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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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ließ
sich bis zum Kinn ins dampfend heiße Wasser gleiten. Auf seinem
kahlen Schädel bildeten sich Schweißtropfen und rannen ihm
in die Augen. Eines der orientalischen Mädchen, die mit ihm in
der riesigen Badewanne saßen, merkte es und fuhr vorsichtig mit
einem Finger über seine Augenbrauen. Sie lächelte ihn an,
und er grinste zurück. Das andere Mädchen stand aufrecht in
der Wanne vor dem Regal über Garrisons Haupt, das mit Ölen
und Parfüms beladen war.
    Arlene betrat den Raum und wirbelte den Dampf auf, als sie sich
eine Holzbank heranzog und am Rande des Beckens Platz nahm.
    »Ich werde mein Kleid ruinieren«, sagte sie und strich
sich den kurzen Rock glatt, der kaum ihre sonnengebräunten
Schenkel bedeckte.
    »Dann zieh es aus und hüpf rein«, meinte Garrison.
»Hier ist Platz genug.«
    »Ich wollte, ich hätte die Zeit dazu«, erwiderte
Arlene.
    »Wie gefallen dir meine neuen Perlentaucherinnen? Hashimoto
hat sie mir rübergeschickt als Dank für seine Rettung aus
den Händen der Entführer.«
    Arlene riskierte einen Blick auf die Mädchen. »Sie sind
sehr hübsch.«
    »Sie können fünf Minuten lang den Atem
anhalten«, sagte Garrison. »Sie arbeiten vorzüglich
unter Wasser.«
    »Das glaube ich.«
    »Hast du schom mal ’nen Staffellauf unter Wasser
versucht?«
    Arlene strich sich das dicke rote Haar zurecht und meinte:
»Tun sie das wirklich?«
    Garrison grinste wie ein Faun. »Unter anderem.«
    »Hör zu, ich habe mit Steinmetz in Rio
gesprochen.«
    »Wo ist dieser Bursche?«
    »Keine Spur von ihm«, sagte Arlene.
    »Verdammt, er kann doch nicht spurlos vom Erdboden
verschwunden sein!« Garrison plätscherte wütend, und
die beiden japanischen Mädchen brachten sich in Sicherheit. Er
setzte sich in der Wanne auf und betrachtete Arlene stirnrunzelnd.
»Jetzt paß mal auf… der Junge kann mit diesem
verdammten Motorrad nicht weit gekommen sein.«
    »Das da unten ist ein weites Land.«
    »Scheibenkleister!«
    »Und er hat dieses RUV-Mädchen bei sich, das sich
Scheherazade nennt«, fuhr Arlene fort. »Es steht nicht
eindeutig fest, wer wen entführt hat. Es sieht so aus, als
hätte er sich den Weg freigeschossen.«
    »Es interessiert mich einen feuchten Kehricht, wer wem was
angetan hat. Ich will diesen Burschen haben! Er ist, verdammt noch
mal, mein Eigentum, und ich möchte ihn zurückhaben. Cobb
hat alles versucht, um ihn zu kriegen. Er sagt, er braucht ihn
dringend auf Eiland Eins.«
    Arlene schüttelte den Kopf, und ihre vom Dampf aufgeweichten
Locken fielen ihr wieder in die Stirn. »Wenn sie ihm
beisteht… oder wenn er ihre Geisel ist – nun, sie kennt
alle Schleichwege, jeden einzelnen Guerilla-Terroristen von hier
bis…«
    Garrison überlegte einen Augenblick lang. »In diesem
Fall will ich sie ebenfalls haben.«
    »Das wird nicht leicht sein.«
    »Du kannst Steinmetz sagen, daß er entlassen ist. Sein
Stellvertreter in Rio soll seinen Platz einnehmen. Hol Steinmetz
hierher. Ich möchte an ihm ein Exempel statuieren. Und sieh zu,
daß unsere Leute in Südamerika nach den beiden suchen. Ich
will sie beide haben.«
    »Das heißt, die Nadel im Heuhaufen suchen«, meinte
Arlene.
    »Willst du das gleiche Schicksal wie Steinmetz
erleiden?«
    »Nein.«
    »Dann tu, was ich dir sage!«
    Sie erhob sich. Er aber mußte sich den Hals verrenken, um
ihre ellenlangen Beine, die Kurven ihres fülligen Körpers
und ihr erhitztes Gesicht zu sehen.
    »Wo willst du hin?« fragte er.
    »Die Anrufe erledigen, die mir soeben aufgetragen
wurden.«
    »Da drüben steht ein Telefon.« Er machte eine vage
Geste durch den schwelenden Dampf. »Ruf von hier an!« Und
grinsend fuhr er fort: »Und zieh dich endlich aus, während
du telefonierst. Ich will, daß du in dieses Becken steigst,
sobald du fertig bist, und ich möchte wissen, wie lange diese
Mädchen die Luft anhalten können.«
    Arlene schaute ihn an und zog die Mundwinkel leicht
verächtlich nach unten.
    »Mach keine Zicken!« meinte Garrison. »Laß
die Mädchen zeigen, was sie können, und ich will dir
zeigen, was Hashimoto sonst noch geschickt hat. Er hat dabei auch an
dich gedacht.«
    »So? Hat er das?«
    Garrison nickte. Die beiden ›Perlentaucherinnen‹
lächelten und nickten ihr zu, während sie bis zu den
Hüften im dampfenden Wasser standen. Sie waren angewiesen, alles
zu tun, was man ihnen sagte, und kein Wort in irgendeiner Sprache zu
verlieren, wenn sie nicht dazu aufgefordert wurden.
    Arlene kräuselte die Lippen. »Du bist so gerissen wie

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