Die Kolonie
und
sein kostbares Gehirn auf der Landebahn von Selene zu
verteilen.«
Jeffers rückte lächelnd. »Gut so, Chef. Ansonsten
– kann er frei auf der Basis herumlaufen?«
»Wenn Sie es für richtig halten«, erwiderte
Cobb.
Jeffers blickte auf David. »Ich glaube, es geht in Ordnung.
Ich werde eine Sicherheitsgarde beauftragen, ihm alles zu
zeigen.«
»Gut.« Und mit einem Blick auf David sagte Cobb:
»Also lauf los und sieh dir alles an. Aber ich erwarte,
daß du bis zum Ende der Woche hier eintriffst.
Verstanden?«
»Verstanden.« David mußte sich beherrschen, um
nicht vor Schmerzen zu jammern. An seiner Kinnlade blühte eine
stattliche Beule auf.
Es dauerte weniger als einen Tag, bis David alles gesehen hatte,
was er im Grubenkomplex zu sehen wünschte. Auf der Basis waren
weniger als 100 Leute beschäftigt. Die meisten davon waren
Grubenarbeiter und bedienten die Bulldozer, die den Mondboden
aufrissen und das Gestein in einen Massenbeschleuniger luden, der
seinerseits die komprimierte Masse vom Mond hinwegkatapultierte, wo
sie dann frei im Raum schwebte, bis sie von einem Sammler angezogen
wurde, der in der Umlaufbahn hing und von dem aus das Material zu den
Schmelzanlagen und Fabriken auf Eiland Eins transportiert wurde.
David beobachtete die Grubenleute bei ihrer Arbeit. Sie
mußten Druckanzüge anziehen, ähnlich wie die
Astronauten sie trugen, und in die Kabinen ihrer gewaltigen,
atomgetriebenen Bulldozer klettern, sie betätigten die Greifer
und Schaufeln, die den harten Mondboden aufwühlten. Sie
arbeiteten im Freien an der Oberfläche des Ozeans der
Stürme.
»Ich möchte raus und mit einem dieser Traktoren
fahren«, sagte David zu seiner Sicherheitswache.
Doch die Wache meinte: »Ich muß den Chef
fragen.«
Sie riefen Jeff aus der Beobachtungskuppel an, von wo aus sie die
Arbeiten beobachteten. Nach einigem Zögern meinte Jeffers:
»Ihr müßt Pete Grady fragen, ob er einverstanden ist.
Er ist der Vormann, und er kann ziemlich ungemütlich werden,
wenn er bei der Arbeit gestört wird.«
Pete Grady, dachte David. So heißt er
also.
Die Wache wollte Grady während einer Arbeitsschicht nur
ungern stören. Im Minenkomplex war der Jähzorn dieses
Mannes sattsam bekannt.
»Ich werde heute beim Abendessen mit ihm reden«, sagte
der Wachmann zu David.
David nickte und ließ sich vom Wachmann zu seinem Quartier
führen: ein Zimmer von der Größe eines Sarges, kaum
geräumiger als der Frachtbehälter, in dem er angereist war.
Der Wachmann wiederholte sein Versprechen, mit Grady zu reden und
ließ David in seinem Käfig allein.
Sobald sich die Tür hinter dem Wachmann geschlossen hatte,
schaltete David seinen Kommunikator ein. Er hörte dem Singsang
des nichtvokalen Computers im Minenkomplex zu und befahl ihm, ihn mit
dem Hauptcomputer auf Eiland Eins zu verbinden.
Es bedurfte verschiedener Versuche, in Pete Gradys Personalakten
vorzudringen, doch schließlich gelang es David, die richtige
Kombination herauszufinden, um den Computerspeicher
aufzuschließen.
Von Kindesbeinen an freute er sich diebisch darauf, den Computer
zu überlisten und ihm jene Daten zu entlocken, die ihn
interessierten. Das war viel aufregender als Bonbons zu mausen.
Nachdem er den Computerausdruck, der über seinen eingebauten
Bildschirm flimmerte, fast eine Stunde lang ausgewertet hatte, sandte
David eine telefonische Nachricht an Grady. Der Vormann war nicht in
seinem Quartier, und David befahl dem Computer, folgende Nachricht
auf Gradys Bildschirm zu hinterlassen:
Mr. Grady,
ich hoffe, daß Sie es mir nicht mehr nachtragen, weil ich
mich auf so ungewöhnliche Weise hier eingeschlichen habe. Ich
hoffe, daß Ihre Arbeit dadurch nicht besonders
beeinträchtigt wird. (Ihre Grubenarbeit, ein Appell an seine
Eitelkeit.) Es war die einzige Möglichkeit für mich,
hierherzukommen. Ich habe die Minenarbeiten einen Tag lang
beobachtet, und sie erscheint mir so faszinierend, daß ich
eines Tages vielleicht selbst ein Mineningenieur werden möchte
– sofern ich mich dafür qualifizieren kann. Ich weiß,
wie schwer das ist. Ich möchte die Arbeiten gern aus der
Nähe sehen, wenn Sie es gestatten. Doch wenn Sie meinen, dies
sei zu riskant für Sie, wenn ich Sie bei der Arbeit behindern
oder irgendwelche Gefahren heraufbeschwören sollte, so habe ich
dafür volles Verständnis. (Zum Bauchpinseln. ) Vielen
Dank, daß Sie mir zugehört haben, und nichts für
ungut.
Da war natürlich gelogen. Denn alles, was David
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