Die Kolonie
sind bereit.«
»Es kann höchstens noch ein paar Tage dauern.«
»Okay«, sagte Leo. »Heute ist Montag. Und los
geht’s dann am… Donnerstag mittag Ostzeit.«
»Das wäre hier neun Uhr morgens«, sagte der Bursche
aus Los Angeles.
»He! Donnerstag ist Thanksgiving Day!«
Leo kicherte. »Natürlich. Gut so! Holt sie euch mitsamt
ihrem Truthahn!«
Alle lachten.
»Irgendwelche Einwände?«
Die anderen schwiegen.
»Also dann bleibt es bei Mittag, Ostzeit, diesen Donnerstag.
Viel Glück!«
Das dreidimensionale Bild auf Garrisons Holoschirm fiel
auseinander, so wie die 24 Segmente nacheinander erloschen. Doch Leos
Bild blieb auf dem sonst blanken Schirm. Da saß er nun, ganz
allein mit seinem glänzenden, schwarzen, kummervollen
Gesicht.
Nun gut, er ist der Anführer, dachte Garrison. In
diesen Tagen müssen wir ihn liquidieren – nachdem er getan
hat, was wir von ihm erwarteten.
Leo drehte sich um und blickte in die Kamera. Es sah aus, als
würde er Garrison direkt ins Auge blicken. Die Finger des alten
Mannes glitten nervös über die Tastatur an seiner Armlehne,
bereit, das Bild auszuschalten.
»Garrison, du beobachtest mich?«
Der Alte war nicht überrascht, daß Leo zu ihm sprach.
Er drückte einen Knopf auf der Tastatur, um sein eigenes Bild zu
übertragen.
»Ich beobachte dich, Greer.«
Leo grunzte. »Dacht’ ich’s mir doch.«
»Du scheinst dich zu einem nationalen Anführer gemausert
zu haben«, sagte Garrison.
»Verdammt richtig, ich bin’s.«
Garrison schnaufte ungeduldig. »Du kannst mit deinem
Rotwelsch aufhören, Greer. Es macht auf mich keinerlei
Eindruck.«
»Tja, das meine ich auch. Aber vielleicht ist es gerade die
Gosse, die mich fasziniert. Jetzt bin ich Leo. Greer ist tot
– oder zumindest schläft er ziemlich fest.«
»Es ist nicht die Gosse, die dich gefangen hält. Es ist
die Macht, die dich fasziniert.«
»Genau wie dich, Mann.«
Garrison überlegte einen Augenblick lang. »Das stimmt,
Bursche. Genau wie mich. Die Macht. Darauf kommt es an.«
»Verdammt richtig«, meinte Leo. »Du hast mir das
vor vielen Jahren beigebracht, Alter, damals, als ich noch Football
spielte. Du hast keine Mannschaft besessen, sondern eine
Liga.«
»Das ist immer noch so«, meinte Garrison.
»Warum hilfst du uns also?« fragte Leo. Seine Stimme
klang jetzt härter. »Meinst du vielleicht, wir wollen uns
selbst vernichten?«
»Höchstwahrscheinlich.«
»Du weißt ganz genau, daß dies nicht der Fall
ist. Viele von uns werden ins Gras beißen, aber wir sind wie
Sand am Meer, Mann. Wir werden alle Städte in deinen U.S. von A.
ausschalten.«
»Nur zu!«
Leos Augen wurden schmal. »Was soll dir das bringen? Warum
hilfst du uns?«
»Das ist meine Sache. Du brauchst nur das zu tun, was du
selbst für notwendig hältst. Was mich angeht – und
meinen weißen Arsch, so sagt ihr wohl? – darüber
mach’ dir keine Sorgen.«
»Ihr werdet uns mit Neutronenbomben eindecken, was? Diese
Bomben, die jedes Leben vernichten, wo aber die Häuser stehen
bleiben. Sobald wir aufmucken – bumm!«
Garrison schüttelte den Kopf. »Keine Neutronenbomben.
Die Weltregierung hat die letzte Bombe dieser Art schon vor Jahren
entschärft. Ich will gar nicht erst den Versuch machen, euch
aufzuhalten. Gehet hin und schlachtet die Weißen ab, und seht
zu, wie weit ihr kommt.«
»Mann, du bist selbst ein Weißer. Das Massaker
würde auch dich nicht verschonen.«
»Wir werden sehen… mein Junge.«
»O ja«, meinte Leo, und seine Stimme klang jetzt wie das
Schnurren einer Raubkatze. »Wir werden sehen.«
Sein Bild verblaßte, und der Bildschirm war tot.
Garrison starrte einen Moment auf den leeren Bildschirm, dann
tastete er wieder nach den Knöpfen an seinem Sessel.
»Arlene«, rief er. »Wir reisen am Dienstag.«
»Morgen schon?«
»Ist morgen Dienstag?«
»Ja.«
»Also los! Sag es Cobb, und sag es ihm persönlich.
Sprich direkt mit ihm. Sag ihm, daß er Zylinder B für uns
bereithalten soll. Ist meine Kunstsammlung transportbereit?«
»Schon seit einer Woche.«
»Also ab damit, noch heute abend! Und benachrichtige die
übrigen Mitglieder des Gremiums. Wir treffen uns morgen mittag
und reisen direkt zur Kolonie, ohne Aufenthalt auf Alpha oder
sonstwo. Wer bis zum Mittag nicht da ist, muß sich selbst um
sich kümmern.«
»Einige Mitglieder des Gremiums werden unmöglich bis
morgen mittag eintreffen können«, erwiderte Arlenes Stimme.
»Scheich Al-Hazimi ist unterwegs…«
»Sag ihnen, daß sie sich
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