Die Kommissarin und der Tote im Fjord
Mühe machte, zu vermitteln, ein Treffen zu organisieren, oder?«
»Aud Helen hat mich gebeten, nicht über Sara zu sprechen«, antwortete Shamoun schließlich.
»Sie hat Sie gebeten, nicht über Ihre Tochter und Ihre Beziehung zueinander zu sprechen? Warum?«
Asim Shamoun zuckte mit den Schultern. »Es spielte keine Rolle. Wir wollten bei dem Treffen nicht über persönliche Beziehungen sprechen, wir wollten ausschließlich über McFarrell, mein Heimatland und die Besatzung diskutieren.«
»Aber sie muss Adeler gegenüber doch irgendein Anliegen vermittelt haben, oder? Wie ich es verstanden habe, hatten Sie ja schon lange versucht, ein Treffen mit Adeler zu arrangieren, und immer wieder nur Absagen bekommen. Und dann kommt Aud Helen ins Spiel. Irgendetwas muss sie gesagt haben, das den Mann dazu gebracht hat, seine Meinung zu ändern und Sie doch treffen zu wollen.«
Shamoun zuckte wieder mit den Schultern. Offensichtlich gefiel ihm das Thema überhaupt nicht.
»Welche Erklärung hatte Vestgård dafür, dass es ihr jetzt gelungen war, ein Treffen zu arrangieren?«
»Warum fragen Sie?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Gunnarstranda aufrichtig. Er wollte nicht von dem Bauchgefühl sprechen, das ihn gerade überkam.
»Sie hat mich gebeten, ihm zu sagen, dass wir uns in der norwegischen Botschaft in Stockholm begegnet wären, als sie im Auslandsausschuss saß – und dass wir uns dort kennen gelernt hätten.«
Gunnarstranda dachte einen Moment nach. Er konnte nicht verstehen, warum Vestgård solch eine Geheimniskrämerei betrieben hatte, und er las in Shamouns Augen, dass ihm auch nicht wohl dabei war.
»Schämt sie sich dafür, dass Sie Saras Vater sind?«
»Nein.« Shamoun schüttelte den Kopf und hob abwehrend beide Hände. »Das glaube ich nicht. Sara ist über zwanzig, und der Gedanke ist mir noch nie gekommen – nie.«
»Aber es ist in Norwegen nicht allgemein bekannt, dass Sie Saras Vater sind, oder?«
»Nein, warum sollte das allgemein bekannt sein? Aud Helen ist eine freie Europäerin. Sie hat zwei Töchter mit zwei verschiedenen Männern. Ich bin einer der Männer, aber ich gehöre in eine weit zurück liegende Vergangenheit …«
Gunnarstranda schwieg nachdenklich. Irgendetwas stimmte trotzdem nicht. »Entschuldigen Sie«, sagte er schließlich, »aber können Sie sich irgendeinen Grund dafür vorstellen, dass sie nicht wollte, dass Adeler von Ihrer früheren Beziehung erfuhr?«
Shamoun zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Da müssen Sie wohl Aud Helen selbst fragen. Aber sie hat dieses Treffen sehr widerstrebend arrangiert.« Er lächelte entschuldigend. »Tut mir leid, aber ich rede nicht gern schlecht über Aud Helen, wenn sie nicht dabei ist. Also. Ich hatte tatsächlich den Eindruck, dass ihr Widerstand genau mit unserer Beziehung zu tun hatte. Sie wollte nicht, dass Adeler oder irgendjemand anderes erfuhr, dass ich Saras Vater bin.«
»Haben Sie es denn früher schon einmal erlebt, dass sie nicht zu Ihrer früheren Beziehung stehen wollte?«
Shamoun reagierte widerwillig. »Warum sind Sie so neugierig?«
Gunnarstranda zögerte mit der Antwort. Er spürte, dass er gerade etwas Wesentliches berührte, und hatte das Gefühl, dass sich die Reise nach Stockholm nun doch gelohnt hatte. »Weil wir Aud Helen immer wieder unter Druck gesetzt haben«, sagte er. »Gestern hat sie meinen Kollegen eine persönliche Aussage präsentiert. Darin berichtet sie, dass Sara Ihr Kind ist. Die Tatsache, dass Sie Saras Vater sind, war die Information, die sie von allen Verdächtigungen befreit hat. Deshalb wirkt es vollkommen unlogisch, dass sie darauf bestanden haben soll, ihre Beziehung zu Ihnen geheim zu halten.«
Asim Shamoun lachte. »Sie vergessen eines. Ich vertrete Polisario. Ich bin politisch umstritten. Aud Helen hat eine politische Karriere zu verteidigen.«
Gunnarstranda nickte. Das leuchtete ihm ein. Trotzdem, dachte er: Aud Helen Vestgård ist Politikerin. Sie kannte Sveinung Adeler gut. Früher oder später hätte Adeler erfahren, in welcher Beziehung die beiden zueinander standen. Früher oder später. Warum sollte sie dann eine andere Beziehung zu Shamoun konstruieren als die tatsächliche? Es war ihm schleierhaft. Aber natürlich musste es einen Grund dafür geben. Aus irgendeinem Grund hatte es Aud Helen Vestgård gedient, ihre Beziehung zu dem Vertreter von Polisario so lange wie möglich geheim zu halten.
Aber Asim Shamoun konnte ihm nicht weiterhelfen.
Gunnarstranda reichte
Weitere Kostenlose Bücher