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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Die
Jagdflieger wollten so hoch wie möglich über die Gipfel
hinaufsteigen. Ihr Pilot aber schüttelte den Kopf und
erklärte, daß seine kleine, altersschwache Maschine
bereits ihre Gipfelsteighöhe erreicht hätte, und daß
es einfach zu gefährlich sei, noch höher zu gehen, ohne
einen Absturz zu riskieren. Alsbald manövrierten sie um
schneebedeckte Gipfel herum und flogen zwischen den Bergen ein und
aus. Unter ihnen brodelte ein Meer von Wolken und Dunst, doch in
dieser Höhe war die dünne Luft klar.
    Dann, plötzlich, drosselte der Pilot den Motor und ging so
scharf in eine Linkskurve, wo David nichts weiter als Felswände
erkennen konnte, die an seinem Fenster vorbeihuschten. Die Maschine
tauchte mit röhrenden Motoren in die Wolken, und sekundenschnell
waren sie in grauen Dunst gehüllt und flogen blind dahin.
    David wollte schreien, aber sein Hals war wie
zugeschnürt.
    Der Pilot riß den Kopfhörer herunter und lächelte
David zu. »Nur keine Angst. Ich habe Radar an Bord.« Er
schaltete den kleinen orangefarbenen Bildschirm an seinem
Armaturenbrett ein. Der Schirm war mit dem Echo der Berge
übersät, die sie umgaben.
    Aber du achtest nicht darauf! dachte David verzweifelt.
    »Die haben ebenfalls Radar an Bord«, meinte der Pilot
über die Schulter, »aber sie haben zuviel Angst, ihre
schnellen, brandneuen Maschinen hierher zu lenken, um mit den Felsen
Bekanntschaft zu machen. Ich kenne diese Berge. Ich könnte blind
hindurchfliegen und jeden Felsen im Vorbeirauschen
grüßen.«
    David nickte und versuchte zu lächeln.
    Nach einem wilden, rüttelnden, ohrenbetäubenden Flug,
der stundenlang zu dauern schien, stießen sie durch die
Wolkendecke, und David erblickte weite alpine Hochflächen und
Wiesen, die sich unter ihnen ausbreiteten. Durch die schweren grauen
Wolken drang Sonnenlicht. Die Wiesen waren nackt und braun, baumlos
und mit Steinen übersät.
    Jetzt hatte der Pilot keine Zeit zum Sprechen. Er flog tief
über eine von Stoppelgras bedeckte Wiese, drehte eine Runde,
dann fuhr er das Fahrgestell aus und setzte zu einer holprigen
Landung an, die eine Menge Staub aufwirbelte.
    Er stellte die Motoren nicht ab, sondern griff einfach hinter sich
und öffnete die Luke neben David.
    »Okay, jetzt sind Sie in Sicherheit.«
    »In Sicherheit? Wo sind wir denn?«
    »Etwa fünfzig Kilometer von Ciudad Nuevo entfernt –
dort werden Sie von Ihren Freunden erwartet.«
    »Aber wie sollen wir dort hinkommen?«
    »Ich weiß es nicht. Und vielleicht hat die Polizei ihre
Freunde bereits verhaftet. Sie werden hier oben für ein paar
Tage sicherer sein.«
    »Was meinen Sie? Hier ist gar nichts!«
    »Hinter jenem Berg liegt ein indianisches Dorf. Dort
können Sie eine Zeitlang bleiben.«
    »Aber…«
    »Keine Zeit! Ich muß auf eine Strecke zurück, wo
ich tanken kann, bevor mich diese Scheißpolizei findet. Raus!
Schnell!«
    Ohne sich einen Augenblick zu besinnen löste David Bahjats
Gurte und hob sie aus dem Flugzeug. Der Pilot gab Gas und entfesselte
einen kleinen Wirbelsturm aus Staub und Kies, während David
Bahjat im Arm hielt.
    Das Flugzeug rumpelte über die Wiese und erhob sich in den
wolkenverhangenen Himmel. In wenigen Minuten tauchte die Maschine in
den grauen Wolken unter, und auch das Motorengeräusch erstarb.
David aber stand allein da in der leeren Wildnis, das kranke,
bewußtlose Mädchen im Arm.

Nun ist es soweit!
    Ich bin in Ruths Zimmer hinübergegangen, um mit ihr an dem
elektronischen Projekt zu arbeiten, das wir miteinander
durchführen, und ihre beiden Zimmergenossinnen hatten für
den Nachmittag frei, und – nun ja, wir sind miteinander ins Bett
gegangen, anstatt an dem Projekt zu arbeiten. Sie ist wundervoll.
Für sie war es auch das erstemal.
    Ich sagte ihr, daß ich sie heiraten will, daß ich
sie liebe, sie aber hat nur gekichert und gemeint, wir sollten
vorerst noch nicht ans Heiraten denken. Sie stammt zwar aus einer
jüdischen Familie, aber sie sei nicht besonders
strenggläubig erzogen und hätte auch keine Bedenken,
daß wir heirateten. Doch unsere Kinder würden ebenfalls
Juden sein. Das kann ich nicht ganz begreifen. Es ist doch ziemlich
gleich, in welchem Glauben wir sie erziehen. Sie würden Juden
bleiben, selbst wenn wir sie evangelisch erziehen würden. Das
war’s, was Ruth mir sagte.
    Wie dem auch sei, muß ich mich schwerer denn je an dieses
verdammte Studium hängen. Ruth freut sich so sehr, weil sie
meint, daß sie die Tests bestehen und nach Eiland Eins kommen
wird, und

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