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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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ist bei der Explosion umgekommen«, sagte Evelyn.
    Bahjat spürte, wie ihr Körper schwerelos auf die
Finsternis zutrieb. »Er ist meinetwegen gestorben.«
    »Hamud hat den Mord begangen.« Evelyns Stimme klang wie
ein Echo aus weiter Ferne. »Er hat gemordet –
Ihretwegen.«
    Und Bahjat erwiderte schauernd: »Wir haben alle getötet.
Wir sind alle Mörder.«
    »Aber Hamud hat kaltblütig gemordet. Es war eine
Hinrichtung, Ihretwegen. So hat er es mir geschildert.«
    »Nein…«, erwiderte Bahjat kaum hörbar.
»Das war kein Mord. Wir befinden uns im Kriegszustand. Das ist
kein echter Mord. Schlafen Sie jetzt. Ich muß… schlafen.
Ich bin so müde.«
     
    Warten ist das Schlimmste. David saß vor dem
Bildschirm im Beobachtungsraum des Labors und beobachtete, wie die
Kommuterkugel langsam durch den leeren Raum zwischen dem
Hauptzylinder der Kolonie und der Laborplattform dahinglitt.
    Dann schwenkte er nervös seinen Sessel herum, griff nach dem
Telefon und wählte die Nummer des Satelliten-Kontrollzentrums.
Auf dem kleinen Bildschirm erschien die Lagekarte: Sämtliche
Nordstaaten Amerikas waren ohne Energie. Ganz Kanada glühte in
kraftlosem Rot. Auch der Großteil Europas war abgeschaltet. Die
rote Gefahrenzone aber war gewachsen und umfaßte jetzt auch
große Teile Rußlands, von der
›Arbeiter-Riviera‹ am Schwarzen Meer bis hin zu den
vereisten Gebieten von Archangelsk und Murmansk.
    Zum zwanzigsten Mal wählte er Cobbs Nummer. Endlich erschien
das geschundene Gesicht des alten Mannes auf dem Bildschirm.
    »Sie sind noch am Leben«, sagte David, und die Spannung
in seiner Stimme war schier greifbar.
    Cobb blickte ihn unter blutverkrusteten Brauen hervor an und
jammerte. »Nicht gerade dank der RUV. Sobald dieser Hamud
erfahren hatte, wo du bist, ist er losgerast wie ein geölter
Blitz.«
    »Mit Bahjat und den anderen?«
    »Sie sind alle abgehauen. Ich nehme an, sie sind unterwegs zu
dir.«
    David betrachtete das Gesicht des alten Mannes. »Sie brauchen
einen Arzt. Vermutlich haben Sie eine
Gehirnerschütterung.«
    Cobb schüttelte verneinend einen knochigen Finger. »Ich
kann mich nicht rühren. Sie haben Wachen vor die Tür
gestellt. Niemand darf ein und aus, außer diese
RUV-Narren.«
    »Aber wie fühlen Sie sich?«
    »Wie soll’s mir schon gehen. Mir tut der Kopf weh, mir
tut der Mund weh. Seit ich erwachsen bin, habe ich stets für die
Pflege meiner Zähne gesorgt, und jetzt hat mir dieser irrsinnige
Araber ein paar Zähne ausgeschlagen.«
    »Aber Sie sind in Ordnung. Und Sie sind am Leben.«
    »Wenn du mich nicht mit dem gleichen Schit infiziert hast wie
die anderen.«
    David nickte. »Es handelt sich um Bakterien, die die Atemwege
angreifen und ein paar Tage Inkubationszeit brauchen. Aus
irgendwelchen Gründen wird sowas als Legionärskrankheit
bezeichnet. Der Computer hat mir den Grund für die Benennung
nicht verraten. Innerhalb von hundert Stunden kann die Krankheit in
ein kritisches Stadium treten, sofern sie nicht mit dem
entsprechenden Gegenmittel behandelt wird.«
    Cobbs geschwollene und aufgeplatzte Lippen hingen kraftlos
herunter. »Du machst doch keine Scherze? Sie werden dahinsterben
wie die Fliegen.«
    »Das stimmt.«
    »Eine Art von Kaltblütigkeit, was?«
    »Immer noch besser, als die ganze Kolonie abzuschießen
oder zuzulassen, daß sie überall auf der Erde die Energie
abschalten.«
    Cobb schien mißtrauisch. »Und was passiert, wenn sie
dich mit Maschinenpistolen überfallen? Die Angelegenheit scheint
diesen Hamud, den sie den Tiger nennen, nicht besonders zu
rühren. Du bist nicht allein immun auf dieser Welt. Es gibt
nämlich Menschen, die von Natur aus immun sind.«
    David spürte, wie sich seine Kinnmuskeln spannten. »Ich
werde mit Hamud fertig, sobald er hier eintrifft.«
    »Zäher Bursche«, seufzte Cobb.
    »Ich bin so zäh wie ich sein muß«, erwiderte
David.
    Der alte Mann grinste. »Ich glaube du bist’s, bei allen
guten Geistern. Ich habe ein Kind aus dieser Blechbüchse
ausgesandt, und ein Mann ist zurückgekehrt.«
    »Ausgesandt?« fragte David sarkastisch. »Ich
mußte hier regelrecht ausbrechen, wie aus einem
Gefängnis.«
    »Glaubst du wirklich, du hättest mir entwischen
können, wenn ich’s nicht gewollt hätte? Es wurde Zeit
für dich, mein Sohn, hinauszuziehen und die Welt
kennenzulernen.«
    David starrte ihn an und versuchte, in seinem
unergründlichen, verschwollenen Gesicht die Wahrheit zu
lesen.
    »Warum«, fragte er, »haben Sie mir nicht einfach
gesagt, ich

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