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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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wirklich wissen?«
    »Nein«, antwortete er sofort.
    Sie lächelte mit einem Anflug von Zuneigung. »Wenn es dich irgendwie tröstet: Es war ein sehr kleiner Kontinent und keiner vermisst ihn heute noch.«
    Ned sank in sich zusammen: niedergeschlagen, bezwungen und plötzlich von einer Schuld belastet, die so schwer war, dass sie ihn beinahe in die Erde drückte.
    »Ich bin nicht glücklich«, sagte er, als er die Situation begriff. »Wie kommt es, dass ich jetzt keine Dinge zerstöre?«
    Sie setzte sich neben ihn. »Du hast tausend Leben gelebt, Ned, und nur in diesen letzten paar warst du du. In all den anderen, an die du dich nicht erinnerst, warst du jemand anders. Du warst Könige und Bauern, Krieger und Milchmädchen, Mörder und Priester. Ich bin die ganze Zeit an deiner Seite gewesen. Ich war am Anfang und am Ende jeder Inkarnation dabei. Und jede war bis auf eine Konstante einzigartig. Auch wenn sie von Reichtum und Macht umgeben waren oder von Frieden und Ruhe oder von allem und jedem, was ein Mann sich dazwischen wünschen kann, so waren sie doch alle ziemlich unglücklich.«
    Ned stand auf. »Glaubst du, ich will mich schlecht fühlen? Ich weiß, dass ich es verdiene zu leiden.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber du denkst es.« Er deutete anklagend auf sie, als wäre das alles irgendwie ihre Schuld. »Ich bestrafe mich selbst für den Schaden, den ich angerichtet habe. Es ist wie eine Art Buße. Unendliche, sinnlose, schmerzhafte Buße.«
    »Wenn das der Fall ist«, sagte sie, »dann ist es mehr die Frage, was du denkst, als was ich denke, oder?«
    »Warum musstest du mir das alles sagen?«
    »Du wolltest es wissen.«
    »Ich habe es mir anders überlegt.«
    »Zu spät. Übrigens wusstest du es schon. Du hast es immer gewusst, ganz tief in dir drin. Ich habe dich nur gezwungen, es endlich zuzugeben.«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, es sei ein Witz gewesen, als du mir sagtest, das Schicksal der Welt würde von mir abhängen!«
    »Es war auch einer. Es hängt nicht von dir ab. Es hängt von etwas in deinem Inneren ab.«
    »Kannst du nicht meine Erinnerung auslöschen? Das kann doch nicht so schwer sein.«
    Sie stand auf, stützte sich so schwer auf ihren Stab, als könnten ihre Beine sie kaum tragen, und legte ihre Finger an seine Stirn. »Das wäre möglich, aber es muss bekannt werden. Du musst es wissen.«
    Ihr Gesicht wurde ausdruckslos. Sie humpelte davon und sprach mit dem Rücken zu ihm.
    »Weil sie kommen.«
    Wie auf ein geheimes Kommando stieg der Schwarm blutroter Vögel in die Luft und verdunkelte den Himmel über der Kupferzitadelle. Die Festung bestand aus nichts als schwarzen Schatten in einer alles verzehrenden Dunkelheit.
    »Wer?«, fragte er.
    In der Schwärze sprach die Rote Frau sanft: »Deine Feinde, Ned.«
    »Ich habe Feinde?«
    Sie kicherte und schwang ihren Stab in einem kleinen Kreis. Die Tausende von Vögeln zerstreuten sich in alle vier Winde, als wären sie nie da gewesen. Bis auf den Pinguin, der nicht fliegen konnte und keine andere Wahl hatte, als vom Garten in Richtung Zitadellentor zu watscheln.
    »Du hattest viele, angesammelt in tausend Leben. Aber es gibt nur zwei, mit denen du dich jetzt beschäftigen musst. Der erste und wichtigste ist ein Dämonenimperator. Er will deine Macht, weil er hofft, sie für sich selbst nutzen zu können. Ob er irgendeine Aussicht auf Erfolg hat, kann ich dir nicht sagen. Trotzdem ist er eine starke Zerstörungsmacht.
    Mich schaudert, wenn ich daran denke, was passieren würde, wenn er einen Weg fände.
    Der zweite ist eine im großen Ganzen unbedeutende Angelegenheit. Sein Name ist Belok, ein alter Zauberer mit wenig Talent. In einer früheren Inkarnation warst du auch ein Zauberer und ihr zwei seid miteinander in irgendeine lächerliche Frage der Ehre geraten. Die Angelegenheit endete mit deinem Tod und einem Fluch auf Belok, den er vergeblich versucht zu brechen. Er begreift einen Teil dessen, was du bist, aber nicht genug. Das könnte ihn lästig machen.«
    Ein kalter Wind fegte über die Festung. Die Rote Frau zog ihren Umhang enger um ihre Schultern.
    »Und ich glaube, dass er nun endlich angekommen ist. Einen Tick später, als ich erwartet hatte.«
    Der Wind legte sich, aber die Luft wurde kalt. Neds Atem kristallisierte, als er sprach: »Jetzt? Er kommt jetzt?«
    Die Rote Frau machte sich nicht die Mühe zu antworten. Sie deutete mit ihrem Stab in Richtung Himmel und ein Trupp geisterhafter Jungfrauen ergoss sich aus den

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