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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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schwebte er hier nur hilflos in der Luft, während sich der Zauberer bereit machte, ihm sowohl physisch als auch metaphysisch bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen?
    Weil er es verdiente. Er verdiente jedes winzige bisschen davon und noch viel mehr.
    Er konnte um Hilfe rufen. Er konnte um Gnade flehen. Auch das tat er nicht. Er wartete einfach auf seine Strafe. Egal, wie schlimm sie ausfiele, sie würde nie wieder gutmachen, was er getan hatte.
    Belok kratzte mit seinen Krallen über Neds Stirn. Blut rann an seiner Kopfhaut herab und aus seinen Haaren. Er zuckte. Er weinte. Aber er schrie nicht.
    Dann kam der nächste Gedanke. Was, wenn irgendwo ein Fehler passiert war? Was, wenn er doch nicht die Leere war, sondern nur Ned? Was, wenn er für die Sünden eines anderen büßte? So oder so erschien ihm alles äußerst sinnlos.
    »Mir wehzutun ist keine Lösung«, sagte er, überrascht von seiner Ruhe.
    »Im Gegenteil«, antwortete der Zauberer, »es wird mir zumindest helfen, mich besser zu fühlen.«
    Die Geister drehten Ned, stellten ihn auf die Pflastersteine, hielten ihn aber weiterhin fest. Belok leckte das Blut mit einer winzigen, lilafarbenen Zunge von seinen Krallen. »Ich bin vielleicht nicht in der Lage, dich zu töten, aber ich kann viele andere widerwärtige Dinge tun. Vielleicht werde ich damit anfangen, dein Auge auszureißen. Vielleicht würde es mich aufmuntern zu wissen, dass du die Ewigkeit in immerwährender Dunkelheit verbringen wirst.« Er bewegte eine Kralle auf Neds Auge zu.
    Ned erschauderte. Er biss sich in Vorbereitung auf den Schmerz auf die Lippen. Immer und immer wieder ging ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er es verdient hatte. Zumindest hoffte er, dass es so war. Das war der einzige Trost, den er finden konnte, und es wäre wirklich eine Schande gewesen, wenn ein Fehler passiert wäre und die Irre Leere jetzt gerade tausend Meilen weit entfernt eine schöne Tasse Tee trank.
    Ein Blitz stieß Belok weg und ließ sein Geistergefolge vor Wut aufheulen.
    »Wer wagt es, Belok zu treffen?«, lamentierten die Geister in einem musikalischen Kreischen. »Welcher Narr wagt es, Magie gegen Belok zu gebrauchen?«
    Die Rote Frau senkte ihren Stab. »Ehrlich, Belok. Immer so melodramatisch.« Sie schwang den rauchenden Stab in ein paar großen Kreisen. Grollende Wolken wirbelten über ihnen herum. »Du tust gut daran, dich hinter mich zu stellen, Ned.«
    Das musste sie ihm nicht zweimal sagen.
    »Bist du sicher, dass du weißt, worauf du dich da einlässt?«, fragte der Rabe die Rote Frau. »Es ist eine Weile her, dass du dich einem Zauberer im Kampf gestellt hast.«
    Sie stampfte ihren Stab zweimal auf den Boden, so dass die Erde rumpelte. »Es ist wie Reiten. Man verlernt es nicht.«
    »Bist du je geritten?«, fragte der Rabe. »Ich erinnere mich nicht.«
    Der Rabe flog von ihrer Schulter und setzte sich auf die Mauer. »Ich glaube, diesmal sitze ich lieber hier drüben.«
    Beloks goldene Aura verdunkelte sich zu einem blutroten Kupfer. Eine kleine Feuerkugel erschien zwischen seinen ausgestreckten Händen.
    »Feuerbälle?« Die Rote Frau hielt ihre eigene faltige Handfläche auf und materialisierte eine rotweiße Furie. »Nicht sehr originell, Belok.«
    »Ich verschwende mein bestes Material nicht an herumspielende Hexen.« Beloks Flammen wurden größer und größer. Er warf eine seiner Geistergespielinnen hinein, und das Feuer wurde schwarz und zehrte von ihrer Qual, während ihre Schreie die Luft schwärzten. Die Macht rang in seinem Griff, wurde aber immer größer. So groß wie der Zauberer, der sie erschaffen hatte. Der Feuerball der Roten Frau blieb angenehm handflächengroß.
    »Ist das alles, was du mir zu bieten hast?«, spottete Belok.
    Kichernd balancierte sie ihren magischen Ball auf einem Finger. Lustig, wie die meisten Zauberer, sogar einer mit Beloks Erfahrung und Macht, wieder und wieder dieselben Fehler machten. Sie dachten immer, es käme darauf an, wer den größten hatte.
     
    NEUNZEHN
     
    Nachdem er Ned im Garten gelassen hatte, wurde Frank zu einem Spiel Koboldmatsch eingeladen. Unter denjenigen, die zu gleichen Teilen Geschick, Gewalt und Glück beim Sport schätzten, war es ein beliebtes Spiel. Koboldmannschaften wurden mit Miniaturterrains auf einem Spielfeld verteilt. Sie bekamen Ausrüstung, um verschiedene Militäreinheiten nachbilden zu können. Und dann bewegten die Spieler (oder Generäle, wie sie genannt wurden) ihre Kobolde abwechselnd, entweder, um ein

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