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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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El
Libertador… «
    »Al-Hazimi hat die Freilassung der Geiseln von der
entführten Raumfähre erwirkt«, sagte Liu. »Er ist
mit dem Problem befaßt.«
    »Aber El Libertador steckte auch hinter dem Umsturz in
Südafrika. Und die Anführerin dieser RUV-Kidnapper ist
geflohen. Er hat das Mädchen laufen lassen. Und den anderen
gewährt er politisches Asyl!«
    »Das ist unwichtig«, meinte Liu. »Diese
kleinkarierten Terroristenaktionen haben kaum irgendwelche Folgen.
Wir müssen dafür sorgen, daß De Paolos Amt aus den
zittrigen Händen eines Greises in die festen Hände einer
fähigen Führerpersönlichkeit übergeht. Erst dann werden wir die Möglichkeit haben, uns mit den
Rebellen und Revolutionären auseinanderzusetzen.«
    Boweto schnitt ein finsteres Gesicht, doch dann lächelte er.
»Ich glaube, Sie haben recht«, sagte er.
     
    Sie fuhren verbissen durch den kalten, strömenden Regen,
rumpelten über die schmale Straße, bis auf die Haut
durchnäßt, der Donner dröhnte in ihren Ohren, und die
Landschaft wurde von den zuckenden Blitzen erhellt, die für
einen Augenblick alles in blendendes blauweißes Licht tauchten,
bis alles wieder in Finsternis versank.
    David spürte, wie Bahjat immer wieder erschauerte,
während sie das Motorrad lenkte. Nach einigen Kilometern
forderte er sie auf anzuhalten. Es goß wie aus Kübeln, so
daß sie über ihren Scheinwerfer hinaus kaum etwas erkennen
konnten.
    »Wir müssen uns irgendwo unterstellen«, rief er,
das Krachen des Donners übertönend.
    Das Haar klebte ihr im Gesicht, Wasser tropfte von ihrer Nase und
lief ihr übers Kinn. Ihre Kleider schmiegten sich eng an ihren
Körper und ließen jede Rundung, ihren Nabel, ihre
Brustwarzen, ihre Rippen erkennen.
    »Hier gibt es nirgendwo einen Unterstand«, schrie sie
zurück. »Und wir dürfen nicht anhalten. Sie werden uns
folgen.«
    »Nicht bei diesem Gewitter«, rief David.
    »Wir dürfen nicht halten«, beharrte sie.
    »Dann lassen Sie mich wenigstens fahren.«
    Sie überließ ihm das Steuer und klammerte sich
schlotternd an ihn, während er sich vorbeugte und versuchte, den
dichten Regenvorhang mit seinem Blick zu durchdringen.
    Es war fürchterlich und beruhigend zugleich. David hatte
über Gewitter gelesen und Filmaufnahmen von Hurrikans und
Tornados gesehen. Doch das hier war Wirklichkeit. Er spürte die
schweren Regentropfen, die ihn zwangen, die Augen bis auf einen
Schlitz zu schließen. Der Donner rollte unheilverkündend
und ließ die Erde erzittern. Der Blitz, der die Finsternis
spaltete, brannte in allen Nerven seines Körpers.
    Kein Wunder, daß unsere Vorfahren Blitz und Donner
verehrten, dachte David. Die Elemente lassen dich zu einem
Nichts zusammenschrumpfen. Ich bin nichts weiter als eine Ameise, ein
Bakterium, ein Molekül, das durch die Landschaft kriecht. Die
Macht und die Herrlichkeit. Götter, sichtbare Götter, so
viel größer und mächtiger als wir!
    Doch dann fragte ihn sein praktischer Sinn, ob sie den Blitz nicht
anziehen, ob er nicht in diese weite, baumlose Graslandschaft
einschlagen würde.
    Wir müßten anhalten und uns am Straßenrand
flach hinlegen, dachte er, und dafür sorgen, daß
wir zu diesem Metallrad Abstand bewahren.
    Aber er fuhr trotzdem weiter, während Bahjat
zähneklappernd auf dem Rücksitz kauerte.
    Schließlich hörte der Regen auf, die Wolken teilten
sich, und ein kristallener, sternenübersäter Nachthimmel
schaute hervor. David wußte, daß die Batterien nicht die
ganze Nacht halten würden, wenn sie nicht aufgefüllt
wurden. Darum hielt er Ausschau nach einem Gehöft, einer
Siedlung, einem festen Haus in der Finsternis. Aber da war nichts als
Dunkelheit von Horizont zu Horizont.
    Es war schon fast Morgen, als sie auf einer kleinen Anhöhe
weitab von der Straße eine Hütte erblickten. Im grauen
Morgenlicht lenkte David das Motorrad von der gepflasterten
Straße, und sie fuhren holpernd über das Gras auf die
alte, eingefallene Tür der Hütte zu. In diesem Augenblick
versagte die Batterie, und David mußte mit zusammengebissenen
Zähnen und steifen Beinen in die Pedale treten, um die letzten
Meter bis zur Hütte zurückzulegen.
    »Holen Sie… das Motorrad rein«, keuchte Bahjat. Ihr
Gesicht war grau vor Erschöpfung. »Sie dürfen es…
nicht… aus der Luft sehen.«
    Es war ein alter Unterstand für Vaqueros, in dem die
Viehtreiber lange vor der Zeit der Elektrokräder und
Hubschrauber Unterschlupf bei Unwettern gefunden hatten. Jetzt wurde
die Hütte offenbar

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