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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Wein.«
    »Was soll’s? Die wichtige Passage lautet: ›…
und du, die in der Wildnis für mich singt…‹«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht singen. Meine
Stimme eignet sich nicht dafür.«
    »Jedes Wort, das Sie sprechen, Bahjat, ist wie ein Lied. So
oft ich Ihr Gesicht sehe, Ihr Lächeln, ist es für mich das
höchste Liebeslied, das je ein Mensch gesungen hat.«
    Sie schlug die Augen nieder, als würde sie vor Scham
erröten, wie es einer wohlerzogenen jungen Dame vom Zweige
Mohammeds zustand. Doch er sah, daß sie lächelte. Er
breitete die Arme aus und zog sie an sich, und sie kam ihm entgegen,
glücklich, und klammerte sich an ihn mit der gleichen
Leidenschaft, die in ihm aufstieg.
    Ihre Vereinigung war heftig, aber ohne gierige Hast. Denny
erkundete jede Biegung, jeden Fleck ihres jungen Leibes: die Biegung
ihres Halses, die leichte Festigkeit ihrer Schenkel, die Weichheit
ihrer Brüste, die fast unsichtbare Wölbung ihres
Rückens, dieses ganze warme bebende Wunder ihrer selbst. Ihre
Hände, ihre Fingerspitzen, ihre Zunge fanden jeden Nerv, der
unter seiner Haut sprühte und glühte.
    Die Sonne warf bereits lange Schatten über die Ruinen, als
sich Denny schließlich aufrichtete. Er wandte sich um und
blickte auf Bahjat hinunter, die ihm zulächelte.
    »Dein Vater scheint mich nicht besonders zu
mögen.«
    Sie schloß langsam die Augen und sagte: »Er hat dich
von Anfang an nicht gemocht.«
    »Das Gefühl hatte ich auch.«
    »Doch wir waren von Beginn an ein Herz und eine Seele, mein
schöner Eirisch. Unser Blut hat sich miteinander
vermischt. Das ist es, was mein Vater haßt.«
    »Du meinst die Transfusion.«
    Sie nickte und hielt die Augen immer noch geschlossen. »Der
Arzt meinte, du würdest verbluten. Es blieb keine Zeit
übrig. Wir haben die gleiche Blutgruppe. Es war die
Vorsehung.«
    »Du hast mir das Leben zweimal gerettet.«
    »Einmal, zweimal, hundertmal…« Sie lächelte.
»Dein Leben ist mein Leben, Liebster. Ich wußte es seit
dem Augenblick, als ich dich zum erstenmal sah, als dich Hamud in den
Wagen trug.«
    »Und als ich zum erstenmal dein Gesicht sah«, sagte
Denny, »auf dem das Mondlicht lag… war ich bereits in dich
verliebt.«
    »Das ist schön.«
    »Aber was ist mit deinem Vater? Er weiß nicht einmal,
daß ich außer Haus bin.«
    »Er ist viel zu beschäftigt, um uns dauernd zu
überwachen. Die Wachen sind bestechlich. Einer der
Wachmänner ist in Irene, die griechische Dienerin verliebt. Es
war leicht, ihn zu überreden, für eine halbe Stunde zu ihr
zu gehen, anstatt dich zu bewachen.«
    »Aber er will dich wegschicken – nach Eiland
Eins.«
    »Ich werde nicht gehen«, erwiderte sie schlicht.
    »Und warum hält er mich im Haus gefangen? Warum
läßt er mich nicht raus?«
    »Um dich vor den Killern der RUV zu schützen«,
sagte sie. Dann, mit einem aufblühenden Lächeln: »Und
um dir den Weg zu seiner Tochter zu versperren, die wahnsinnig in
dich verliebt ist.«
     
    Al-Hazimi saß in seinem fahrbaren Büro, einem riesigen
Landkreuzer mit Wasserstoffantrieb. Das Innere des Kreuzers hatte
wenig Ähnlichkeit mit dem Büro eines Geschäftsmannes.
Der Scheich lehnte an einem weichen Kissenberg, in ein orientalisches
Gewand gehüllt. Durch die stark getönten Fenster des
Kreuzers konnte er mehrere Reihen von Mikrowellenantennen erblicken,
dünne Metallstäbe, die in den Himmel stachen und die
Mikrowellenenergie auffingen, die von den Sonnenkraftwerk-Satelliten
heruntergestrahlt wurde.
    Es war eine kosmische Ironie, daß die arabischen
Völker, einst so reich an Öl, in der Energieerzeugung immer
noch führend waren. Die Länder des Westens hatten erwartet,
daß die Macht der Saudis und Haschemiten niedergehen und
allmählich verblassen würde, sobald die Ölvorräte
unter ihren Wüsten aufgebraucht waren. Die gierigen
Industrienationen warteten auf den Zusammenbruch der arabischen Macht
und breiteten sich darauf vor, an den Nachfolgern des Propheten Rache
zu nehmen.
    Doch die Araber, Gott segne ihre Väter, waren klug genug zu
erkennen, daß ihre Wüsten geradezu prädestiniert
waren, um dort Sonnenkraftwerke zu erbauen. Sie investierten das
Kapital, das durch den Verkauf ihres Öls über sie
hereingebrochen war, in Eiland Eins und in die
Sonnenkraftwerk-Satelliten, die die Weltraumkolonie baute.
    Und Allahs leere Wüsten erwiesen sich weitaus
nützlicher, als die Gottlosen im Westen sich jemals
erträumt hatten. Gab es einen besseren Platz für jene
Anlagen, die die

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