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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Sohn hätte kümmern müssen. Wie viel Schaden konnte doch ein Neugeborener in einer Woche der Vernachlässigung nehmen …
    »Mein Sohn, ist er nun gesund, Herr?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte El Arab kurz.
    »Tausend Dank, Euch, o Herr.«
    »Danke nicht mir, sondern deinem Gotte«, entgegnete er bescheiden. »Natura sanat, non medicus: Die Natur, nicht der Arzt heilt.«
    »Herr«, fragte ich, »wenn Johannes nun gestorben wäre, da er noch nicht getauft werden konnte … Was hat es auf sich mit dem Streite über die Gnade, die ungetauften Kindern zuteil wird?«
    »Dies macht mich so traurig, dass ich mich schäme, mich Christ zu nennen, also den gleichen Namen zu benutzen wie diejenigen, die da lehren, ungetaufte Kinder kämen in die Hölle der Schuld der ersten Eltern wegen. Es sind Männer wie Pater Bueno, die solcherlei Unsinn verkünden«, antwortete El Arab erhitzt.
    Ungeduldig war ich darob, weil ich ihn nicht verstand: »Ich weiß jetzt nur, dass Ihr über diese Ansicht böse seid. Gelernt habe ich nichts aus Euren Worten. Denn ist es nicht richtig, dass durch die Taufe uns die Schuld erlassen wird, die von Adam und Eva auf uns herabgekommen ist?«
    »Die Taufe ist ein sichtbares Zeichen, dass diese Schuld getilgt wurde«, erklärte der Gelehrte voll väterlicher Geduld. »Es ist nicht die Tilgung selbst, die unser Herr Jesus Christus am Kreuz bereits in Gänze erreicht hat. Wer daran zweifelt, dass die Gnade durch den Tod von Jesus Christus vollkommen ist, der kann kein Christ sein, denn er bezweifelt die Vollkommenheit des Herrn.«
    »Der Erzbischof hat einen anderen Grund genannt«, entgegnete ich ungezogen.
    »Ich darf dich verbessern: Ich habe einen zusätzlichen Grund zitiert. Aus einer Schrift des großen Abaelard. Ja, wer behauptet, die ungetauften Kinder würden vor Gott nicht bestehen, zweifelt auch an Gottes Gerechtigkeit. Denn wir büßen nur die Schuld, die wir uns vorsätzlich aufgeladen haben. Für etwas bestraft zu werden, was wir nicht eigenhändig getan haben, ist offensichtlich ungerecht. Aber Gott kann ungerecht nicht sein. Ergo.«
    »Was ist dann jedoch damit gemeint, dass wir schwer an der Schuld der ersten Eltern tragen?« . (Fragt jemand sogestalt, der sich nichts aus Fragen des Glaubens macht, wie ich es ihm unverständlicherweise vorgelogen hatte?)
    »Dies ist keine Schuld, wie es Mord oder Raub oder wie es Lüge oder Unzucht sind. Durch die Schuld der ersten Eltern ist die Natur beschädigt worden, die wir selbst sind: Insofern wir als Menschen geboren sind, tragen wir die Last der Schuld, weil sie die Natur des Menschen verändert hat. Wir müssen sterben, wir verdienen unser Brot im Schweiße unseres Angesichts, wir erleiden Krankheit und Irrtum. Das ist unsere Natur, wie sie die ersten Eltern uns durch ihren Ungehorsam hinterlassen haben.«
    »Und weil Ihr solche überaus frommen Gedanken äußert, verfolgt man Euch?«
    »Es sind schon Menschen, die dies gesagt haben, als Ketzer verbrannt worden. Ich unterstelle übrigens nicht, dass der heilige Franziskus das gewollt haben kann. Seinen Brüdern wird er hoffentlich, wenn sie zu ihm aufsteigen, gehörig einheizen.«
    »Ich danke Euch, Herr, für Eure Worte. Als Mutter bin ich beruhigt, dass, was immer Gott gefällt, meinem geliebten Sohne zum Vorteil gereichen wird.«
    Ich schämte mich, dass ich El Arab nicht gesagt hatte, das ich von meinem Bruder Peppino erfahren hatte, er befürchte, der Erzbischof wolle sich durch die ungerechte Anklage gegen Rignaldo rächen – ohne mir zu offenbaren, für was es sich zu rächen gälte. So holte ich es jetzt schlaftrunken nach. El Arab dankte mir und überließ mich wieder mir selbst, ohne zur Auflösung des Mordes . (und damit zur Rettung meines Bruders Rignaldo) noch etwas beizutragen. Er versprach aber, für die Taufe von Johannes Vorkehrungen zu treffen.
    Im Halbschlaf, nämlich noch vom Fieber geschwächt, bewegte mich eigenartigerweise ein anderer Gegenstand, und ich wandte mich an den lieben Gott, um ihn zu fragen, welche Grenze es zwischen Keuschheit und Unkeuschheit gebe. Was die hohe Herrin sagte, leuchtete mir durchaus ein. Aber was der Erzbischof mir angetan hatte, war jedenfalls Unrecht? Doch aus dem Unrecht war mein geliebter Sohn geboren worden. Und ich dankte Gott, dass er mir mit meiner hohen Herrin und mit El Arab zwei Menschen gegeben hatte, die es mir nicht zur Schande werden ließen. Die gleiche hohe Herrin, die ich in ihrer Heiligkeit verehrte, die anderseits seinen

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