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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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den Flur und öffnete die Wohnungstür vorsichtig.
    Menschen polterten die Treppe hinunter. Das Piepen der Rauchmelder wurde lauter, und grauer Rauch schwappte durch die Tür herein. In diesem Moment setzte ein weitererRauchmelder ein. Er hing über ihrem Kopf. Der Ton war laut und schneidend.
    Sie knallte die Tür zu. Drehte sich zu Steffen herum. Er trug jetzt Hose und Hemd und hielt sich die Ohren zu. »Es brennt«, rief sie.
    Steffen hüpfte herum und zog sich Socken und Schuhe an.
    »Wir müssen hier raus«, sagte Lena.
    »Aber wie? Hier gibt’s keinen Balkon.« Er zog sich einen Pullover über. Trat ans Fenster und sah auf die Straße hinunter.
    Sie zog sich Stiefel und Jacke an. Draußen war es kalt, aber sie wollte raus. Lena öffnete die Wohnungstür. Durch das völlig dunkle Treppenhaus polterten laufende Schritte. Sofort quoll der Rauch wieder herein. »Komm«, sagte Lena und griff seine Hand.

FREITAG, 18. DEZEMBER
1
    Gunnarstranda wachte immer extrem früh auf, wenn er im Hotel übernachtete.
    Es war fünf Uhr morgens, und die Klimaanlage dröhnte. Er wusste, dass er nicht wieder einschlafen würde.
    Er betrachtete den Reisewecker auf dem Nachttisch. Schaltete den Weckruf aus. Dachte an Tove.
    In dem Moment klingelte das Telefon.
    »Ich habe an dich gedacht«, sagte Tove, »und deshalb dachte ich, dass du auch an mich denkst und dass es nicht zu früh wäre, dich anzurufen.«
    »Du hast Recht«, sagte er.
    »Wie ist das Wetter in Stockholm?«
    »Hatte noch keine Zeit, das rauszufinden, aber ich tippe, so wie gestern – kalt.«
    »Wie war dein Besuch bei Polisario?«
    »Eigentlich bin ich umsonst hergefahren. Asim Shamoun hat keinen Mann mit Fotoapparat vor dem Restaurant gesehen. Dieser Paparazzo hat sich gut getarnt.«
    Tove lachte glucksend über seinen resignierten Tonfall. Sie würde nie begreifen, wie man eine Flugreise ins Ausland umsonst finden konnte, solange man Zugang zum Tax-free-Shop am Flughafen hatte. »War es denn nett?«
    Gunnarstranda setzte sich auf und schwang die Füße auf den Boden.
    »Asim Shamoun ist ein enthusiastischer Mann, liest mit Begeisterung alle Zeitungen, ist so ergriffen von Artikeln oder Kommentaren, dass er aufsteht und im Raum herum läuft, eine Schere holt und die Kurznachricht ausschneidet und aufhebt. Dann blättert er um und liest eine Buchrezension, und ihn befällt die gleiche Begeisterung, also schneidet er aus, was er gelesen hat, und steckt den Ausschnitt in die Tasche. Während unseres Gesprächs ging er durch, was er gelesen und ausgeschnitten hatte, während er auf mich gewartet hat. Fünf Ausschnitte. Ich sitze also da und höre dem Mann zu und denke: Was macht der mit all den Ausschnitten? Und ich frage ihn auch. Und da sagt er: Ich bewahre sie auf. Verstehst du? Kein Archiv oder irgendein System, wahrscheinlich legt er alle in eine Pappschachtel oder in den Papierkorb. Der letzte Ausschnitt ist schon vergessen, wenn er den nächsten ausschneidet. Der Kerl ist ein Träumer. Heute wird bestimmt eine neue Begeisterung geweckt. Vielleicht steht er jetzt gerade auf, wandert durch den Raum, holt eine Schere und schneidet etwas aus, findet ein altes Stück Papier in der Tasche, das er wegwirft, liest dann weiter und ruft aus: › Hören Sie nur! Was für eine Formulierungskunst! Hören Sie, was dieser Mann schreibt! ‹«
    Gunnarstranda grinste.
    »Erinnert an Torstein, meinen Exmann«, sagte Tove.
    »Ungefähr so«, sagte Gunnarstranda. »Asim Shamoun ist ein wohlmeinender, netter und ziemlich ungefährlicher Kerl.«
    »Wann kommst du nach Hause?«
    »Heute Nachmittag. Er hat darauf bestanden, mich zum Flughafen zu bringen.«
    »Hast du erfahren, was du wissen wolltest?«
    »Ja, ja. Aber warum deshalb so viel Zeit verschwenden und nach Schweden fliegen? Hätte den Mann ja auch einfach anrufen können.«
2
    Ein großer Feuerwehrwagen blockierte den Gehweg. Der Kompressor des Löschfahrzeugs dröhnte. Drei starke Scheinwerfer durchschnitten die Dunkelheit, tauchten die Szene in gelbes Licht und ließen sie unwirklich erscheinen.
    Ein Feuerwehrmann mit Maske trat aus der Haustür in das künstliche gelbe Rampenlicht.
    Ein Rauchtaucher, dachte Lena, zitterte in der kalten Luft und unterdrückte ein Gähnen. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, seit sie durch dieselbe Tür gestolpert war.
    Der Rauchtaucher zerrte sich die Maske vom Gesicht und versammelte die Hausbewohner um sich.
    Lena riss sich von der Wand los und schloss sich den anderen

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