Die Kommissarin und der Tote im Fjord
Mitarbeiter hat dann beschlossen einzugreifen. Damit wurde ihr gemeinsamer Plan vereitelt.«
Lena drehte sich wieder zur Tür.
»Das war ich«, sagte der Mann mit der Hasenscharte und tippte sich an die Brust. »Ich war der Feuerwehrmann an dem Morgen.«
Lena erinnerte sich. Der Mann, der vor ihr stand, war der Rauchtaucher, der vor Steffens Haus mit den Bewohnern gesprochen hatte.
»Also«, sagte Ingrid Kobros Stimme vom Bildschirm her. »Die Staatsanwaltschaft ist bereit, von einer Anklage wegen vorsätzlichen Mordes an Sveinung Adeler abzusehen. Wir sind ebenfalls bereit, von einer Anklage wegen Mithilfe zu vorsätzlichem Mord an Nina Stenshagen und Stig Eriksen abzusehen. Die Anklage wegen der Morddrohung gegen Vestgård, die notwendigerweise unter den Terrorparagraphen fällt, sind wir auch bereit zurückzuziehen, dasselbe gilt für die Verschwörung gegen Stigersand. Alles für den Fall, dass Sie diese Erklärung unterschreiben.«
Sie schob ein Papier über den Tisch.
Steffen sah sie fragend an.
»Sie erklären hier und jetzt, dass Sie Stian Rømer am 3. Dezember in Marrakesch im Hotel Kenzi Farah das letzte Mal lebend gesehen haben.«
Steffen nahm sich Bedenkzeit. Stille breitete sich im Verhörraum aus.
»Was glauben Sie?«, fragte der Mann mit der Hasenscharte. »Wird er unterschreiben?«
Lenas Mund war trocken. Sie hörte die Frage kaum.
»Wie lautet in diesem Fall die Anklage?«, fragte Steffen geschäftsmäßig.
»Wenn Sie unterschreiben, werden Sie wegen Totschlags im Fall Sveinung Adelers angeklagt, indem Sie ihn bei einer Rauferei ins Wasser gestoßen haben, sowie wegen grober Fahrlässigkeit mit Todesfolge, weil Sie nicht eingegriffen haben, um ihn zu retten.«
Steffen saß eine Weile nachdenklich da.
»Zusammen heißt das vorsätzlich«, sagte der Feuerwehrmann mit trockener Stimme. »Aber er kapiert es nicht.«
»Das Brett macht es also zum vorsätzlichen Mord?«, fragte Steffen.
Ingrid Kobro nickte.
»Dieses Brett wird also in der Anklage nicht erwähnt?«, fragte Steffen mit schrägem Blick.
»Korrekt«, sagte Ingrid.
Steffen dachte immer noch nach. Schließlich sagte er: »Ich weiß nicht mehr, ob ich an dem Tag im Hotel Kenzi Farah war.«
»Wir waren da«, sagte Ingrid. »Wir haben Sie beide auf Video aufgezeichnet. An dem Tag haben wir uns allerdings nicht für Sie interessiert, sondern für Stian Rømer.«
Lena schaltete den Fernseher aus.
Der Mann mit der Hasenscharte hielt sie zurück. »Stian Rømer darf nicht auffliegen«, sagte er. »Das Leben und die Sicherheit vieler Menschen hängen davon ab, dass er sich heute offiziell in Mogadischu in Somalia aufhält. Viele Menschen, die täglich ihr Leben riskieren und das Leben ihrer Nächsten, sind davon anhängig, dass Gjerstad hier und jetzt dieses Dokument unterschreibt.«
»Wie können Sie das behaupten?«
Der Mann dachte ein paar Sekunden nach, dann sagte er:
»Was wäre, wenn gerade jetzt ein Mann in Mogadischu sich für Stian Rømer ausgibt? Was glauben Sie, würde mit ihm und seinen Helfern passieren, wenn der wirkliche Stian Rømer in Oslo auftaucht – tot?«
Lena holte schwer Atem. Sie war sprachlos. Der Mann sah sie schweigend an.
»Sie waren da?«, fragte Lena schließlich. »In Asker? Als ich das Pfefferspray ins Gesicht bekam?«
Der Mann nickte. »Wir haben Rømer beschattet. Wir waren auch am Tag vorher in der Nähe, als er den Ort aussuchte, wo er Sie entsorgen wollte. Wir wussten nicht, was er dort vorhatte. Erst als er den Wagen nahm und Sie aus der Stadt fuhr, wurde uns klar, wohin er wollte. Wir waren schon da, als Sie ankamen. Wie gesagt, wir wollten Stian Rømer nicht verletzen, aber es ließ sich nicht verhindern, als er versuchte, Sie ins Meer zu werfen.«
»Wir?«
»Wir waren zu zweit.«
»Sie haben ihn ins Meer geworfen?«
Der Mann schüttelte den Kopf.
»Sie haben geschossen?«
Der Mann mit der Hasenscharte nickte.
»Ich habe keinen Schuss gehört.«
»Es war auch nicht vorgesehen, dass Sie einen Schuss hören.«
»Es war dunkel.«
»Wir haben Laser benutzt.«
»Ich hätte runterfallen können!«
Der Mann nickte wieder.
»Ich hätte sterben können.«
»Das bezweifle ich. Wir waren wie gesagt zwei Leute – beide bereit einzugreifen, wenn Sie es nicht allein geschafft hätten.«
»Aber Sie haben ihn das ganze Projekt durchziehen lassen, das Feuer unter der Treppe, den Überfall, die Autofahrt …«
»Wir hatten keine Ahnung, was er vorhatte. Als erkennbar wurde, dass er
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