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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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wohnt. Er ist arabischer Christ, Arzt und Theologe.«
    So schnell hatte mich die schnöde Welt eingeholt. Kaum hatte ich El Arab erwähnt, fuhr mir auch wieder die Angst um meinen Bruder in die Glieder. Prangte nicht, wie er selbst bekannt hatte, El Arabs Siegel auf dem Briefe am Kopfe des enthaupteten Hufschmiedes? Also war auch er in diesen Fall verwickelt! Das alles überstieg meine Vorstellungskraft. Dies aber war eine Welt, die für die Warmherzigkeit und die Weisheit des Vaters, der mich ehedem, wie gesagt, an das Sakrament des Altares herangeführt hatte, keinen Platz bereithielt.
    »Von dem Treiben da draußen in der Welt will ich nichts mehr hören, denn du musst wissen, dass ich sehr müde bin«, sagte Pater Gottfried enttäuscht.
    Er verließ mich so jählings, dass ich wähnte, nur geträumt zu haben. Als ich schließlich aus der Kirche hinaus ins Freie trat, bemerkte ich, dass ich viel zu lange verweilt war. Rasch machte ich mich auf den Weg und blickte der gerechten Strafe entgegen.

Die hohe Herrin begrüßte mich jedoch sehr freundlich. »Du solltest dich schonen, Hadwig«, sagte sie, »es ist doch bald soweit. Es ist nicht gut, wenn du dich in deinem Zustande in der Stadt herumtreibst. Schnell, lege dich nieder und ruhe dich aus.«
    »Ihr seid so nachsichtig, Herrin, und ich war nicht da, als Ihr mich brauchtet. Verzeiht. Ich will Euch zur Hand gehen, so wie es sich für mich gebührt.«
    »Der langsame Gisbert hat mich angekleidet. Das geht auch, obwohl ich allerdings zugeben muss, dass du mir natürlich besser gefällst.« Magdalena strich mir zärtlich über mein goldenes Haar. »Alles andere, was nötig ist, ist schon gerichtet. Der ehrwürdige Vater und Herr Erzbischof hat Gäste geladen, da die Sterne seiner Meinung nach dafür günstig stehen, nämlich um ihnen Averom vorzustellen.«
    So kam es denn, dass nach dem Willen seiner Unwürden bald ein rauschendes Fest in Gang kam, das dem Weine, dem Gesange, dem Schmause und dem Witze gewidmet war, wie man es von den Festen des Fürsten von Köln gewohnt war.
    El Arab hatte bereits einige Becher von des Erzbischofes weithin bekanntem Kirschbiere getrunken, als er diese Geschichte zum Besten gab:
    »In den Schriften unseres Rechtsgelehrten Ibn Hazm fändet Ihr, wenn Ihr denn Arabisch lesen könntet, folgendes: Es gab da noch den Fall eines überaus begehrenswerten Mädchens, das einen gut ausgestatteten Mann heiratete, der jedoch nach nur drei Jahren Ehe verstarb. Und das, ohne Kinder zu hinterlassen. Nach alter Sitte, die auch Ihr aus dem alten Testamente kennt, verheirateten die Eltern die Witwe mit dem Bruder des Toten. Er sollte mit ihr nun die Erben zeugen.
    Doch die Hochzeitsnacht verlief nicht wie üblich, worauf sich der Bruder am Morgen bei der Mutter seiner Frau beklagte. Auch die nächsten Tage brachten keine Besserung, bis er schließlich wütete: War sie nicht drei Jahre lang verheiratet? Hatte sie nicht Zeit zu lernen, wie das natürliche Werkzeug des Mannes in der Hochzeitsnacht und auch in allen folgenden Nächten aussieht? Hat er etwa nie bei ihr gelegen und den Teufel in die Hölle geschickt? Oder ist ihre Öffnung zwischen den Schenkeln zugenäht?
    Man ließ die Beschuldigte kommen, die sich jedoch schluchzend verteidigte: Mutter, weißt du, was er wollte? Das Schwein wollte mich mit seiner Gerte von vorne storchen!
    Ihr verstorbener Mann hatte sie wohl immer nur von der anderen Seite her erkannt. So erlebte ihr zweiter Mann eine Witwe, die nach drei Jahren Ehe noch Jungfrau war.«
    Eine gar derbe Geschichte, ganz nach dem Geschmacke von seinen Unwürden.
    »Ah«, machte er wohlgelaunt. »Ihr Morgenländer versteht Euch darauf, Euren Spaß mit dem Weibe zu haben, ohne gleich einen kleinen Bastard zu erzeugen.«
    Jemand, in welchem ich im Gedränge den Ratsherrn Andreas . (einen begehrten Junggesellen) zu erkennen meinte, sagte: »Sie waren aber doch verheiratet. Da gibt’s dann eh keinen Spaß mehr, dafür jede Menge Erben.«
    Seine Unwürden lachte: »Du bist ein Narr, weißt wohl nichts. Wenn man die Frau schont, macht es länger Spaß.«
    »Macht es denn von der anderen Seite überhaupt Spaß?«, fragte Hans, der Ratsherr, den sie den »Frommen« nannten. Statt einer Antwort erhielt der gottesfürchtige Mann nur ein gottloses Gelächter.
    Als ich meine hohe Herrin herzhaft mitlachen sah, war ich nur glücklich, dass sie das schreckliche Ereignis von heute Morgen vergessen zu haben schien und in das fröhliche Treiben

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