Die Kolonie
Millionen anbieten für das, was Sie hier sehen, aber es
macht mehr Spaß, sie zu stehlen, den Eigentümern das Herz
zu brechen. Diese eitlen Pfaue meinen, etwas für sich behalten
zu können, was ich haben will! Sie wollen nicht
verkaufen, für keinen Preis der Welt, ha? Nun gut!«
Al-Hazimi ließ den Blick langsam durch den Raum wandern.
»Sehen Sie sich alles genau an! Sie sind nun der siebente,
der je diesen Raum betreten hat. Und der letzte auf Erden, der dies
alles zu sehen kriegt. Die ganze Sammlung geht mit mir nach Eiland
Eins, und das recht bald.«
»Wie bald?«
»In ein paar Wochen. Wir hauen ab, bevor hier alles in
Scherben fällt. Hier wird Blut in den Straßen
fließen, Scheich. Wir alle werden sicher auf Eiland Eins
sitzen, bevor die Schießerei losgeht.«
»Und meine Tochter?«
»Wir werden sie holen und mitnehmen«, sagte Garrison. Wenn wir können, setzte er in Gedanken hinzu.
Wenn der (M.I.T.-Astronom Tom) McCord recht hat, so sind im
Asteroidengürtel Hunderte von Millionen von Milliarden Tonnen
Nickeleisenlegierungen vorhanden. Das wirtschaftliche Potential
dieses Metallagers ist schier unerschöpflich, sofern es der
Menschheit gelingt, den Weltraum zu erobern und zu
industrialisieren.
- Dr. Clark R. Chapman,
›The Inner Planets‹, 1977.
26. Kapitel
David kletterte den Hang hinauf, den ihm der Pilot gezeigt hatte,
watete durch das spärliche, bräunliche Gras und trug Bahjat
vorsichtig im Arm wie ein kleines Kind. Sie rührte sich nicht
und schlug die Augen nicht auf. Er hätte meinen können, sie
sei tot, wäre die Hitze ihres fiebernden Körpers nicht
durch sein dünnes Hemd gedrungen.
Diese Hitze ist gut, sagte er zu sich. Sie ist ein
Anzeichen dafür, daß der Körper die eingedrungenen
Mikroben bekämpft. Im Dorf wird es einen Arzt geben. Wir werden
bald da sein.
Die Sonne tauchte hinter die Wolkendecke, und ihre spärlichen
Strahlen wärmten nicht. Die graubraune Hügellandschaft
schien trocken, ausgedörrt, und es war kalt. David merkte,
daß ihm das Atmen schwerfiel und daß er kaum Luft holen
konnte. Ihm wurde schwindlig. Er blickte auf Bahjat hinunter, die
zart und zerbrechlich in seinen Armen lag, und fragte sich, warum sie
so schwer war. Seine Füße waren wie Blei, Arme und
Rücken schmerzten.
Aber er arbeitete sich weiter den Berg hinauf. Nur noch hundert
Meter, trieb er sich an. Du hast schon Schlimmeres mitgemacht.
Nur noch 75 Meter, vielleicht auch etwas mehr. Zähl’
nach… jeden Schritt… eins… zwei…
Er hatte jedes Gefühl für Zeit und Entfernung verloren.
Die ganze Welt, das ganze Universum war zusammengeschrumpft und nur
auf dieses eine Ziel ausgerichtet, auf diesen Bergkamm und auf die
welken Sträucher dort oben. David bewegte sich wie ein Automat.
Er versuchte, den Schmerz und die Müdigkeit in seinen Muskeln zu
ignorieren und schleppte sich Schritt für Schritt dahin.
Als er schließlich oben angekommen war, schwankte er und
brach fast zusammen. Das Dorf, von dem der Pilot gesprochen hatte,
lag ganz weit unten, zwischen Hügel eingebettet. Ein halbes
Dutzend Steinhütten.
Aus dem Dach der größten Hütte stiegen dünne
Rauchschwaden auf.
Vor einer anderen Hütte saßen ein paar kleine Kinder im
Staub. Irgendwo bellte ein Hund.
Es war eine Szene wie aus der Steinzeit: ein primitives Dorf, von
der Zivilisation zeitlich und räumlich gleich weit entfernt.
David hatte den Eindruck, mit jedem Schritt der Steinzeit
näher zu kommen, während er Bahjat bergab zum Dorf
hinuntertrug. Als er sich näherte, schlugen mehrere Hunde an.
Etwa ein Dutzend Leute kamen aus ihren Hütten, bildeten eine
stumme Reihe und gafften ihn an und die Last, die er mit sich
schleppte.
Es sind keine Wilden, dachte David. Sie trugen Hosen und
lockere Hemden, und farbenprächtige rote und blaue Decken
über der Schulter. David konnte keine Waffen entdecken.
Jetzt kamen noch mehr Leute aus den Hütten und gesellten sich
zu den anderen, bis schließlich etwa drei Dutzend Leute
herumstanden. Die erwachsenen Männer – David zählte
fünfzehn – traten vor und bauten sich in einer Reihe
schützend vor den Frauen und Kindern auf. Einer der jungen
– es ließ sich kaum feststellen, ob es sich um einen Buben
oder um ein Mädchen handelte, da sie alle die gleiche Kleidung
und den gleichen Pagenschnitt trugen – kroch zwischen den Beinen
der Männer hervor. Eine Frau – vielleicht die Mutter –
schob das Kind wieder an seinen Platz, wo es hingehörte. Keiner
sagte
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