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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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der Kühlschrank eines Singles.
    Lena ging in den Flur zurück. Öffnete einen Schrank. Haufenweise Joggingschuhe und Skistiefel. Sveinung Adeler war offenbar ein Sportfreak gewesen.
    Der Spiegelschrank im Badezimmer quoll fast über. Eineelektrische Zahnbürste und ein Rasierapparat zwischen modischen Flaschen mit Rasierwasser und Deos: Dolce & Gabbana, Armani, Hugo Boss, Tommy Hilfiger. Hier standen fast mehr solcher Fläschchen als bei Lena zuhause.
    Sie wandte sich dem vollgestopften Wäschekorb zu: Jeans, Sportzeug, Unterwäsche.
    Diese Wohnung erzählte nicht viel. Kein Nachschlagewerk, nicht einmal ein Schreibtisch. Kein PC. Warum nicht? Hatte er letzte Nacht einen Laptop dabeigehabt? Wenn ja, dann würde der im Schlamm des Osloer Hafenbeckens liegen bleiben, bis dieses irgendwann in ferner Zukunft von Archäologen durchkämmt würde.
    Lena musste die Angehörigen informieren und brauchte deshalb persönliche Informationen. Sie schaute wieder ins Schlafzimmer. Kein Schreibtisch, keine persönlichen Ordner – nichts.
    Sie verließ die Wohnung, schloss ab und verplombte die Tür mit dem Polizeisiegel. Ging die Treppen hinunter und trat auf die Straße. Die Kälte zog ihr die Nasenschleimhäute zusammen.
    Eitelkeit und Winterwetter passen nicht zusammen, dachte Lena, als sie in ihrer dicken, langen Daunenjacke vorwärtsstolperte und die Schnüre ihrer Pelzmütze unter dem Kinn zusammenband. Sie fühlte sich wie ein Pinguin und dachte, dass sie auch wie einer aussah, aber das spielte keine Rolle. Gesundheit ging vor Schönheit bei dieser Eiseskälte. Die Menschen auf dem nicht geräumten Gehweg führten eine breite Palette verschiedener Mützen, langer Mäntel und klobiger Winterstiefel spazieren – auch der Mann, der ein paar Meter vor ihr ging. Lotsenjacke und Strickmütze. Fausthandschuhe.
    Dieser Mann hielt sich die Fausthandschuhe an beide Seiten des Kopfes und spähte durch das Fenster ihres Wagens.
    Sie räusperte sich laut.
    Der Mann richtete sich auf. Sie erkannte ihn wieder, trotz der Mütze. Es war Steffen Gjerstad, der Journalist.
    Gjerstad lächelte, als er sie erkannte. »Und schon treffen wir uns wieder.«
    »Offensichtlich«, sagte sie, zog sich einen Handschuh aus und holte ihren Autoschlüssel aus der Jackentasche.
    »Ich habe Sveinung erkannt, als er am Kran hing«, sagte Gjerstad. »Hab ihn ein paar Mal interviewt. Sie haben seine Wohnung durchsucht?«
    »Wir müssen noch die Angehörigen benachrichtigen«, sagte Lena.
    Sein Eisatem legte sich wie Raureif auf die Haarspitzen, die unter dem Rand seiner Mütze hervorlugten. »Er kam aus dem Vestland. Aus Jølster, glaube ich. Hat einen ziemlich breiten Dialekt gesprochen und den Ort mal erwähnt. Da wohnen also bestimmt seine Eltern – in Jølster.«
    Unwillkürlich strich Lena sich mit der unbehandschuhten Hand durchs Haar und schob die Spitzen unter den Schal. »Und Sie haben den Mann interviewt? In welchem Zusammenhang denn?«
    Steffen Gjerstad grinste. »Wir könnten Informationen tauschen«, sagte er und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »War es ein Unfall?«
    »Sieht so aus.«
    »Aber Sie sind nicht sicher?«
    Sie mochte Steffen Gjerstad und lächelte hinter ihrem Schal. »Es wäre falsch, etwas zu behaupten, bevor wir ausführlich untersucht haben, wie er ins Wasser fiel. Wissen Sie, wo er gearbeitet hat?«
    Steffen Gjerstad klemmte sich die Handschuhe unter die Achseln, zog eine Dose aus der Jackentasche und nahm eine Prise Schnupftabak. »Beim Staat. Finanzministerium.« Er wischte sich den Tabak von den Händen und sprach mit ausgebeulter Lippe.
    Tabak zu schnupfen war nicht gerade der beste Anmachtrick, dachte Lena. Dann rief sie sich sofort zur Räson: Anmache? Jetzt reiß dich aber mal zusammen!
    Steffen fuhr fort: »Ich hab nichts Gedrucktes. Die Interviews, zwei davon – also das waren Recherchen – für Storys, an denen wir arbeiten. Wir, also die Zeitung.«
    »Aber Sie kannten Adeler?«
    »Nein. Ich wusste, wer er war, sozusagen. Er traf sich mit Maklern und Finanziers. Die Zeitung, für die ich arbeite, beschäftigt sich vor allem mit Wirtschaftsfragen, und die entsprechenden Kreise sind nicht groß.« Gjerstad schwieg ein paar Sekunden und dachte nach. »Sveinung Adeler war so eine Art Streber.« Er grinste. »Wollte an Orten wie dem Beach Club interviewt werden, ein richtiger Namedropper: Gestern hab ich den und den Star getroffen … immer nach dem letzten Schrei gekleidet. Er trug die Nase ziemlich hoch, aber er

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