollte ich das leugnen?« gab Garrison
freimütig zu. »Doch in meinen Jahren bleibt mir nicht viel
mehr als das Zuschauen übrig. Und obendrein bist du sowieso eine
Exhibitionistin. Du magst so was.«
    Arlene erwiderte nichts.
    »Sag mir die Wahrheit«, meinte Garrison, ohne seine
Stimme zu erheben. »Du zeigst dich doch gern, nicht
wahr?«
    Sie gab immer noch keine Antwort.
    »Gib’s doch zu!«
    »Natürlich, Liebling«, sagte Arlene
schließlich, indem sie ihre Bluse aufknöpfte und ihre
ausladende Brust entblößte. »Ich genieße jeden
Augenblick.«
     
    Kowie Boweto und Chiu Chan Liu hätten nicht verschiedener
sein können, obwohl sie der gleichen biologischen Spezies
angehörten.
    Boweto war groß und breit gebaut, seine schweren schwarzen
Brauen beschatteten schmale Augen mit stechendem, mißtrauischem
Blick. Er starrte meist finster vor sich hin, und sein erster Impuls
war stets, den Stier sofort an den Hörnern zu packen.
    Liu dagegen wäre in früheren Zeiten eher ein Philosoph,
ein Weiser, ein Mandarin geworden. Er war schmal und von Natur aus
still, fast ein Asket. Er verstand es, sein Temperament, seine
Leidenschaften und seine Freuden sorgfältig hinter einem
ausdruckslosen Gesicht zu verbergen.
    Sie saßen in Lius Räumen im Hauptquartier der
Weltregierung in Messina. Der Raum wies nur einen leichten Hauch
chinesischer Kultur auf: eine Seidenmalerei an der Wand, eine
kostbare Vase in einer Ecke. Sonst war die Suite wie alle anderen in
diesem Gebäude nach westlicher Art in Chrom, Glas und Kunststoff
eingerichtet.
    »Aber er ist bereits auf dem Wege der Besserung, erholt sich
von seinem Herzanfall«, sagte Boweto. Er saß schwer in
einem geflochtenen Kunststoffsessel, auf dem niedrigen Tisch vor ihm
stand ein großes Glas dunkles Bier.
    Liu saß steif auf einem Plüsch-Stuhl am Ende des
Tisches, ein Glas Aprikosenwein von der Größe eines
Fingerhuts neben sich.
    »Er ist über achtzig«, sagte der Chinese sanft.
»Er wird es nicht mehr lange machen.«
    Boweto zuckte die Achseln. »Dann wird eben die Legislatur
einen neuen Direktor wählen.«
    Liu nickte kaum merklich. »Haben Sie bereits überlegt,
wer alles als Kandidat in Frage kommt?«
    Die Augen des Afrikaners verengten sich. »Einige.«
    »Es wäre vielleicht… nützlich«, sagte Liu
höflich, »wenn wir uns über die möglichen
Kandidaten unterhalten und uns auf eine bestimmte Person einigen
würden. Wenn eine solche Einigung zwischen uns zustande
käme, könnten wir sicherlich die meisten afrikanischen und
asiatischen Delegierten überzeugen, die betreffende Person zu
wählen, und das wäre dann mit Sicherheit der nächste
Direktor.«
    Boweto tat nachdenklich einen tiefen Zug aus seinem Glas.
»Wer dürfte ihrer Meinung nach die meisten Chancen
haben?« fragte er.
    Liu gestattete sich ein leises Lächeln. »Ich glaube,
daß weder Williams noch Malekoff eine Chance haben. Der
Ausschuß müßte befürchten, alte Wunden aus der
Zeit des Kalten Krieges wieder aufzureißen, wenn er einen
Amerikaner oder einen Russen wählt.«
    »Vielleicht«, sagte Boweto. »Was ist mit
Al-Hazimi?«
    »Ich glaube nicht, daß er sich für dieses Amt
interessiert, aber ich kann mich auch irren. Sollte er kandidieren,
so dürfte das eher eine Finte sein – ein Schachzug –,
um Konzessionen von den anderen gegen die Unterstützung der
eigenen Kandidaten einzutauschen.«
    »Andersen?«
    »Er ist ein fähiger Verwaltungsmann. Er hätte den
europäischen Block auf seiner Seite, vielleicht auch die
Amerikaner, solange sich Williams nicht um den Posten bemüht. Er
hat viele Freunde, viele respektieren, ja mögen ihn
sogar.«
    »Sie aber möchten nicht, daß er den Posten
kriegt«, sagte Boweto. Es war keine Frage, sondern eine
Feststellung.
    »Ich habe einen anderen Kandidaten im Sinn.«
    »Wen?«
    »Sie natürlich.«
    Bowetos Augen leuchteten auf.
    Wie leicht es fällt, den Wunsch seines Herzens zu
erraten, dachte Liu.
    »Würden Sie dieses Amt übernehmen?« fragte der
Chinese.
    »Würde der asiatische Block für mich stimmen?«
fragte Boweto zurück.
    »Ich würde mein Bestes tun.«
    Boweto langte wieder nach seinem Bier. »Nun, ich muß
mir das natürlich überlegen. An so was habe ich
überhaupt nicht gedacht.« Aber sein Gesichtsausdruck
strafte ihn Lügen.
    Er setzte das fast leere Glas auf den Tisch und meinte: »Das
ist alles Zukunftsmusik. Wie wollen wir die Probleme lösen,
denen wir heute gegenüberstehen? Dieser

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