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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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konnte
warten. Er würde mit ihr nach Messina fliegen und sich aus
persönlichen Gründen beurlauben lassen. Wenn die Leute in
Messina das Mädchen sehen, werden sie ihn begreifen.
    Wie soll ich Babylon bauen, wenn ihr Vater immer noch gegen
unsere Verbindung ist? Er grinste und gab sich die Antwort
selbst. Wen kümmert es? Solange Bahjat mich liebt, ist es mir
ziemlich egal, wo und was wir unternehmen. Uns steht die ganze Welt
offen!
     
    Bahjat und Hamud standen auf dem Dach, als die Sonne hinter den
westlichen Bergen versank.
    »Hast du nichts von Irene gehört?« fragte sie.
    »Nichts. Aber sie ist unwichtig. Nur Sie allein
zählen.«
    »Aber sie ist meine Freundin.«
    »Unter uns gibt es keine Freundschaft«, zischte
er. »Freundschaft ist ein Luxus, den wir uns nicht leisten
können.«
    Bahjat ließ die Schultern sinken. »Es ist ein hartes
Leben.«
    »Möchten Sie lieber im Hause Ihres Vaters bleiben?«
fragte Hamud.
    Bahjat warf ihm einen zornigen Blick zu und konterte:
»Möchten Sie, daß ich nach Eiland Eins verschickt
werde?«
    Er aber zuckte die Achseln. »Vielleicht war es ein Fehler,
daß Sie nicht dorthin wollten.«
    »Was meinen Sie?«
    »Vielleicht wäre es gut, einen Agenten in der Kolonie zu
wissen. Denken Sie daran, was wir erreichen könnten, wenn die
Kolonie zerstört würde.«
    »Zerstören? Warum denn?«
    »Ist sie nicht ein Symbol der Multis und der Macht der
Reichen? Wenn wir sie zerstören, könnten wir zeigen, wie
stark wir sind.«
    Bahjat wandte den Blick von ihm und schaute in den Himmel, der
sich zu röten begann. »Sein Hubschrauber hat
Verspätung.«
    Hamud grinste verächtlich. Wartet auf ihren Liebhaber wie
eine Hündin in der Hitze. Doch bald wird sie keinen mehr haben,
keinen außer mir.
    »Bist du sicher, daß unsere Leute in
Monsul…«
    »As-Said ist äußerst zuverlässig«, sagte
Hamud. »Wie sonst könnte er diese Stelle an der
Universität halten und seinen Kopf auf den Schultern?« Er ist in zwei Dingen zuverlässig, setzte er bei sich
hinzu. In der Mathematik und bei Zeitbomben.
    Bahjat erschauerte unter einer plötzlichen Brise, die aus den
fernen Hügeln herabwehte. Sie legte sich die Arme um die
Schultern.
    Endlich tauchte ein silberner Punkt in dem immer tiefer werdenden
Violett des Himmels auf.
    »Ist er das?« rief Bahjat.
    Hamud nickte. »Er muß es sein.«
    Der Hubschrauber näherte sich mit blinkenden roten und
weißen Lichtern. Er war leicht zur Seite geneigt wie ein
galoppierendes Schlachtroß. Hamud wußte, daß der
Pilot gegen einen steifen Seitenwind anzukämpfen hatte.
    Er ist ein guter Pilot, dachte Hamud. Aber wir
müssen der Sache Opfer bringen. Sie würde mir niemals
glauben, wenn nicht auch einer unserer Leute beim Absturz
umkäme.
    Der Hubschrauber wuchs und nahm Gestalt an. Man konnte das
Geräusch der Rotoren hören, als er sich dem Landeplatz bei
den Docks näherte. Da bauschte sich plötzlich ein Feuerball
auf: eine orangefarbene Fackel, und bevor das Auge überhaupt
wahrnehmen konnte, was geschehen war, färbte schwerer, dunkler
Rauch den Himmel und Flammen loderten dort, wo eben noch der
Hubschrauber gewesen war.
    Hamud hörte Bahjats erstickten Schrei: »O nein!«,
kurz bevor der Knall der Explosion ihr Ohr erreichte.
    Sie stand da, festgewurzelt und starr wie eine Salzsäule,
während die rauchenden Trümmer des Hubschraubers
herabtorkelten, sich in den staubigen Boden bohrten und sich
flammensprühend in alle Winde zerstreuten.
    »Nein«, wiederholte Bahjat schluchzend. »Nein…
nein…«
    Hamud preßte die Hände fest an seinen Körper, sein
Gesicht war unberührt wie eine steinerne Maske.
    Der Hubschrauber schlug wie eine Bombe ein. Einer der
Brennstofftanks zerbarst und explodierte in einer weiteren
Feuerfontäne.
    »Ich habe ihn getötet«, flüsterte sie
gequält. »Es ist meine Schuld, allein meine
Schuld…«
    »Nein«, erwiderte Hamud. »Euer Vater hat ihn
umgebracht. Wahrscheinlich hat er es aufgegeben, seinen Spuren zu
folgen, um die Tochter zu finden.«
    Bahjat blickte zu ihm auf, die Augen gerötet, das Gesicht
schmerzverzerrt.
    »Mein Vater. Ja, er war es. Er haßte Dennis.«
    Hamud schwieg.
    »Und jetzt hasse ich ihn!« rief Bahjat, und ihr Schmerz
wandelte sich in Zorn. »Ich werde ihn rächen! Die ganze
Welt soll für diesen Mord bezahlen!«
    Und indem sie sich wieder an Hamud wandte, meinte sie: »Wir werden Eiland Eins zerstören. Du und ich.«

Heute abend habe ich mit Vater und Mutter gesprochen. Ihre
Wohnung ist

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