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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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fand, an das Schicksal meines Bruders zu denken, der in so großer Gefahr schwebte.

Ich schlief, bis El Arab wieder vor meinem Bett stand. Es war nun kalt geworden in meiner Kammer, die Hitze des Wasserdampfes war aufgebraucht, und El Arab konnte seinen dunklen Rock nicht ablegen, vielmehr zog er ihn fester um sich. Ich hatte glücklicherweise dicke Decken, die mich wärmten und unter denen ich meinem geliebten Neugeborenen die geschuldete Hitze bieten konnte. El Arab setzte sich auf die Bettkante und seufzte. Und dies also ist der Bericht, den ich von ihm über die Disputation in der Universität erhielt.
    Es waren nämlich die fortgeschrittenen Studenten und viele höhergestellte Bürger der Stadt anwesend. Zur Überraschung aller trat jedoch nicht der große Albertus gegen Pater Bueno an, sondern ein junger Schüler von Albertus, ebenfalls Dominikaner, der aus Aquin stammte und Bruder Thomas genannt wurde. . (Heute, da dies niedergeschrieben wird, ist der verstorbene Magister Thomas von Aquin, Gott sei seiner Seele gnädig, fast ebenso berühmt und weitaus umstrittener als Albert.)
    Ein Student sagte: »Wir wollen von euch wissen: Ob wir als Christen die Bücher der Vernunft von den antiken Philosophen lesen dürfen, um die Wahrheit mit der Kraft unserer eigenen Vernunft zu suchen, oder ob wir uns allein auf die geoffenbarte Schrift stützen müssen?«
    Pater Bueno war sich wohl durchaus bewusst, dass er hier nicht vor dem Straßenpöbel predigte und fing sehr ordentlich an, seine These darzulegen:
    »Es scheint, dass nichts dagegen eingewandt werden könne, wenn irgendetwas getan wird, um die Wahrheit zu suchen. Denn die Wahrheit ist ein Gut. Dies kann niemand bestreiten, denn Gott hat uns die Wahrheit offenbart. Es wäre aber blasphemisch, von Gott zu sagen, er hätte etwas getan, das nicht gut ist. Dagegen aber spricht, dass Gott uns die Wahrheit offenbart hat. Er hat sie nicht versteckt und uns suchen lassen. Darum ist die Wahrheit, die gut ist, die Wahrheit, die wir nicht suchen, sondern die wir glauben, weil sie uns von Gott offenbart wurde.«
    Dies schien den Zuhörern sehr einleuchtend gesagt und es gab viel zustimmendes Gemurmel, als Bruder Thomas sich erhob, eine leichte Verbeugung vor seinem Widersacher machte und bedächtig fragte:
    »Ihr meint also, Pater Bueno, dass es nicht rechtens sei, die Wahrheit mit der Vernunft zu suchen, sondern sich ausschließlich auf die geoffenbarten Worte zu stützen? Habe ich Euch da wohl verstanden?«
    »Ja, das habt Ihr durchaus, Bruder Thomas.«
    »Ihr habt zudem gesagt, Pater Bueno, wenn ich das ebenso wohl verstanden habe, dass es blasphemisch wäre, von Gott zu sagen, er hätte etwas getan, was nicht gut ist. Stimmt Ihr mir auch hier zu?«
    Langsam verlor Pater Bueno seine Geduld: »Bruder Thomas, allein die Frage ist eine Frechheit.«
    Der Student, der die Disputation leitete, griff ein: »Verehrungswürdiger Pater Bueno, ich hoffe, Euch sind die Regeln einer scholastischen Disputation gegenwärtig. Es ist erlaubt, jede, auch eine hypothetische, Frage zu stellen. Euch als Widersacher steht es dann völlig frei, wie Ihr darauf eingeht; aber Ihr müsst sie doch auf jeden Fall beantworten.«
    Pater Bueno murrte. »Ich werde also antworten: So wahr ich ein Christ bin und die Wahrheit kenne, glaube ich, dass es ganz und gar unmöglich ist zu denken, dass Gott etwas tun könnte, was nicht gut ist.«
    »Danke, Pater Bueno«, sagte Bruder Thomas milde. »Dies vorausgeschickt, würdet Ihr dann nicht auch zustimmen müssen, dass Gott, als er uns die Vernunft gab, etwas Gutes tat?«
    »Auf die übelste Sophisterei versteht Ihr Euch, Bruder Thomas. Fürwahr! Ich aber bekenne, dass die Lehren der Vernunft von Heiden stammen, deren Denken vom Teufel gelenkt wird.«
    »Stimmt Ihr mir nun zu, Pater Bueno, dass ein Mann, der geboren wurde, bevor der neue Bund geschlossen ward, nicht in die Gnade der Offenbarung hat kommen können?«
    »Auch dies kann ich als Christ nicht bestreiten.«
    »So stimmt Ihr mir dann auch zu, dass diejenigen Philosophen, die wir die Alten nennen, die Wahrheit nicht anders als durch ihre Vernunft suchen konnten?«
    »Ich stimme zu. Aber ich wende ein, dass das, was sie gefunden haben, für uns wertlos ist.«
    »Dann würdet Ihr also zustimmen, dass es wertlos für uns ist, das, was geschrieben steht, etwa Im Anfang war der logos , mit Hilfe dessen zu verstehen, was die Alten uns über den logos zu sagen haben, so wie es der heilige Augustinus getan

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