Die Kolonie
Spektakuläres tun, daß sie froh sein
werden, uns die Macht zu übergeben, nur um sich uns vom Hals zu
halten.«
»Jesus! Was soll das heißen, Mann?«
Leo lächelte leicht und lehnte sich in seinem krachenden
Sessel vor. »Schon mal was von einer militärischen Aktion
namens Tet Offensive gehört?«
Es ist heiß in Texas! Die Sonne schmilzt einen nur so
dahin. Sie verbrennt den Boden, bis er so hart wird, daß nichts
mehr darauf wächst als Beifuß. Zumindest haben mir das die
anderen Studenten erzählt.
Ich habe heute abend bei den Eltern angerufen, um ihnen zu
sagen, daß ich gut angekommen bin. Sie werden nächste
Woche aus der Farm ausziehen und in die Siedlung gehen.
Es heißt, daß es hier recht streng zugeht,
daß aber die Lehrer gut sind. Es gibt eine ganze Menge Dinge,
von denen ich keine Ahnung habe. Ich war wohl ziemlich
einfältig. Doch das will ich jetzt alles nachholen.
Die Studenten hier sind alle schwer in Ordnung. Der erste Tag
ist mit physiologischen Tests draufgegangen. Man prüft uns auf
Verträglichkeit und so was. Und da ist auch ein Mädchen,
Ruth Oppenheimer, wirklich eine Wucht, etwas ganz Besonderes. Sie
stammt aus Kalifornien. Ich glaube, sie ist Jüdin…
- Das Tagebuch des William Palmquist
16. Kapitel
David saß auf einem zerbeulten Kunststoffsessel im
Elektronikladen und starrte auf den offenen Frachtbehälter.
Sieht aus wie ein Sarg, dachte er.
Er hatte den Raumanzug in den Behälter gelegt, um
festzustellen, wieviel Platz sein Körper einnehmen würde.
Drumherum lagen zwei grüne Sauerstoffbehälter und eine
einzige Brennstoffbatterie zu seinen Füßen. Obendrein
hatte er den Behälter mit einer Kunststoffisolierung
versehen.
Die Zahlen auf dem Computerterminal, der auf einem Regal neben ihm
stand, besagten, daß Sauerstoff und Wärme ausreichen
würden, um ihn während seiner zweitägigen Reise zum
Mond knapp am Leben zu erhalten, sofern er in der elektronischen
TM-Trance verblieb.
»Um zu schlafen«, murmelte David, »vielleicht auch,
um zu träumen.«
Er hatte den Behälter bereits mit einem Stempel versehen, der
den Inhalt als VERSCH. ELEKTRONISCHE BESTANDTEILE auswies. Die
entsprechenden Codenummern waren in orangefarbener Leuchtfarbe
aufgetragen. Alles, was er zu tun hatte, war, in den Raumanzug zu
steigen, es sich im Behälter bequem zu machen und das Programm
über seinen implantierten Kommunikator ablaufen zu lassen. Er
hatte das Programm bereits geändert, so daß es anstatt
sechs Stunden 48 Stunden laufen würde.
Alle Werte waren überprüft, alles stand bereit, trotzdem
saß er immer noch unbeweglich in seinem Sessel.
Vor seinen inneren Augen rollte der ganze Vorgang ab. Er sah den
Behälter, wie er an der plumpen Mondfähre befestigt wurde,
die ganze Batterie von Metallbehältern an den spitzwinkligen
Trägern. Er sah, wie die Fähre vom Dock auf Eiland Eins
ablegte und lautlos in die tödliche kalte Leere des Weltraums
hinausglitt. Und er sah sich selbst in diesem Frachtbehälter
liegen, mit geschlossenen Augen, in tiefer Trance. Die
Sauerstoffzufuhr wurde unterbrochen, die Brennstoffbatterie versagte.
Er wurde hart wie ein Ziegelstein, wurde zu einer Eisskulptur,
weiße Kristalle umsäumten die Lider, das Haar und die
Nase. Sein Fleisch wurde blauweiß und brüchig, und er lag
da, tot und verlassen und schwebte für alle Zeiten in dieser
unendlichen, kalten Leere.
David schüttete den Kopf. Du darfst nicht länger
zögern! sagte er zu sich.
Behutsam stieg David in den Druckanzug, wobei er sich immer wieder
sagte, daß es ihm immer noch freistehe, in letzter Minute alles
fahren zu lassen. Er kniete sich in seiner sperrigen Kleidung hin und
schloß die Schläuche für die Luftversorgung an die
Sauerstoffbehälter an. Sein Helmvisier stand noch offen, und er
atmete immer noch die Luft seiner Umgebung. Für die
Sauerstofftanks ist es später noch früh genug.
Methodisch, Schritt für Schritt, ging er das Programm durch,
wie er es geplant hatte, bis er schließlich ausgestreckt in
seinem Behälter lag und den Deckel über sich schloß.
Drinnen war es stockfinster. Er schaltete seinen Kommunikator ein und
bestellte eine Frachtabholung gleich für die frühen
Morgenstunden.
Dann versuchte er sich zu entspannen und ganz natürlich
einzudösen. Er wußte nicht, wann er eingeschlafen war, und
wenn er träumte, so verbannte er jede Erinnerung daran aus dem
Bewußtsein.
Das nächste, was David vernahm, war eine Art Flüstern um
ihn herum. Dann
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