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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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eingeschüchtert?«
    »Ja, sehr oft. Doch sie tun, was ich ihnen sage, trotz ihrer
Angst.«
    »Dann sind sie recht tapfer.«
    Hamud nickte bedeutsam.
    »Warum kämpfen sie gegen die Weltregierung?« fragte
Al-Hazimi.
    »Weil sie nicht von Fremden gegängelt sein wollen. Was
mich angeht, so möchte ich ein unabhängiges Kurdistan, frei
von jedem fremden Einfluß.«
    »Warum haben Sie versucht, den Architekten zu töten, der
den Palast des Kalifen erbaut?«
    »Natürlich als Zeichen unseres Widerstandes gegen die
Weltregierung.«
    »Weitere Gründe hatten Sie nicht?«
    »Nein.«
    »Sind Sie wegen des Palastbaus nicht ungehalten?«
    »Das macht uns nichts aus. Aber dadurch, daß wir den
Fremden töten, der die Bauarbeiten leitet, wollen wir der
Weltregierung sagen, daß wir uns gegen ihre Diktatur
auflehnen.«
    »Du bist ein Narr!« schrie Al-Hazimi ihn an.
    Hamud schluckte die Wut runter, die in ihm aufstieg, und fragte
ruhig: »Wieso?«
    »Akte politischen Terrors sind sinnlos«, sagte der
Scheich barsch. »Man erreicht damit nichts weiter, als daß
eine Abordnung der Weltpolizei von Messina aus hier
einfliegt.«
    »Das hat nur symbolischen Wert.«
    »Symbolischen Wert, daß ich nicht lache!« Al
Hazimi schien auf ihn losgehen zu wollen. »Wenn ihr schon
streiken müßt, dann tut es dort, wo es etwas
nützt!«
    Hamud maß den Scheich mit einem mürrischen Blick.
    »Ich habe den Fremden in meinem Haus aufgenommen und der
Weltpolizei erzählt, daß die örtliche Polizei Herr
der Lage ist. Sie werden den Architekten in Frieden lassen. Wenn
nicht, wird sich trotz meiner Protektion die Weltregierung Ihrer
annehmen, und Sie und Ihre Gefolgsleute werden unter Druck gesetzt.
Ihre Asche wird in alle Winde zerstreut werden.«
    »Aber warum halten Sie den Architekten immer noch fest? Seine
Wunde dürfte ziemlich ausgeheilt sein…«
    »Meine Tochter hat sich in ihn vergafft, und ich möchte
sie beide im Auge behalten.«
    Hamud nickte. Aber das wird wenig nützen, wußte
er aus Erfahrung. Bahjat ist klug genug, um ihre eigenen Wege zu
gehen.
    »Ich weiß immer noch nicht«, grübelte
Al-Hazimi, »was sie zu jener Abendstunde im Bazar zu suchen
hatte.«
    »Ich bin nur ihr Fahrer«, sagte Hamud. »Sie befahl
mir, in den Bazar zu fahren, und ich gehorchte.« Ihre
Reaktion war dieselbe wie deine, setzte er in Gedanken hinzu, als sie hörte, daß wir den Architekten umbringen
wollen. Sie war um seine Sicherheit besorgt, noch bevor sie ihn zu
Gesicht bekam.
    »Ich muß sie nach Eiland Eins bringen«, murmelte
der Scheich. »Das ist die einzige Möglichkeit, sie zu
retten.«
    »Und meine Leute müssen der Weltregierung irgendwie
einen Denkzettel verpassen. Eine revolutionäre Bewegung macht
entweder Fortschritte – oder sie bricht in sich
zusammen.«
    »Dann tut es eben woanders, aber nicht in Bagdad.«
    »Wir brauchen Transportmittel, Waffen und
Sprengstoff.«
    Al-Hazimi nickte kurz. »Gut. Ich will sehen, daß ihr
das Zeug bekommt. Aber laßt Bagdad in Ruhe.«
    Das heißt, wir sollen deine Tochter in Frieden lassen, dachte Hamud. Aber sie wird dich verlassen, o Scheich, und mir
folgen. Meinetwegen wird sie auch den Architekten verlassen.
    »Geh jetzt!« Al-Hazimi wies zur Tür. »Mein
Assistent wird alles arrangieren, was ihr braucht.«
    Hamud erhob sich langsam genug, um den Scheich durch sein
plötzliches Aufbrechen nicht zu beleidigen. Er verbeugte sich
leicht und ging dann zur Tür, die aus dem Abteil
hinausführte. Er schwankte leicht, als der Kreuzer eine Kurve
nahm, doch das wissende Lächeln spielte immer noch um seine
Lippen.
    Wir werden die Transportmittel und die Waffen bekommen, die wir
brauchen, sagte er zu sich. Und Bahjat wird mit mir
kommen.
    Sobald Hamud die Tür hinter sich geschlossen hatte,
betätigte Al-Hazimi das Tastenfeld.
    Das Gesicht seiner neuesten blonden Sekretärin füllte
den Bildschirm. »Sir«, sagte sie mit einem
merkwürdigen Lächeln im Gesicht, »wir haben eine
Meldung von unserem Hubschrauber.«
    Er schloß die Augen. »Und die besagt?«
    »Ihre Tochter hat das Haus verlassen – mit dem
kanadischen Architekten.«
    »Ich verstehe.«
    Die Sekretärin las den ganzen Bericht des Piloten vor,
einschließlich der Angaben, die jene Zeitspanne betrafen, die
Bahjat und McCormick außer Sichtweite im Schatten jenes Baumes
in der Einsamkeit der Ruinen verbracht hatten. Als Al-Hazimi die
Augen wieder öffnete, merkte er, daß seine Sekretärin
ein amüsiertes Lächeln zur Schau trug. Es sollte mich
freuen,

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