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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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einen
Haufen Ärger kriegen.«
    »So?« sagte Garrison mit krächzender Stimme.
    »Bevor ich meinen Nacken unter dieses Joch beuge, möchte
ich doch wissen, wo ich meinen Stoff herkriege.«
    »Was für Stoff?«
    »Die Steroide und die Hormone – all das Zeug, das ich
zum Leben brauche.«
    Garrison machte eine ungeduldige Handbewegung. »Du wirst es
kriegen! Aus der gleichen Quelle, aus der dich die Weltregierung
beliefert hat. Weiß ich, wo die das Zeug beschaffen?«
    »Ich will wissen, wo es herkommt, Mann«, beharrte Leo.
»Sonst läuft nichts.«
    »Was is’n los?« knurrte Garrison. »Traust du
mir etwa nicht?«
    »Nein«, sagte Leo mit breitem Lächeln.
»Ebensowenig wie du mir.«
    »Hach! Wenn es nach mir ginge, würdest du immer
noch…«
    »Vergiß es! Also, wo wird der Stoff hergestellt? Ich
will es wissen, bevor ich auch nur einen Schritt
weitergehe.«
    Garrison meinte mit saurem Gesicht: »In einem meiner
Vertragslabors, ein biochemisches Labor, den Hudson aufwärts,
ein paar Meilen vor der Stadt. Irgendwo in Westchester County, nahe
Croton.«
    »Ich werde losziehen und das nachprüfen.«
    »Also hau schon ab! Aber glaube ja nicht, daß du mich
drankriegst. Dein ganzes verdammtes Geschäft berührt mich
so wenig wie ein Rattenarsch.«
    »Natürlich, ich weiß«, meinte Leo.
»Darum kaufst du ja die Ware auch für uns ein.«
    Garrison machte eine abrupte Bewegung mit der linken Hand, und das
Bild erlosch.
    Leo lehnte sich nachdenklich in seinem Sessel zurück. Ich
muß dieses Labor unter die Lupe nehmen. Ich kann nicht
zulassen, daß er mir den Nachschub abschneidet.
    Raja stand neben einer sechs Fuß hohen Konsole, die mit
Meßgeräten und Knöpfen übersät war.
»Die Konferenz soll in fünf Minuten beginnen.« Und er
setzte mit hoher, erregter Stimme hinzu: »Sind Sie
bereit?«
    »Natürlich, Mann«, meinte Leo. »Ich bin zu
allem bereit.«
    Mit einem Seufzer der Erleichterung wandte sich Raja seinen
Geräten zu und machte sich an den verschiedenen
Steuerungsanlagen zu schaffen. Leo wußte, daß so ziemlich
alles, was der Mann tat, Blendwerk war, um die Spannung zu
erhöhen. Schließlich aber riskierte er einen Blick auf
eine Digitaluhr, seufzte und lehnte sich schwer gegen einen einzelnen
großen roten Knopf.
    Im Handumdrehen war der Tisch von elf weiteren Gestalten besetzt,
so echt und lebensnah, als säßen alle leibhaftig am Tisch
und nicht irgendwo in fernen Städten, die Hunderte und Tausende
von Meilen entfernt lagen.
    Raja deutete eine kleine, nervöse Verbeugung an und huschte
aus dem Zimmer, während er gewissermaßen durch das
holografische Bild zweier Männer hindurchging, die in der
Nähe der Tür ›saßen‹. Leo ließ die
anderen reden, während er dem Geräusch der Tür
lauschte, die ins Schloß fiel und Rajas Schritten, der
draußen im Flur die Treppe hinunterstieg.
    Dann wandte er sich seinen Gesprächspartnern zu, darunter
vier Frauen. Zwei von ihnen – ein Mann und eine Frau –
waren Weiße. Sie alle waren zwar überprüft worden und
galten als vertrauenswürdig, dennoch wollte Leo gerade diesen
beiden nicht so recht trauen.
    »Ich heiße Leo«, sagte er und hob die Stimme,
worauf die anderen ihr Gespräch beendeten und sich ihm
zuwandten. »Und ich möchte Ihnen eine Frage
stellen.«
    Eine der beiden schwarzen Damen erwiderte lächelnd: »Und
wie lautet Ihre Frage?«
    »Wie viele Schwarze gibt es in den USA? Wie viele Spanier,
Chicanos, Orientalen und Indianer?«
    »Mehr als genug«, warf einer der Gesprächspartner
ein, und die anderen lachten.
    Leo aber blieb ernst. »Also nur eine Handvoll
Weißärsche, wie ich sehe. Wieso kommt es dann, daß die dieses Land regieren und nicht wir!«
    Für einen Augenblick herrschte Schweigen, dann meinte ein
stämmiger junger Mann mit braunem Gesicht: »Die
Weißen haben die Armee, Mann. Und sie sind
organisiert.«
    »Richtig!« sagte Leo. »Sie sind organisiert! Das ist ihr Geheimnis. Nun wird es aber Zeit, daß wir uns
ebenfalls organisieren. Die RUV da, die Panther dort, die Latinos
woanders – wir müßten uns zusammentun und
zusammenarbeiten.«
    »Wir?« warf einer der Schwarzen ein. »Wer sagt denn
das?«
    »Ich sage es. Und ich sage euch, wir können von der RUV
und von den anderen mit jeder Hilfe rechnen.«
    »Eine ganz große Scheiße!«
    »Ich mag wetten, du liegst richtig«, sagte Leo.
»Wie heißt du, Bruder?«
    »Wie ich heiße? Das möchte ich nicht unbedingt
verraten. Nenn’ mich einfach Cleveland.«
    »Okay, Cleveland. Was

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