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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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flüsternde Stimme begann sofort Driving home for Christmas zu singen. Zurück zur Liste. Noch immer keine Idee. Lena ging in die Küche und setzte Teewasser auf. Vielleicht wäre das ein Geschenk für Mama? Ein Teekocher? Eine dänische Kaffeekanne? Sie griff nach den Teelichthaltern auf dem Tisch und pulte die ausgebrannten Teelichte heraus. Elf ausgebrannte Metalltöpfchen. Sie musste dringend zu IKEA, um fünf, sechs Tüten billiger Teelichte zu kaufen. Im Schrank waren fast keine mehr. Das ist das Einzige, was ich wirklich gut kann, dachte sie. Tee trinken und Teelichte abbrennen.
    Aber zuerst musste sie in die Stadt und Weihnachtsgeschenke kaufen.
    Lena nahm den Bus ins Zentrum und begann eine mehrstündige Wanderung, zuerst durch das Arkaden-Einkaufscenter, danach durch Oslo City. Aber da sie keine Ahnung hatte, was sie kaufen sollte, und auch nicht geplant hatte, für wen sie etwas kaufen wollte, endete die Wanderung in der Platekompaniet, wo sie sich selbst eine DVD kaufte: den Klassiker Stolz und Vorurteil mit Colin Firth in der Rolle des Mister Darcy.
    Sie hielt die DVD einen Moment unschlüssig in der Hand. Eigentlich hätte sie sie sich zu Weihnachten wünschen sollen, wusste aber, dass sie nicht mehr bis Weihnachten warten konnte, und schenkte sie sich deshalb als Vorweihnachtsgeschenk. Sie freute sich schon riesig darauf, das Wochenende auf dem Sofa damit zu verbringen, den emotionalen Schlagabtausch in einem richtigen Liebesdrama zu verfolgen. Sie freute sich darauf, gemeinsam mit Lizzy zu verzweifeln und mit Jane zu weinen.
    Sie betrachtete eine Schaufensterpuppe in Strümpfen, Strapsen, durchsichtigem Slip, BH und einem schwarzen, ausgefallenen Lucia-Kranz auf dem Kopf. Weihnachtsbaumkerzen. Die Kabel der Lichter waren auf dem Bauch und an den Beinender Puppe entlang festgeklebt. Morgen war der Tag des Lucia-Festes. Santa Lucia, Santa Lucia. Sie drehte sich um und sah nach draußen. Es wurde schon dunkel. Das Weinmonopol würde bald schließen.
    Lena fuhr die Rolltreppe hinunter, kaufte ein kleines Arsenal an Flaschen und rollte eine nach der anderen in Weihnachtspapier ein, damit sie nicht klirrten. Plötzlich verspürte sie Hunger.
    Sollte sie direkt nach Hause fahren oder in der Stadt noch eine Kleinigkeit essen?
    Nachdenklich blieb sie stehen. Plötzlich kam ihr eine Idee.
    Warum ging sie nicht in das berüchtigte Flamingo   – Bar und Restaurant ? Sie vergewisserte sich, dass das Foto von Sveinung Adeler in ihrer Handtasche steckte.
    Als die Straßenbahn kurz darauf den Grefsenveien hinaufbretterte, saß Lena am Fenster und betrachtete die Villen, deren gelbe Fenster unter weißen, schneebedeckten Dächern leuchteten, während aus den Schornsteinen graue Rauchsäulen in den Himmel stiegen.
    Von der Straßenbahnhaltestelle aus stapfte sie mit den Einkaufstaschen in den Händen auf das Restaurant zu. Es war geschlossen. Typisch.
    Doch da sie inzwischen großen Hunger hatte, gab sie nicht auf, sondern klopfte trotzdem an eines der Fenster, die zur Straße hin zeigten.
    Ein junger Mann in Jeans, gelbem Pullover und einem coolen Cap auf dem Kopf öffnete die Tür.
    »Es sieht bestimmt nicht so aus«, sagte Lena, »aber ich bin von der Polizei.«
    Sie stellte die Einkaufstaschen ab und fischte ihren Ausweis aus der Handtasche.
    Das Lokal war leer, roch aber immer noch nach dem Weihnachtsessen vom Vortag. Ein kleines Mädchen von drei, vier Jahren krabbelte zwischen den Tischen auf dem Boden herum. Sie griff nach Lenas Hosenbein und wollte spielen.
    Der Mann entschuldigte sich und hob das Mädchen auf seinen Arm.
    »Es geht um Mittwochabend«, sagte Lena und ließ alle Hoffnung auf ein baldiges Essen fahren. Sie zog das Foto von Sveinung Adeler aus der Tasche. »Können Sie mir sagen, ob dieser Mann hier gewesen ist?«
    Der Mann griff nach dem Foto und betrachtete es. »Schon möglich. Hab den Mann, glaube ich, gesehen und das könnte durchaus am Mittwoch gewesen sein, aber ich kann mich nicht genau erinnern. Irgendwie kommt er mir jedenfalls bekannt vor.«
    »Haben Sie am Mittwochabend gearbeitet?«
    »Ich arbeite jeden Abend. Wir sind alle hier, mein Bruder und meine Schwester, meine Mutter und mein Vater.«
    »Haben Sie das Haus mittwochs voll?«
    »Normalerweise nicht. Aber jetzt ist Saison. Von Anfang November an haben wir das Haus sozusagen jeden Abend voll, bis einen Tag vor Weihnachten.« Er machte eine ausladende Handbewegung. »Weihnachtsteller, Lutefisk, Sie wissen, wie das ist. Die

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