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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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erwiderte ich: »Ich habe Euch nicht um Eure Gesellschaft gebeten, wer immer Ihr seid. Darum verschont mich mit Euren Beleidigungen.«
    Er aber lächelte mir zu, nahm ein Stück Brot, brach es und schob mir einen labenden Bissen in den Mund. Er sagte: »Die Schande ist ganz auf meiner Seite, da ich, wie Ihr nicht wissen könnt, Mönch bin, Bruder Hilger mit Namen, und hier nichts verloren habe außer unkeuscher Lebenslust. Wofern sich aber zwei Menschen wie Adam und Eva gegenüberstehen, sollten sie nicht an den Stand oder an andere irdische Gegebenheiten denken, die die Menschen zu ihrem Unglücke erfunden haben.«
    »Wenn Ihr mir«, antwortete ich der Wärme des Bades zum Trotze kühl, »Eure Wurst mit Bart zu essen geben wolltet, so suchet Euch besser eine andere, die vielleicht williger ist, mit Euch eine Mahlzeit einzunehmen.«
    »Ich wäre schon glücklich«, antwortete Hilger buhlend, »wenn Ihr mir erlauben würdet, Eure wunderschöne Brust zu kosen.«
    Er aber wartete nicht auf meine Erlaubnis und streckte seine Hand aus. Ich wich so weit zurück, dass er mich nicht erreichte, und lächelte ein bisschen. »Soweit ich hörte«, sagte ich, »wäret Ihr der erste Mann, der es dabei belassen würde. Zuerst möchte ich also um Eure Ehrlichkeit bitten.«
    »Ich weiß nichts von der Liebe«, entgegnete Hilger verwirrt, »und darf es auch nicht. So bitte ich Euch, mir zu helfen und zu sagen, welche Worte ich gebrauchen muss, um Euch zu öffnen.«
    Nun musste ich lachen ob seiner Einfalt. »Dann«, sagte ich und bespritzte ihn ein wenig mit Wasser, »wäre es, als würde ich mich selbst in Versuchung führen.«
    Hilger schaute an sich hinunter und sagte: »Die Schlange ist zwar schon da, Eva, sie hat aber durch die lange Zucht verlernt, die rechten einschmeichelnden Worte zu finden.«
    »Seht Euch um«, forderte ich ihn heraus, »erhebt Eure Schlange ihren Kopf, egal welches entblößte Weibsbild Ihr auch erblickt?«
    Der Mönch schaute sich verdutzt um, aber dann wandte er sich unschlüssig an mich: »Eure Frage vermag ich nicht zu begreifen.«
    »Das ist die erste Lektion, die ich Euch gebe: Wenn Ihr mich versuchen wolltet, müsstet Ihr mir das Gefühl geben, nur ich und niemand sonst würde Eure Natur ansprechen können.«
    »Nur einen Gott bete ich an, der Geist ist, und einen Körper, das ist der Eure«, hauchte Hilger, alle Gelübde hintanstellend.
    »Ihr lernt schnell«, sagte ich, »das gefällt mir. Allein, wenn wir fortfahren, wie in einer Disputation zu sprechen, erstirbt die Minne.«
    Alles Blut, das er im Leibe hatte, war ihm zu Kopfe gestiegen. »Ich werde tun, was Ihr befehlt. Nur sagt mir, was ich tun soll!«, flehte er.
    Gern wäre ich mit diesem stattlichen Mönch meiner Trübsal, die, wie Cicero sagt . (dessen »Gespräche in Tusculum« wir in der Klosterschule gelesen hatten), auch eine Krankheit ist, für kurze Zeit entronnen und hätte es ihm gewährt, seinen Stand zu vergessen, allein, meine Verzweiflung war zu groß, und ich erinnerte mich überdies an meine Treuepflicht der hohen Herrin gegenüber. »Ihr wisst nicht, was Ihr tut«, sagte ich darum niedergeschlagen, »Eure Sinne sind verwirrt. Wenn wir uns wiedersehen, werden wir fortfahren, vielleicht mit der zweiten Lektion.« So verließ ich ihn leidend, ohne zu wissen, dass es eine ganz andere Lage sein würde, in der ich ihn erneut treffen würde, eine Lage, in der die Rollen vertauscht werden sollten.

An dem nächsten, durch Konrads Sterndeuter festgelegten Tag, dem Fest der Bekehrung des Apostels Paulus, als die ganze Stadt wiederum unter einer dichten Schneedecke lag, hielt seine Unwürden Gericht. Man muss aber wissen, dass der Stolz der Bürger diesem Gerichte nur Fälle zur Bearbeitung überlässt, die sich nicht durch die Ordnungen der Gilden regeln lassen. Das sind die Streitigkeiten in den Familien und die Verbrechen gegen König und Kirche.
    Niemand konnte dem Erzbischof nachsagen, er würde nicht mit Gerechtigkeit und Weisheit richten. . (Darum gebrauchte ich den Ausdruck »seine Unwürden« auch nur mir selbst gegenüber, eher um mich stets daran zu erinnern, was er mir angetan hatte, als um einer offensichtlichen Ehrlosigkeit wegen.) So hielt er es auch an diesem Tage.
    Gespannt wartete man auf das Urteil, das der Erzbischof in der Sache Herzog Chlodwigs gegen seine Gemahlin Leutsinda fällen würde: Der Herzog hatte wegen eines nachgewiesenen Ehebruches um die Aufhebung der Ehe nachgesucht. Der Erzbischof bestand darauf,

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