Die Konkubine des Erzbischofs
gefiele, El Arab zu sich zu nehmen, gut riechen würde. Magdalena zählte jetzt 28 Jahre und hätte gleichsam meine Mutter sein können. Sie wäre noch liebreizender gewesen, hätte sie etwas mehr Fleisch auf den Rippen gehabt. Doch ebendarum, weil sie noch nie geboren hatte, war ihr Fleisch gleichzeitig fest und zart wie bei einer Jungfrau, und ihre runden weißen Brüste, an denen noch nie ein Kind genährt worden war, hingen nicht schlaff herab. Sie hatte, als sie noch das Bett mit Konrad teilte, also gewusst, wie sie es dabei belassen konnte, indem sie durch mancherlei Maßnahmen die Empfängnis oder die Entwicklung der empfangenen Frucht unterband. So hatte sie regelmäßig Salbeiwein getrunken, weil die Kälte des Salbeis die Aufnahmefähigkeit des Weibes auf Monate hinweg behindert. Als der Erzbischof sie noch erkannte, was freilich vor meiner Zeit in ihrem Hause gewesen war, nahm sie danach drei Unzen Basilikum zu sich und führte ein Zäpfen aus Zedernholz ein. So war sie Konrad zwar zu Diensten gewesen, hatte ihm aber gleichwohl das, was er sich am sehnlichsten wünschte, verwehrt, da er ihrem Kind genauso wie Johannes, meinem geliebten Sohne, keine ehrwürdige Familie hätte bieten können.
Ihre Arme waren für eine Frau zu stark, was ihr aber durchaus im Leben geholfen hatte. An ihrer linken Lende trug sie eine große Narbe . (der einzige Makel an ihrer Haut, den ich umso mehr liebte), die sie sich zugezogen hatte, wie sie mir sagte, als sie vor Jahresfrist aus eigener Kraft einen schändlichen Angreifer, der sich ihrer süßesten Früchte wider ihren Willen zu bedienen beabsichtigte, abwehren konnte.
Ich rieb sie also zärtlich mit ihrem kostbarsten, einem edel duftenden morgenländischen Öle ein, und sie bedankte sich bei mir – nicht wie man sich bei seinen Dienern, sondern wie man sich bei seiner Tochter bedankt. Denn ich gab ihr so freizügig, dass es nicht viel weniger gewesen sein mag, als ein Mann ihr zu geben in der Lage wäre. In der Nacht aber horchte ich angestrengt, um festzustellen, ob El Arab es gelungen war, das Herz der hohen Herrin zu erweichen. Allein, ich konnte nichts hören und schlief alsbald ein.
Im Traum besuchte mich mein Vater, um mich zu trösten. Ich sah ihn, wie er sein Handwerk vernachlässigte, um mir das Lesen beizubringen. Wir lasen in der teuren Bibel, die er durch die Hand des Hufschmiedes gekauft hatte. Mein Vater versprach mir, dass er mich auf die Klosterschule schicken werde, damit ich einst Äbtissin werden könne.
Die Mutter, der ich mein Leben verdanke, war im Wochenbett gestorben, nachdem sie mich zur Welt gebracht hatte. Mein Vater blieb einsam. Er hatte seine Frau geliebt und nach ihrem Tode nicht noch einmal geheiratet. Doch nie hat er mir ihren Tod vorgeworfen. Zu meinen beiden Brüdern war er nachgerade streng, mich allerdings behandelte er sanft und gütig. Ich befand mich nur froh, dass mein Vater nicht mehr miterleben musste, wie ich Schande über unsere Familie und mich gebracht hatte.
Beim Schlafen kuschelte ich mich stets an Peppino, meinen zärtlichen Bruder. Manchmal durfte ich mich auch zwischen meinen erstgeborenen Bruder und meinen Vater legen und den schönen harzigen Duft an den Händen der Zimmerleute riechen.
Mein Vater machte sein Versprechen unter großen Anstrengungen wahr und ließ mich in die Klosterschule gehen. Ich lernte willig und begierig alles, was mir zum Lernen vorgelegt wurde. Es fiel mir leicht und ich war voller Neugier. Dann berief der Herr meinen Vater in die Ewigkeit ab und meine Trauer hätte nicht größer sein können. Aber der Herr belohnte die harte Arbeit und das stetige Bemühen um ein gottesfürchtiges Leben meines lieben Vaters, indem er ihn ohne Schmerzen und Qualen im Schlafe zu sich nahm.
Man muss aber wissen, dass ich ohne eine Frau im Haus aufwuchs, weil ich weder Mutter noch Schwestern, weder Tanten noch andere weibliche Verwandte kannte. Beim ersten Blutflusse wusste ich also nicht, was das war; doch ich war zu ängstlich, mich mit meiner Krankheit an dem unaussprechlichen Körperteil an jemand anderes zu wenden als an den höchsten Seelsorger der Stadt, den Erzbischof.
Dieser widmete sich mir bereitwillig und erklärte mir ausführlich, was der Herr mit den Dingen, die in mir vorgingen, bezweckt habe.
Dies begab sich nämlich so: Seine Unwürden pflegte sich gelegentlich selbst von dem guten Fortgange des Unterrichtes in der Klosterschule zu überzeugen. Und da ich ihm auffiel, bat er darum, dass
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