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Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
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Solange er über uns leuchtete, würde alles was ich Vera sagte, richtig sein, die ganze Idee, die mich selbst noch zutiefst verwirrte.
    Ein leiser Knall und ein Summen bereiteten die Rückkehr des Stroms vor, dann, noch ehe ich verstand , was passierte, und unter allgemeinem Gejohle, nahmen die bunten Glühbirnen ihren Dienst wieder auf. Auf allen Decks gingen Laternen und Scheinwerfer an.
    Wir standen blinzelnd in dieser elektrischen Klarheit, Vera, ich, Tobi Niermann und die anderen. Ein Bild in ausgeblichenen Farben. Von Achtern her tönte das lauter werdende Pfeifen einer akustischen Rückkopplung. Ich ließ das glänzende Ding rasch in meiner Tasche verschwinden , und ein paar Leute spendeten Applaus.

KAPITEL 2

    D er Sommer war schnell vorüber, abgehakt wie eine verworfene Idee. Bald nahm der Himmel über der großen Kreisstadt Landsberg seine klarste Bläue an, und die Luft bekam diese Durchsichtigkeit, die alles deutlich macht und den Blick nicht aufhält. Morgens auf dem Weg zur Arbeit, wenn ich mit dem Fahrrad über die Karolinenbrücke am Lechwehr fuhr, flogen mir abwechselnd kleine Wärme- und Kältewellen entgegen. Ich jobbte zu dieser Zeit im Schichtdienst für eine Logistikfirma. Das Gebäude befand sich außerhalb der Stadt, mitten auf der grünen Wiese, und war so groß wie ein Flugzeugträger. Ich saß in einem Glashäuschen neben einem großen Tor und war dafür zuständig, Container, die hereinkamen, richtig »einzuchecken« – das heißt ihre Kennziffern per Laserstrahl mit den Daten im Computer abzugleichen und zu gewährleisten, dass sie den richtigen Weg nahmen. Den Job hatte ich über Beziehungen meiner Eltern bekommen, und zu sagen, dass er langweilig war, wäre stark untertrieben. Aber, ich muss zugeben, ich hatte gerade auch nichts Besseres zu tun. Schon ziemlich lange hatte ich nichts Besseres zu tun.
    Unmittelbar nach der Schule wusste ich nicht, was ich wollte. Ich war froh gewesen, zu den wenigen jungen Männern meines Jahrgangs zu gehören, die vom Kreiswehrersatzamt eingezogen wurden. Ich meldete mich zum Zivildienst in einer »Seniorenresidenz«, und das verschaffte mir noch ein Jahr Zeit. Nachdem das Jahr zu Ende war, beschloss ich, dass ich noch etwas mehr Zeit brauchte. Auf keinen Fall wollte ich zu denjenigen gehören, die sich vorschnell zu einem Studium anmeldeten, das ihnen nicht zusagte. Ich begann für eine Elektronikfirma im Ort zu jobben, die Platinen herstellte. Mein Job war in der »Endkontrolle«. Das heißt, ich saß an einer großen Lupe und prüfte die goldenen Leiterbahnen der Platinen mit den Augen auf Unterbrechungen, mehrere Jahre lang, bis ein anderer Job daherkam und schließlich mein jetziger Job.
    In meiner Freizeit tat ich , was ich schon immer getan hatte: Ich saß an meinem Schreibtisch und zeichnete. Meistens erfand ich Figuren für Geschichten, die noch nicht geschrieben waren, oder Trickfilme, die irgendwann gedreht werden würden. Einer meiner wiederkehrenden Charaktere war ein Franzose namens Monsieur Lamarre. Er war ein sehr normaler Mann, wie er in Schulbüchern für Anfänger vorkam. Er kaufte auf dem Markt ein, er fragte Fremde nach dem Weg, er hatte Autopannen. Zumindest am Anfang war das so gewesen. In letzter Zeit genoss ich es, ihm immer merkwürdigere Dinge zustoßen zu lassen. Monsieur Lamarre landete in einem Terrorcamp, Monsieur Lamarre wurde von Ufos entführt oder ihm wuchsen Brüste.
    Wenn ich abends genug davon hatte, ihn zu quälen, ging ich in die Bars und Cafés, die wir schon zu Schulzeiten besucht hatten, die Art von Cafés, in denen alle Gruppen zusammenfanden, mangels Alternativen: die Intellektuellen und die Sportler, die Kleinstadtpunks und Emos, die Langweiler, die Künstlertypen. Insgeheim zählte ich mich zu den Künstlertypen. Ein leicht durchschaubarer Schwindel. Mehr als einen Roman im Monat las ich nicht, und in manchen davon kamen katholische Geheimbünde vor. Am liebsten las ich amerikanische und französische Comics, die meine Eltern und auch die wenigen Mädchen, zu denen ich offen sein konnte, Schund nannten. Ich nannte sie »Graphic Novels« und war stolz darauf, nicht zu den bedauernswerten Idioten zu gehören, die kleine bunte Mangas im Taschenbuchformat verschlangen.
    Einer der Hauptgründe, warum ich immer noch hier war, war natürlich reine Bequemlichkeit. Der Druck, mich zu verändern, war denkbar gering. Im Haus meiner Eltern stand mir eine Einliegerwohnung zur Verfügung, die meine Mutter nur einmal

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