Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
eine riesige Metallspinne beobachten, die aus dem Ei
schlüpfte.
    Schließlich war es Duvic, der den Bann brach. »Ich
muß meine Fliegerkombination anziehen. Wir haben einen ziemlich
strengen Plan zu befolgen.«
    Ich auch, dachte Evelyn bei sich. »Ich muß
zurück«, meinte sie, an ihn gewandt.
    »Können Sie sich allein weiterhelfen?«
    »Ja, danke.«
    »Haben Sie eine Wohnung, oder hat man Ihnen ein Haus
zugewiesen?«
    »Sie können mich über das Trainingscenter
erreichen«, meinte Evelyn vorsichtig.
    »Aha!« Er lächelte, ihre Vorsicht akzeptierend.
»Ich würde Sie gern wiedersehen – unter normaler
Schwerkraft.«
    »Einverstanden. Rufen Sie mich im Trainingscenter
an.«
    Evelyn verließ den Raum so graziös, wie sie es nur
fertigbrachte mit Hilfe der Velcro-Matten, die leicht an ihren
Schuhsohlen hafteten und mit einem Gefühl, als würde ihr
Magen immer noch durch einen Schacht stürzen.
    Aber sie ging nicht wieder zu jener Rolltreppe zurück, die
zur Untergrundbahn und zu den Hauptwohngebieten der Kolonie
führten. Evelyn wollte die Kabine finden, die über jene
Seile lief, die die beiden Zylinder der Kolonie miteinander
verbanden.
    Sie prüfte jede einzelne Luke in der Metallwand des
Korridors. An den einzelnen Luken war eine kleine gedruckte Karte
angebracht, die mit einem Identifizierungscode versehen war,
ausgenommen die letzte Luke am Ende der Reihe. Diese Karte besagte
lediglich: NUR FÜR BEFUGTE.
    Direkt unter der Karte saßen die bunten Knöpfe einer
elektronischen Schleuse. Evelyn versuchte die Tür zu
öffnen, indem sie einfach den Hebel betätigte. Aber es
geschah nichts. Die Luke war fest verschlossen.
    Sie blickte über die Schulter den leeren Korridor entlang,
während sie in eine Tasche ihres Trainingsanzuges griff. Alles,
was bisher geschehen war, hätte sie einfach als Unwissenheit
hinstellen können. Bei einem Mann wie Duvic brauchte sie nur die
Augen aufzuschlagen, um ungeschoren davonzukommen.
    Doch nicht wenn einer sehen würde, was ich jetzt tue. Evelyn nahm einen handtellergroßen Scrambler und legte ihn
auf das elektronische Schloß. Der in dem Gerät verborgene
Minicomputer brauchte nur vier Sekunden, um die Kombination des
Schlosses zu entschlüsseln und sie Evelyn in kleinen rot
glühenden Ziffern anzuzeigen. Sie drückte die Knöpfe
in der richtigen Reihenfolge. Die Luke ging einen Spaltbreit auf, und
Luft, die nach Metall roch, zischte aus der Öffnung.
    Evelyn stieg, jeden Nerv angespannt, in die nur sarggroße
Aufzugskabine und zog die Luke hinter sich zu. Die Steuerung war
ebenfalls verschlüsselt, aber der Scrambler lieferte auch
diesmal umgehend den Schlüssel. Der Kunststoffdeckel über
dem Steuertastenfeld schwang auf, und sie sah, daß nur zwei
Knöpfe, mit A und B markiert, vorhanden waren. Sie drückte
Knopf B.
    Dann wartete sie, daß sich etwas tat.
    Wenn sich die Kabine bewegte, so konnte sie es jedenfalls nicht
feststellen. Sie stand in der engen Kabine, von blanken
Metallwänden umschlossen, und versuchte das Gefühl zu
unterdrücken, daß sie in einen bodenlosen Abgrund
stürzte.
    Plötzlich merkte sie, daß sie über dem Boden
schwebte, so daß sie fast mit dem Kopf gegen die Decke
stieß. Indem sie gegen das Angstgefühl ankämpfte, das
in ihr hochkam, streckte sie die Arme aus und stemmte sich mit aller
Gewalt gegen die Wände. Alles, was sie sich wünschte, war
fester Boden unter den Füßen. Sie holte tief Luft,
kämpfte sich nach unten, bis ihre Schuhsohlen wieder die
Bodenmatte berührten.
    Ich darf nicht schreien! befahl sie sich selbst.
    Dann spürte sie einen leichten Stoß, und die
Aufzugstür ging auf. Irgendwie hatte sie sich um die eigene
Achse gedreht, denn die Luke lag jetzt hinter ihr.
    Sie verließ den Aufzug und fand sich erneut in einem
Korridor mit Metallwänden wieder, ähnlich dem Zylinder A. Oder befinde ich mich immer noch in A? Vielleicht hat sich der
Aufzug überhaupt nicht bewegt!
    Langsam und vorsichtig tastete sie sich den Korridor entlang,
wobei sie versuchte, auf dem Velcro-Belag zu bleiben, den einen Arm
ausgestreckt, so daß ihre Fingerspitzen die kalte Metallwand
berührten. Es war wie ein längst vergessener Alptraum,
allein in vollkommener Stille einen Korridor entlangzugehen, der ihr
irgendwie vertraut und dennoch fremd vorkam, wobei sie das
Gefühl hatte, daß irgend etwas Entsetzliches auf sie
wartete – oder dicht hinter ihr herschlich.
    Sie wirbelte herum. Nichts. Hör auf! Du bist
albern.
    Sie durchquerte ein

Weitere Kostenlose Bücher