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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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ich bin in Selene, dachte
David. Doch wie soll ich dorthin kommen?
    Der Arzt verließ den Raum für einen Augenblick und
kehrte mit einer warmen Mahlzeit zurück, die er auf einem
Tablett trug. David griff heißhungrig zu. Das Essen bestand aus
Geflügel, Gemüse, frischem Brot und Obst. Kein Unterschied
zur Verpflegung auf Eiland Eins. Das stammt bestimmt aus der
Kolonie, dachte er.
    Während er aß, stellte ihm der Arzt endlose Fragen
über seinen Trancezustand, in dem sie ihn vorgefunden hatten,
nachdem sie seinen Behälter öffneten.
    »Der Teufel soll mich holen«, sagte er. »Wir
meinten zuerst, Sie seien tot.«
    »Das habe ich auch befürchtet«, pflichtete ihm
David bei.
    »Wie haben Sie das fertiggebracht?«
    David erklärte es ihm, und der Arzt fingerte wütend an
seinem Computermaterial herum. »Das muß ich
nachprüfen. Es könnte eine Möglichkeit sein, verletzte
Bergleute rasch zum Krankenhaus in L4 zu
transportieren…«
    Als David die letzten Reste in seiner Obstschale zusammenklaubte,
erschien eine rundliche junge Frau in hellgelbem Trainingsanzug unter
der Tür.
    »David Adams.« Das war keine Frage, sondern eine
Feststellung. Auf der Brust trug sie einen silbernen Stern. Aha,
Sicherheitsdienst, dachte David.
    Er reichte das Tablett dem Arzt und erhob sich. »Nun ja, ich
bin’s.«
    »Folgen Sie mir bitte«, sagte sie. Sie sah ziemlich
hübsch aus mit ihrem runden Gesicht, dem kurzgeschnittenen,
mahagonifarbenen Haar und der dazu passenden Augenfarbe. Sie war
nicht bewaffnet, aber als sie in den Flur hinaustraten, erblickte
David zwei große, uniformierte Wachmänner, die hinter ihm
in Schritt fielen.
    David war sich nicht ganz klar darüber, ob es der geringeren
lunaren Schwerkraft oder dem langen Schlaf im Behälter zu
verdanken war, daß er etwas unsicher auf den Beinen stand. Die
Wache hinter seinem Rücken, die ihm mit donnernden Stiefeln auf
den Fersen war, trug auch nicht gerade zu seiner Erheiterung bei. Und
der Flur, durch den sie gingen, war niedrig, eng und beklemmend. Er
war nur schwach durch blanke Leuchtstoffröhren erleuchtet, die
in viel zu großen Abständen angebracht waren.
    »Wo führen Sie mich hin?« fragte er die Frau.
    »Der Sicherheitschef möchte Sie sprechen. Es sieht so
aus, als hätte Dr. Cobb zwischen hier und Eiland Eins den
Äther heißlaufen lassen.«
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, murmelte David.
    An den beiden Seiten des Flurs waren Türen, und Leute gingen
geschäftig hin und her. Durch die Türen konnte David das
Geräusch von Schreibmaschinen und den elektronischen Singsang
von Computern hören. Irgend jemand lachte laut, als sie an den
Türen vorbeigingen, und David fragte sich, welchen Witz sie sich
wohl erzählt hatten.
    Schließlich erreichten sie eine Tür mit der Aufschrift
SICHERHEITSABTEILUNG: M. JEFFERS.
    Die junge Frau klopfte zweimal an die Tür, und eine rauhe
Stimme sagte: »Schicken Sie ihn rein!«
    Sie wandte sich mit einem kleinen, reuevollen Lächeln an
David. »Nun rein in die Höhle des Löwen, Mr.
Adams!«
    Er öffnete die Tür und trat ein.
    Es war ein ordentliches Büro, obwohl die niedrige Decke auf
David herabzustürzen drohte. Jeffers saß hinter einem
grauen Metallschreibtisch, dessen Platte peinlich sauber
aufgeräumt war. Er rauchte eine schwarze Pfeife und warf David
einen kalten Blick zu. Er war ein hochgewachsener Mann, der allein
durch seine imposante Körpergröße den Delinquenten
einschüchtern konnte. Das eisgraue Haar war ganz kurz
geschnitten, er hatte eine Hakennase, ein kantiges Kinn, eisblaue
Augen und große, knorrige Hände.
    Ein weiterer Mann stand neben dem Schreibtisch vor einer
altmodischen Karteischrankwand.
    Der zweite Mann war ebenfalls groß und breitschultrig, so
daß er einen Raum dieser Größe durchaus füllen
konnte, mit breitem Brustkorb und schweren Muskelpaketen, die schier
seine Kleider sprengten. Und er war wütend, seine Augen blitzten
David an. Sein Atem ging hörbar und schnell, und er faltete und
entfaltete seine schweren Hände pausenlos.
    »Sie sind David Adams«, sagte Jeffers.
    »Ja.«
    »Genau das, was Cobb meinte«, knurrte der andere.
»Nichts weiter als ein rotznasiger Ausreißer.«
    »Nur mit der Ruhe, Pete!« Jeffers hob die Hand, in der
er die Pfeife hielt. Der andere schaute wild um sich, aber er
schwieg.
    »Warum sind Sie hergekommen?« wandte sich Jeffers an
David.
    »Ich wollte nach Selene«, erwiderte David. »Ich
wollte weg von Eiland Eins.«
    »Also mußten Sie sich auf

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