Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
einer unserer Fähren
verstecken?« sagte der andere mit der Stimme eines gereizten
Bullen. »Wenn Sie draufgegangen wären, wissen Sie, was dann
mit unseren Versicherungsraten passiert wäre? Das ist –
verdammt noch mal – kein Scherz!«
    »Ich habe mein Leben riskiert, um hierher zu kommen«,
gab David zurück. »Mir war nicht nach Scherzen
zumute.«
    »Zum Teufel, nein!« Und an Jeffers gewandt setzte er
hinzu: »Ich sage, wir schicken ihn auf dem gleichen Weg
zurück, auf dem er hergekommen ist.«
    »Nun, Pete, du weißt…«
    »Ich will nach Selene«, beharrte David. »Sie sind
nicht befugt, mich festzuhalten.«
    Der Mann schaute auf David hinunter. »Nicht befugt! Du
kleiner blaßärschiger Bastard, was glaubst du eigentlich,
wer du bist?«
    »Und wer zum Teufel sind Sie?« gab David wütend
zurück. »Ich brauche mich von niemandem beleidigen zu
lassen!«
    Der Mann machte einen schnellen Schritt auf David zu und schlug
ihm mit der Faust ins Gesicht. David hatte zwar so manches Jahr
trainiert und alle möglichen Kampf arten von Aikido bis Marquis
von Queensberry studiert, aber er war überrascht und
überrumpelt, und die geringe Schwerkraft auf dem Mond ließ
seinen abwehrenden Arm zu weit ausschwingen.
    Er konnte also den Schlag nicht abwehren, und die Faust des
Gegners landete auf Davids Kinn. Er spürte nichts, aber
plötzlich verlor er das Gleichgewicht und knallte gegen die
Tür hinter seinem Rücken, wobei der Aufprall durch die
Einsechstel-Schwerkraft des Mondes gemildert wurde. Er glitt auf die
Knie und landete schließlich auf dem Hosenboden.
    »Um Himmels willen!« Jeffers eilte um seinen
Schreibtisch herum. Er packte Pete bei der Schulter und stieß
ihn von David weg. »Er ist ja nur ein Kind. Was zum Teufel
machst du denn da?«
    Pete befreite sich aus dem Griff des Sicherheitsmannes. »Ich
habe sechsundzwanzig Männer und Frauen an der Hand, die –
verdammt noch mal – Tag für Tag ihren Kopf riskieren, aber
diese kleine Ratte kommt hier hereingeschneit und glaubt, uns
herumkommandieren zu können!«
    David rappelte sich hoch. Er hatte Blut im Mund, es schmeckte
salzig, heiß und feucht.
    Jeffers drängte Pete zur Tür. David trat beiseite,
betastete sein Kinn und spürte, wie der Zorn in ihm aufwallte,
als er in Petes Berserkeraugen blickte.
    Nur ruhig Blut, sagte David zu sich. Denk an die Wache,
die vor der Tür steht. Warte, bis du ihn allein erwischst. Doch irgend etwas in ihm schrie nach Vergeltung.
    Jeffers schloß die Tür hinter dem Vormann der
Grubenarbeiter und wandte sich wieder David zu.
    »Brauchen Sie einen Arzt?«
    David schüttelte den Kopf. Sein Kinn brannte, aber er
rührte nicht mehr daran.
    »Sind Ihre Zähne in Ordnung?«
    »Ich bin nicht verletzt«, erwiderte David.
    »Okay. Pete ist ein Hitzkopf, freilich auch ein guter
Vormann. Er ist auf alles und jeden sauer, der den Betrieb
stört.«
    David schwieg.
    »Dr. Cobb trug mir auf, Sie möchten ihn sofort anrufen,
sobald Sie wieder bei Bewußtsein sind.«
    »In Ordnung«, meinte David, aber er wußte selbst,
daß es widerspenstig klang. Er ging zu dem einzigen Sessel, der
in dem engen Raum stand, ein Stück Tuch über einen
zerbrechlichen Alurahmen gespannt. Er setzte sich dem Bildschirm
gegenüber, während Jeffers ein paar Knöpfe auf der
Tastatur drückte.
    Der Bildschirm leuchtete auf, und Dr. Cobbs zerfurchtes Gesicht
nahm Gestalt an.
    »Also bist du doch ausgerissen«, sagte Cobb ohne
Umschweife.
    »Ich mußte«, erwiderte David. »Ich
mußte für eine Weile fort aus der Kolonie.«
    »Du hast deine Chance wahrgenommen.«
    »Sie haben mir keine Wahl gelassen.«
    Cobb spitzte die Lippen, dann fragte er: »Hast du die Reise
genossen?«
    David streifte die Zähne mit den Lippen, bevor er
schließlich sagte: »Es ging.«
    »Das will ich meinen. Schön, was hast du jetzt
vor?« Cobb hob die Brauen und runzelte dann die Stirn. »Du
befindest dich jetzt im Grubenkomplex. Möchtest du ein paar Tage
bleiben und sehen, wie die andere Hälfte lebt?«
    David, vom Angebot überrascht, meinte: »Ja, vielleicht
ist es das Beste.«
    »Setz dir keine Flausen in den Kopf«, warnte Cobb.
»Du mußt dich strikt an die Gruben halten. Keine
Ausflüge nach Selene oder sonst wohin. Jeffers, sind Sie
da?«
    Jeffers tippte auf eine Taste und verbreiterte damit den
Kamerawinkel, so daß er auch ins Bild kam. »Jawohl,
Sir.«
    »Halten Sie diesen jungen Abenteurer von den Raketen fern. Er
ist verrückt genug, ein ballistisches Fahrzeug zu kapern

Weitere Kostenlose Bücher