Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
ziemlich klein, doch sie meinen, sie kämen schon
zurecht. Wahrscheinlich machen sie mir etwas vor, damit ich mir keine
Sorgen um sie mache.
    Wir wurden schon ein paarmal geprüft. Man will hier keine
Zeit verlieren. Habe meinen Eltern noch nichts von Ruth gesagt. Zum
Teufel, ich habe nicht einmal Ruth gesagt, was ich für sie
empfinde. Ich habe einfach zu viel zu tun!
    - Das Tagebuch des William Palmquist

 
18. Kapitel
     
     
    Mit dem Traktor über den Ozean der Stürme zu fahren, war
wie eine Kreuzfahrt durch eine stürmische See, nur daß der
›Ozean‹ des Mondes aus Felsen bestand. Doch seine feste
Oberfläche war zu Wellen erstarrt, zu Bergen und Tälern und
Kratern, die den Traktor schlingern ließen, während die
Raupenketten gegen die schlüpfrigen Hänge ankämpften,
eine riesige, gewaltige Leere, die David müde und schläfrig
machte.
    Auch im Ozeanus Procellarum gab es wie auf einem richtigen
Ozean keine Bojen oder irgendwelche Hinweise für Richtung und
Kurs, den man einschlagen sollte. Es wäre leicht gewesen, sich
hoffnungslos zu verirren. Selbst die Sterne konnten nicht als
Orientierungshilfe dienen, da der Nordpol des Mondes in eine ganz
andere Richtung zeigte als auf den Polarstern der Erde.
    Doch David hatte einen eingebauten Kommunikator im Kopf, mit
dessen Hilfe er direkt mit den Navigationssatelliten
›sprechen‹ konnte, die hoch über den Steinwüsten
des Mondes ihre Bahn zogen.
    Wenn sich die ballistischen Raketen über Satellit
zurechtfinden, so kann ich das auch, sagte er zu sich.
    Er war ziemlich sicher, daß er direkt auf Selene zufuhr,
entlang der tausend Kilometer breiten Küste des Ozeans der
Stürme. Wird aber mein Luftvorrat ausreichen, um es zu
schaffen? Seine Berechnungen, die er mit Hilfe des Computers
angestellt hatte, brachten ein positives Ergebnis – wenn auch
sehr knapp. Natürlich hatte er keine Verpflegung an Bord. Das
Frühstück mußte für die nächsten Tage
reichen.
    Sechsunddreißig Stunden, schätzte er. Der
dürftige, auf Flaschen gezogene Wasservorrat mußte so
lange reichen.
    Das einzige, was David nicht einkalkuliert hatte, war sein
Schlafbedürfnis. Die Fahrt durch die leere, endlose
Wüstenei war langweilig und ermüdend. Oft war er nahe daran
einzuschlafen. Bleib wach! befahl er sich. Du kannst
schlafen, wenn du Selene erreicht hast. Außerdem hast du gerade
erst zwei Tage vertrödelt. Doch das Bedürfnis
einzunicken blieb eine ewige Versuchung.
    Der Traktor hatte kein automatisches Antriebs- oder Lenksystem.
David mußte dauernd auf Draht sein. Es lagen genügend
Krater und Steine über die weite Mondwüste verstreut, um
durch einen einzigen Augenblick der Unaufmerksamkeit Gefahren
heraufzubeschwören. Einige Male döste er ein und fuhr
wieder aus dem Schlaf hoch, wenn der Traktor über die
Steilhänge scharfkantiger neuer Kleinkrater schlitterte.
    Als er zum dritten Mal einnickte, streifte der Traktor einen
Felsen von der Größe seines Hauses auf Eiland Eins. Eine
der Ketten krachte gegen den Felsen und begann die glatte
Oberfläche hinaufzuklettern, wobei der Traktor fast
umkippte.
    David erwachte und merkte, daß er im Begriff war, aus seinem
Sitz zu gleiten und durch die offene Luke zu stürzen. Da er sich
mit der Steuerung immer noch nicht auskannte, versuchte er den
Traktor zum Stehen zu bringen, doch das bullige Gefährt bahnte
sich seinen Weg weiter mit heulenden Motoren, während sich die
Kette tiefer in den staubigen Boden fraß und der Traktor sich
gefährlich neigte.
    Wenn der Traktor umkippt, begräbt er mich unter sich, wurde ihm erschreckend klar.
    Doch der Traktor, als hätte er seinen eigenen Willen,
kletterte über den Felsen und fiel auf der anderen Seite wieder
auf beide Ketten. Bei voller Erdenschwere hätte sich David bei
diesem Manöver das Rückgrat gebrochen. Denn selbst unter
der geringeren Schwerkraft des Mondes krachte sein Schädel
schmerzhaft gegen die gepolsterte Rückseite seines Helms.
    Schweißgebadet und wegen der überstandenen Angst immer
noch nach Luft schnappend hielt David den Traktor an. Nun gut, ich
brauche etwas Schlaf. Aber jetzt konnte er die Augen nicht
schließen. Er war viel zu sehr aufgewühlt durch die
Katastrophe, der er um ein Haar entkommen war.
    Er fuhr weiter. Erst Stunden später hielt er den Traktor an,
als er seine Augen nicht mehr offen halten konnte und machte ein
Nickerchen. Dann ging’s weiter. Er trank etwas Wasser aus dem
Rohr, das in seinem Helm eingebaut war, kontrollierte die

Weitere Kostenlose Bücher