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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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    Mit einem ärgerlichen Grunzen packte Grady die
Luftschläuche an Davids Rucksack und befestigte sie an den
Armaturen von Davids Kragen. »Da. Soll ich dir vielleicht auch
noch die Nase putzen?«
    »Danke«, erwiderte David, seinen Sarkasmus
überhörend. Er prüfte die Meßgeräte am
Ärmelbund seines Druckanzuges, klappte das Visier seines Helms
herunter und schloß ihn fest zu. »Ich bin
fertig.«
    Grady tat dasselbe, dann ließ er die schweren Elektromotoren
des Traktors an. Diese Motoren wurden nicht von Batterien
angetrieben, sie hatten Atomantrieb. Jeder Traktor hatte sein eigenes
Miniatur-Isotopenkraftwerk, das tief unten zwischen schweren
Bleiplatten eingebettet war.
    Grady bediente die Steuerhebel des Traktors. David schaute genau
zu, während der Vormann irgendwelche Befehle ins Mikrofon
sprach, das in seinen Helm eingebaut war. Die Innenluke der
Luftschleuse schwang auf, und der Traktor rollte in die dunkle,
gähnende Öffnung die sich hinter der Luke auftat. Die
Luftschleuse war ein gewaltiger Metallbauch. Sobald sich die innere
Luke geschlossen hatte und die Pumpen die Kammer zu evakuieren
begannen, gab es kein Licht mehr außer dem dämmrigen roten
Schein, der vom Steuerpult des Traktors ausging.
    David betrachtete Gradys Gesicht im roten Dämmerlicht. Wie, wenn ich ihn töte? fragte er sich. Wahrscheinlich
könnte ich ihn nicht tödlich verletzen. Er würde
höchstens ohnmächtig werden und hinterher etwas belemmert
sein.
    Schließlich war die Luft aus der Schleusenkammer abgesaugt,
und die Außenluke schwang langsam auf. David blickte auf die
Instrumente am Steuerpult. Die Digitaluhr zeigte genau 08.00 Uhr.
Dann hob er die Augen und erblickte die luftlose Oberfläche des
Mondes.
    Es war eine Wüste. So weit das Auge sehen konnte, nichts als
Leere und nacktes, totes Gestein. Eine flache, leicht
abschüssige Ebene, durchsetzt von Tausenden – nein,
Millionen – von Kratern, manche nicht größer als ein
Eierbecher. Eine schwarzgraue Welt vor einem tiefschwarzen Himmel,
der mit Sternen übersät war. Eine abgetakelte, tote Welt
ohne Luft, ohne Wasser, seit Jahrmilliarden der Erosion durch
einfallende Meteore ausgesetzt. Weiter links ein paar niedrige
Hügel, in Äonen durch Meteore glattgeschliffen, zu weichen,
welligen Felsformationen poliert. Sie sahen aus, als wären sie
aus Wachs modelliert worden und dann in der Sonne geschmolzen.
    Dennoch war es atemberaubend. Ein offener, leerer Raum, scheinbar
völlig unberührt. Hin bis zum Horizont kein Zeichen
menschlicher Tätigkeit. Und Stille, Stille überall. Die
einzigen Geräusche, die David vernahm, waren das Summen der
Elektromotoren und seine eigenen Atemgeräusche.
    David hatte außer auf Bildern noch nie einen Horizont
gesehen. Er sieht wirklich aus wie das Ende der Welt. Dahinter
war nichts als die Leere des Weltraums und die feierliche Steifheit
der Sterne.
    Jetzt lenkte Grady den Traktor rechtsherum, und David konnte die
Minen sehen. Als sie sich der offenen Grube näherten,
dämmerte es David, wie klein sie eigentlich war. Das
Ackerland in der Kolonie ist viel größer.
    Es war eher eine Art Grube über Tag, nur wenige Meter tief.
Zwei Traktoren mit Bulldozerschaufeln an der Schnauze schoben eine
Menge Zeug zu einem dickwanstigen Erzträger, der an einen
dritten Traktor angehängt war.
    »Ist es… das?« fragte David.
    Gradys Kichern erklang in seinem Kopfhörer. »Das ist es,
Junge. All das Material für eure hübsche herrliche Kolonie
stammt aus diesem Dreckloch.«
    David blickte auf den Vormann. Er lächelte wirklich, und
irgendwie sah er entspannt, ja fast glücklich aus. Ich frage
mich, ob er sich stets so verwandelt, sooft er die Luftschleuse
passiert?
    All die Spannung und Wut, die ihn innerhalb der Basis
beherrschten, waren wie weggewischt.
    Sie rumpelten bis an den Rand der Grube, und bevor sich David
versah, fuhren sie bereits über die staubige Rampe hinab ins
Grubengelände.
    »Das Ausgangsmaterial zum Bau von Eiland Eins«, sagte
Grady, »kam aus einer Grube, die etwa so groß war wie
diese… die liegt drüben, jenseits der Kuppel. Auch der
Massebeschleuniger steht auf jener Seite.«
    »Ich weiß«, meinte David. »Ich hab’s
gestern vom Steuerhaus aus gesehen.«
    »Tja. Jetzt wollen wir mal rübergehen und uns die
Stellen anschauen, wo neue Gruben ausgehoben werden. Ich erwarte eine
Kommission, die…« – er warf einen Blick auf die Uhr
– »in genau zwölf Minuten eintrifft…«
    Er schwatzte weiter wie

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