Die Kolonie
wollte,
während er durch den Korridor zum Essen schlenderte, war, eine
Möglichkeit zu finden, einen dieser großen Traktoren mit
Atomantrieb in die Finger zu bekommen.
David wurde durch ein blinkendes Rotlicht an seinem Bildschirm
geweckt, das ihm anzeigte, es sei eine Nachricht für ihn da.
Schlaftrunken setzte er sich in seiner engen Koje auf und stieß
sich den Kopf an der Decke. Er duckte sich und drückte auf die
Nachrichtentaste.
Pete Gradys gespanntes, dünnlippiges Gesicht erschien auf dem
Bildschirm. »Okay, Junge«, sagte er, »wenn du wirklich
erleben willst, was richtige Arbeit bedeutet, dann sei genau acht Uhr
an der Traktor-Luftschleuse. Ich werde keine Minute auf dich warten,
also sei pünktlich.«
Die Ziffern in der unteren Bildschirmecke zeigten an, daß
Grady die Nachricht wenige Minuten nach Mitternacht gesandt
hatte.
David drückte die ZEIT-Taste unter dem Bildschirm und sah,
daß es 06.45 Uhr war. Genug Zeit, ein gutes Frühstück
einzunehmen und zur Luftschleuse zu gehen, um den Vormann zu
treffen.
Er kam zehn Minuten vor der Zeit an der Schleuse an, nach einem
kompletten Frühstück, bestehend aus Obstsaft, Eiern,
Würstchen, Waffeln, Brötchen, Marmelade und Kaffee. Sein
Sicherheitsmann, ein anderer als der gestrige, schaute mit saurem
Gesicht zu, während David aß.
»Kriegt ihr Burschen auf Eiland Eins nichts zu
essen?«
»Schon«, meinte David zwischen zwei Bissen. »Aber
ihr habt da eine viel bessere Verpflegung.« Und das hier
dürfte für geraume Zeit meine letzte Mahlzeit sein, setzte er in Gedanken hinzu. Vielleicht meine letzte Mahlzeit
überhaupt, Punkt.
Die Luftschleuse war in die gebogene Wand einer Kuppel eingebaut,
die sich über die Mondoberfläche wölbte. Auf dem
abgenutzten, rissigen Zementboden standen Traktoren in Reih und
Glied. Ihre schweren Raupenketten hatten tiefe Spuren in den Boden
gegraben. Wie die Fußabdrücke von Dinosauriern, dachte David in Erinnerung an jene paläontologischen
Bänder, die er einst studiert hatte.
Die Luftschleuse selbst war wie die schwere Chromstahltür
eines gigantischen Banktresors. Zwanzig Mann hätten leicht Arm
in Arm durchgehen können, doch hätten noch mindestens ein
halbes Dutzend Zwanzigerreihen übereinander Platz gehabt.
»Du ziehst dir besser was an«, sagte Grady bei der
Begrüßung. Er schien fast etwas enttäuscht, daß
David gekommen war.
Er zeigte auf eine Schrankreihe auf der einen Seiten der
Luftschleuse. David erblickte eine Reihe leerer Druckanzüge in
verschiedenen grellen Farben, die auf Ständern vor den
Schränken hingen, die kugelförmigen Helme baumelten an
Haken über den Anzügen. Auf dem Brustteil der Anzüge
waren Namen aufgemalt.
»Nicht die da!« knurrte Grady. »Siehst du denn
nicht, daß sie jemandem gehören? Die weißen dort am
Ende.«
Ist der immer wütend? fragte sich David. Oder nur
bei mir?
Er begab sich schnell zum anderen Ende der Reihe und stieg durch
das offene Rückenteil in einen weißen Anzug. Der
Sicherheitsmann half ihm, die Nähte dicht zu machen,
während David den Helm aufsetzte und ihn am Halskoller
befestigte.
»Ich werde hier warten«, sagte der Wachmann,
während David zur Luftschleuse zurückstapfte.
Grady trug einen auffallend grünen Anzug und kletterte in die
Fahrerkabine eines gelben Traktors dicht an der Schleusenluke. David
kletterte in seinen klobigen Stiefeln schwerfällig über die
Metallstufen hinterher und setzte sich neben den Vormann. Dann winkte
er der Wache zu, die viel zu verblüfft war, um
zurückzuwinken.
»Du hast ziemlich lange gebraucht«, knurrte Grady.
»Nimm dieses Lebenserhaltungspaket.« Er deutete mit einem
behandschuhten Finger auf den weißen Metallrucksack, der
zwischen den beiden Sitzen lag.
»Steht die Kabine nicht unter Druck?« fragte David,
indem er sich abmühte, die Arme durch die Schulterriemen zu
stecken.
»Zum Teufel, nein«, erwiderte Grady. »Glaubst du,
wir haben den ganzen Tag Zeit, hier wie ein Chauffeur herumzusitzen?
Wir müssen aus der Kabine raus und unsere Handschuhe schmutzig
machen – zehnmal, zwanzigmal am Tag. Wir können nicht den
ganzen Tag damit verbringen, diese verdammte Kabine zu evakuieren,
sooft wir ein- und aussteigen.«
»Ich verstehe.« David hatte damit gerechnet. »Doch
diese Behälter da hinter den Sitzen, das sind doch Ersatztanks
für Luft, nicht wahr?«
»Jaja. Nun schließe endlich das Visier und laß
uns losfahren.«
David aber meinte: »Ich glaube, ich kann die Schläuche
nicht
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