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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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sei es. Die Bauern werden täglich abwechselnd ihren Fleischabfall an seine Futterstelle legen, damit er nicht verhungert, oder, um dem vorzubeugen, wildert.«
    Das Haupt der hohen Herrin umkränzte ein Ring aus hellem Lichte, und das Tier, dessen Leben sie verteidigt und gerettet hatte, nahm die Gestalt eines Lammes an.
    Es kam danach zu einem Aufruhre, da der Kaufmann Heinrich Overstolz Klage gegen einen unbekannten Betrüger erheben wollte. Die Klage stellte sich als Falle für den Erzbischof heraus:
    »Ich frage den höchsten Richter dieser Stadt Köln«, erhob Heinrich seine Stimme, »was es anderes sei als Betrug, wenn jemand seine Schuld mit Münzen zurückzahlt, von deren Gewicht er gegenüber dem Gepräge etwas abgenommen hat? Und ich frage ihn weiter, was er zu tun gedenkt, wenn nicht ein Betrüger etwas von dem Golde der Münzen abgekratzt hat, sondern das Oberhaupt der Stadt Münzen ausprägt, denen von vornherein etwas an Gewicht fehlt?«
    Die fröhliche Stimmung wich und einige der anwesenden Bürger begannen, ungehalten zu rufen: »Münzfälscher, Münzfälscher!«
    Auch der Erzbischof verlor sein duldsames Gemüt, musste sich jedoch beherrschen, da er hier als Richter fungierte: »Wohl wissen wir, worauf Ihr hinauswollt, Heinrich. Da wir uns aber nicht selbst anklagen können, müssen wir Euch an das Gericht des Königs verweisen.«
    Daraufhin gab es viel verzweifeltes Gemurmel, denn es war bekannt, dass der König Erzbischof Konrad zu großem Dank seiner Treue wegen verpflichtet war. Und es schien jedem aussichtslos, beim König, den alle Pfaffenkönig nannten, weil es nur die Erzpfaffen von Mainz, Trier, Köln und Bremen waren, die ihn als König schätzten, gegen den Erzbischof von Köln klagen zu wollen. Heinrich zog sein Schwert und mit ihm weitere Bürger, die bereit waren, das, was sie für ihr Eigentum hielten, mit der Waffe zu erkämpfen. Auch Gildemeister Wilbert schickte sich an, das Schwert zu ziehen; als sich die Wachen des Erzbischofes ihm aber näherten, steckte er es geschwind wieder weg. Die Wachen des Erzbischofs befanden sich in der Überzahl und offensichtlich war die Mehrheit der Bürger zum Aufstand nicht bereit.
    Nachdem die Ordnung im Gericht wiederhergestellt war, war es Zeit für den traurigen Höhepunkt dieses Tages: der Anklage gegen meinen erstgeborenen Bruder Rignaldo. Ihm wurde vorgeworfen, seinen ehemaligen Freund, den Hufschmied, in der Nacht hinterrücks enthauptet und den abgeschlagenen Kopf also vor dem Hause der edlen Frau Magdalena zusammen mit einem geheimnisvollen Briefe aufgerichtet zu haben.
    Der Angeklagte wurde von zwei Wachen vorgeführt. Er war bleich und die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Die Zuneigung der Leute war geteilt. Es war klar, dass die einen ihn für schuldig, die anderen für unschuldig hielten, und dass ein jeder eine bestimmte Meinung über seine Schuld hegte.
    Als erstes brachte der Gildemeister Wilbert erneut den Einwand vor, der Mordfall gehöre vor das Gericht der Gilden und nicht vor das Gericht des Erzbischofs. Außerdem wiederholte er, dass der Zimmermann Rignaldo ein unschuldiger Ehrenmann sei. Wieder entstand einige lautstarke Erregtheit. Der Erzbischof war auf die beiden Einwände des Gildemeisters vorbereitet und entgegnete ruhig und selbstsicher:
    »Wir, Konrad, Erzbischof und Richter der Stadt Köln von Gottes Gnaden, werden sowohl beweisen, dass dieser unglückliche Zimmermann, der angeklagte Rignaldo, der Mörder des Hufschmiedes ist, als auch, dass dieser Fall vor unser Gericht gehört, da es sich um ein Verbrechen gegen den König handelt.«
    Er machte eine Pause. Und nachdem Ruhe eingetreten war, fuhr er fort: »Es wird wohl niemanden in der Stadt geben, der uns beschuldigen kann, einen Freund zum Zeugen zu rufen, wenn wir nun Pater Bueno auf die heilige Schrift schwören lassen und fragen: Bruder, habt Ihr diesen Mann in der Nacht beim Hufschmied neben dessen Leiche kniend angetroffen?«
    Nach der Vereidigung antwortete der Greis: »Ja, hoher Richter von Gottes Gnaden, das ist wahr.«
    »Nun sagt uns aber: Was habt Ihr selbst beim Hufschmied um diese Zeit gesucht?«
    »Der Hufschmied handelte mit Büchern. Er liebte sie …« Pater Bueno sprach mit einer so lieblichen Stimme, dass ihm der Lug dahinein geschrieben stand.
    »Er stahl sie, um genau zu sein, Pater Bueno«, berichtigte der Erzbischof ungehalten.
    »Mir war zu Ohren gekommen«, säuselte Pater Bueno unbeeindruckt weiter, »dass der Hufschmied ein

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