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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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hätte Sie
gern persönlich und unter vier Augen gesprochen.«
    »Ich habe keine Geheimnisse vor meiner
Chefsekretärin«, meinte Garrison.
    »Aber ich«, versetzte Al-Hazimi und versuchte sich zu
beherrschen. Dieser Greis spielt mit mir. Er weiß genau,
daß ich seine Hilfe brauche.
    »Ich gehe jetzt«, sagte Arlene. »Sie können
mich rufen, wenn Sie mich brauchen.«
    »Nein«, sagte Garrison schroff. Al-Hazimi aber richtete
sich für einen Augenblick auf, bereit, unverzüglich den
Raum zu verlassen und zu seinem Hubschrauber zurückzukehren.
    Aber Garrison fuhr fort. »Ich weiß etwas Besseres,
Scheich. Sie kommen mit mir. Arlene bleibt hier und kümmert sich
um die Reiseangelegenheiten.«
    Garrison wendete seinen Rollstuhl und fuhr wieder auf den
Wintergarten zu. Al-Hazimi blieb nichts anderes übrig, als ihm
zu folgen.
    Er braucht den Rollstuhl gar nicht, dachte der Scheich. ER ist zwar alt, aber kein Krüppel. Das ist nichts weiter als
ein Vorwand, um sitzen bleiben zu können, um mich zu
demütigen, um mir zu zeigen, wer der Herr im Hause ist.
    »Ich will Ihnen etwas zeigen, was außer Ihnen nur noch
sechs Leute auf der ganzen Welt bisher gesehen haben«, sagte
Garrison. »Und zwei von ihnen sind bereits tot!« Er
kicherte, verschluckte sich und hustete.
    »Ich wollte mit Ihnen über das Auffinden der entlaufenen
Entführer sprechen«, sagte Al-Hazimi, während er
hinter dem selbstfahrenden Rollstuhl zwischen exotischen Farnen und
blühenden Sträuchern einherging.
    »Dieses Mädchen Scheherazade? Das Biest, das mit einem
meiner Leute El Libertador vor der Nase entwischt
ist?«
    »Ja. Sie nennt sich selbst Scheherazade.«
    Sie kamen an eine Wand, die mit Moos bewachsen war. Garrison
schnippte mit seinen knochigen Fingern, eine Tür glitt beiseite
und gab eine Aufzugskabine frei. Er fuhr in den Aufzug und wendete
seinen Rollstuhl. Al-Hazimi trat zu ihm in die Kabine, und die
Tür schloß sich lautlos.
    »Das ist Ihre Tochter.« Es war keine Frage, vielmehr
eine Feststellung.
    Der Aufzug sank mit hoher Geschwindigkeit, und Al-Hazimi
spürte eine merkwürdige Schwäche und Leere in der
Magengegend.
    »Ja«, sagte er. »Das wissen Sie.«
    »Und Sie möchten sie wiederhaben.«
    »Lebendig und unverletzt.«
    »Warum sollte ich beabsichtigen, daß ihr ein Leid
geschieht?« fragte Garrison.
    Der Aufzug schoß pfeifend immer weiter abwärts, und
Al-Hazimi fragte sich unwillkürlich: Wie tief hinunter geht
es noch? Wir müssen längst im Keller des Hochhauses
sein!
    Nur widerstrebend gab er Garrison Auskunft: »Scheherazade ist
eine Revolutionärin, ein Guerilla. Sie versucht, die bestehende
Ordnung zu zerstören – unsere Gemeinschaft, unsere Firmen,
ja selbst die Weltregierung.«
    »Aber sie ist Ihre Tochter, und Sie wollen sie schützen,
nicht wahr?«
    »Allerdings.«
    Schließlich verlangsamte der Aufzug seine Fahrt und hielt so
plötzlich, daß Al-Hazimi die Knie weich wurden.
    Garrison kicherte. »Das ist der Grund, warum ich in diesem
Stuhl sitze, mein Freund. Meine alten Beine halten diese
Beschleunigung einfach nicht aus. Ich war hier unten, als Sie
landeten, und darum war ich mit der Begrüßung etwas
spät dran. Ich bin hier heruntergefahren, bevor Sie eintrafen,
und hatte die Zeit vergessen.«
    Die Aufzugstür stand offen und gab den Blick auf einen
kurzen, nackten Zementkorridor frei. Der nackte Flur wurde von einer
einzigen Leuchtröhre spärlich erhellt. Am Ende des
Korridors befand sich eine schimmernde Stahltür, die in die
Rückwand eingelassen war und der Tür eines Banktresors
glich.
    »Nun, machen Sie sich keine Sorgen«, meinte Garrison.
»Ich habe meine Leute bereits angewiesen, nach dem Mädchen
und nach diesem jungen Mann zu suchen – der irgendwie mein
Eigentum darstellt. Cobb ließ ihn aus Eiland Eins entkommen,
ich aber will ihn unversehrt zurückhaben. Gleichzeitig werden
wir auch Ihre Tochter wiederhaben.«
    »Ebenfalls unversehrt.«
    Jetzt waren sie an der Stahltür angelangt. Garrison hielt
seinen Rollstuhl an und drehte sich um, damit er Al-Hazimi anschauen
konnte.
    »Sind Sie noch nicht auf den Trichter gekommen, daß
diese feuerfressenden Burschen Ihre besten Verbündeten sind? Sie
können uns nichts anhaben. Natürlich werden sie etwas
Schaden anrichten und ein paar Leute umbringen. Aber was macht das
schon? Sie entführen unsere Leute – na und? Wir zahlen
Lösegeld und kriegen unsere Leute wieder. Auf diese Weise
können wir diesen kleinen Höllenteufeln Geld zukommen
lassen,

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