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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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gleiche. Du bist sehr gescheit, gescheiter wohl als viele andere hier. Aber auch ich kann die Zusammenhänge noch nicht deuten und will dich bitten, Geduld zu haben. Dennoch: Ich versichere dir, dass ich auf mich aufpassen kann. Ich habe schon Angriffe vielfältiger Art überstanden und werde auch diesen, so Gott will, überstehen.«
    »Ihr seid also nicht nur Arzt und Gelehrter, sondern auch ein Abenteurer?«
    »Ich suche das Abenteuer nicht. Doch gibt es Menschen, die den, der den Schatz der Wahrheit begehrt, nicht in Frieden leben lassen können. Du musst dich aber schwach fühlen, ich sollte dich nicht in Disputationen verstricken.«
    »Die Vision der Herrin hat mich, ach Herr, erfrischt, und ich glaube, Eure segensreiche Medizin, deren Bitterkeit Ihr wohl im herrlichen Ambra zu verstecken versteht, hat das ihre getan. Wenn Ihr also meine nichtswürdige Gesellschaft nicht flieht, so würde ich mich glücklich schätzen, wenn Ihr mich nicht allein ließet.«
    »Eins beunruhigt mich, wenn du erlaubst zu fragen.« El Arab rückte nahe zu mir und senkte verschwörerisch seine Stimme, so dass mir klar wurde, er werde nun nicht als Vater sprechen, sondern als Abenteurer. »Deine Herrin ist die Leman, um den Ausdruck der Angelsachsen zu verwenden, des Erzbischofs. Alle wissen es. Niemand zweifelt daran. Gereicht es ihr nicht ebenso zur Schande wie ihm, dass du seinen Sohn zur Welt gebracht hast, auch wenn er sich nie wird zu ihm bekennen können? Ist es nicht das lebendige Zeugnis seiner Untreue, die ihm zwar nicht vor dem Gesetz, wohl aber vor ihrem Herzen zur Schuld gereicht? Ich verstehe nicht, was sie dazu treiben konnte, dich in ihren Haushalt aufzunehmen. So viel Heiligkeit, mit Verlaub, spreche ich keinem Menschen zu, dass er dort barmherzig handelt, wo es ihm am allermeisten schmerzt.«
    »Die Herrin und seine Unwürden, wenn ich unter uns diesen lästerlichen Ausdruck benutzen darf, erkennen sich nicht mehr. Sie haben damit aufgehört, wie sie mir sagte, kurz bevor ich in ihren hohen Haushalt eingetreten bin. Das schwöre ich bei der Seele meiner lieben Mutter.« Wieder musste ich albern lachen. Ich nehme an, das entsprach meinem Alter, durchaus aber nicht meinem Stolz.
    »Sie führen keine leiblichen Gespräche? Sollten die Leute sich so sehr irren? Alles spricht gegen deine Behauptung!«
    »Ich kann nur dies wiederholen, dass sie, solange ich es bezeugen kann, sich nicht erkannten. Und wer sollte das besser wissen als ich? Da ich doch nie von der Seite meiner Herrin weichen würde!«
    »Was du sagst, gibt mir Hoffnung, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Durchaus, wie sollte ich es übersehen. Ihr seid mit meiner Herrin von Anfang an nicht umgegangen wie ein Fremder.«
    »Da ich seine Unwürden, wie dir beliebt, den Erzbischof zu schimpfen, schlecht fragen kann und auch, soweit ich sehe, kein Vater zur Stelle ist, frage ich dich, wo wir schon so viele Geheimnisse miteinander teilen, ob du Einwände hättest, wenn ich mich deiner Herrin nähern würde?«
    Da nämlich musste ich laut prusten, bis mir die Eingeweide weh taten: Hatte El Arab wirklich bei mir um die Hand meiner Herrin angehalten? Er pflegte in der Tat sehr eigenartige Umgangsformen, so als sei er nicht ganz aus dieser Welt.
    »Ja, ich mag Euch«, sagte ich. »Meinen Segen habt Ihr, wenn es darauf ankäme. Ihr stolzes Herz aber, das müsst Ihr schon selbst erobern.«
    El Arab schwieg einen Augenblick und hing seinen Gedanken nach. Dann, als er erwachte, war er wieder der Gelehrte und sagte steif:
    »Die Studenten der Universität Köln haben heute zu einer Disputation geladen zwischen dem Minoriten Pater Bueno auf der einen und dem dominikanischen Magister Albertus auf der anderen Seite. Schade, dass du das Bett hüten musst und uns nicht begleiten kannst.«
    »Ich mache mir nichts aus der Wissenschaft des Glaubens«, log ich, ohne zu wissen, warum, denn ich freute mich darüber, von El Arab nicht wie eine Magd behandelt zu werden.
    »Es wird spannend und würde dir gefallen, glaube mir. Mit Bueno wird das keine trockene, sachliche Disputation, es wird ein heiliger Krieg der Worte werden. Darf ich dir später davon berichten? Sobald es dich langweilt, werde ich mich zurückhalten.«
    Ich merkte nun, wie ermattet ich war. Die Vorstellung, El Arabs Bericht über eine Disputation folgen zu müssen, machte mir trotz der Ehre, die er mir damit zweifellos zuteil werden ließ, die Augenlider schwer. Ich muss gestehen, dass ich nicht einmal die Kraft

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