Die Kommissarin und der Tote im Fjord
ihm die Hand und dankte ihm für die Fahrt und all seine Hilfe. Dann stieg er aus dem Wagen.
Sobald er die Tür geschlossen hatte, begannen im Wageninneren die arabischen Rhythmen wieder zu hämmern. Der Wagen fuhr weiter. Die Geräusche verklangen. Gunnarstranda drehte sich um und ging zum Check-in nach Oslo.
4
Sie bewegte sich auf eine hellere, aber unscharfe Oberfläche zu. Wasser, dachte sie. Als die helle Fläche näher kam, gelang es ihr, mehrere Eindrücke zu unterscheiden. Sie war nicht unter Wasser. Sie konnte atmen. Sie spürte Hände über ihren Körper wandern. In ihre Taschen. Diese Gefühle wurden schwächer. Sie sah nach unten, unter sich, in die Dunkelheit. Aber sie wollte nicht dort hinunter und kämpfte, um oben zu bleiben. Da. Das Licht und die Oberfläche kamen näher und näher.
Etwas Nasses traf ihr Gesicht und die Haare. Alkohol! Es brannte, sie musste husten. Er bespritzte sie mit Alkohol!
Oben. Sie stand aufrecht. Lena schaffte es mühsam, die Augen ein wenig zu öffnen. Sie stand an einen Mann gelehnt. Sie war in Steffens Wohnung. Der Mann zog sie auf die Wohnungstür zu. Ihre Beine gaben nach. Aber er hielt sie aufrecht. Er war stark, sein Arm war ein Stahlpfeiler, der sie aufrecht hielt.
Sie war auf der Treppe, auf dem Weg nach unten. Das ging leichter. Sie wollte fallen, schaffte es aber nicht. Der Arm, der sie hielt, gab nicht nach.
Die Eisluft im Gesicht sagte ihr, dass sie im Freien war. Ihre Beine versagten wieder. Als sie die Augen öffnete, sah sie ihren Wagen im Licht der Straßenlaterne stehen.
Sie fiel fast in den Wagen und krümmte sich auf dem Beifahrersitz zusammen. Sie wollte wieder raus, aber die Tür schlug hinter ihr zu. Da hatte sie keine Kraft mehr und lehnte ihren Kopf gegen die Scheibe.
Ihr Plan war, den Türgriff zu finden und die Tür zu öffnen. Aber das ging nicht.
Sie hatte Schmerzen und sah auf ihre Hände hinunter. Sie waren mit Klebeband gefesselt. Plötzlich drehte sich alles. Ihr wurde schlecht. Fast, wie wenn man volltrunken ist. Sie schluckte, aber die Übelkeit blieb.
Als es ihr endlich gelang, ihren Blick zu konzentrieren, ohne dass sich das Bild drehte, sah sie eine Reihe von Autoscheinwerfern. Autos, die entgegenkamen. Also fuhr er gegen den Strom der Rushhour aus der Stadt hinaus. Aber es war schwer, zu sehen, schwer, zu denken. Ihr Kopf und der Oberkörper fielen in jeder Kurve hart gegen die Tür. Die Lichter des Gegenverkehrs strichen langsam über das Gesicht des Mannes, der am Steuer saß. Sie hatte ihn schon einmal gesehen. Er war mit einer Pistole hinter ihr her gelaufen.
Was wollte er?
Die Übelkeit wurde heftiger. Es ging besser, wenn sie sich nicht bewegte.
Die Scheibenwischer wischten und wischten.
Sie hob die Hände und zielte auf das Lenkrad. Der Schmerz zischte von Schläfe zu Schläfe, als seine Faust sie traf.
Das Handschuhfach.
Sie beugte sich vor, um den Griff zu finden, der das Handschuhfach öffnete.
Er sagte etwas und zog sie an den Haaren wieder in eine aufrechte Position. Die harte Faust traf wieder.
Durch den Schmerz hörte sie das Fach aufklappen. Das Handschuhfach war offen und lag im Dunkeln.
Sie schloss die Augen. Lange. Sie hatte keine Ahnung, wie lange. Noch einmal kämpfte sie darum, die Oberfläche zu erreichen. Diesmal ging es schneller. Das Gift verließ ihren Körper langsam wieder.
Als sie die Augen ganz öffnete, gab es keinen Gegenverkehr mehr, der das Gesicht des Fahrers beleuchtete. Die Scheibenwischer schlugen nicht mehr.
Das Handschuhfach.
Sie beugte sich vor, stieß die Hände hinein und schrie vor Schmerz auf, als er zuschlug. Sie schloss Augen und Mund und wartete auf den nächsten Schlag. Er kam nicht.
Aber ihre Finger umfassten das Pfefferspray.
Der Wagen hielt.
Ein kalter Luftzug schlug herein, als er ausstieg. Er würde um den Wagen herum gehen und sie hinauszerren. Aber sie hatte das Pfefferspray. Sie bereitete sich vor.
Die Tür ging auf.
Sie richtete das Spray auf den Mann, der es ihr sofort aus der Hand schlug. Im nächsten Moment lag sie am Boden. Der Schnee war weich und kalt. Sie wartete auf die Schläge und die Tritte. Aber sie kamen nicht. Langsam kam sie auf die Knie.
Die Autoscheinwerfer beleuchteten einen schmalen, geräumten Weg.
Wo war er?
Sie spähte in die Dunkelheit.
»Hier«, sagte die Stimme.
Sie drehte den Kopf in die Richtung und schrie, als das Pfefferspray ihr Gesicht traf.
Glühende Pfeile bohrten sich in Augen und Nase. Sie schrie, bis ihre Stimme
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