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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Bund.
    Darum bitten wir den heiligen Vater in Rom, dass er uns erlauben möge, Gott auf die folgende Weise anzurufen:

    »Herr, wir bitten dich: Nimm dich unserer Seelen an, denn wir sind hilflos in diesem Jammertal und erwarten das Glück durch deine Gnade.
    Herr, wir bitten dich: Strafe uns nicht, wenn du uns das Glück zuteil werden lässt, sondern erlöse uns von der Furcht, die wir in uns tragen, weil wir das Elend um uns herum sehen, das du nach deiner Weisheit zulässt, aber von dem du nicht willst, dass es uns überwältigt.
    Herr, wir bitten dich: Lass uns standhaft sein im Glauben an dich und im Gehorsam dir gegenüber, auch wenn andere meinen, uns in deinem Namen fälschlich beschuldigen zu können. Und wenn sie uns verfolgen, lass uns standhaft sein.«

K A P I T E L I V

    »Du musst ihn vielmehr umsonst lieben, ihn, der dich sättigen kann mehr als alle geschaffenen Dinge.«

    Augustinus

    Immer donnerstags kam die Zeit, zu welcher auch viele Mönche des Minoritenklosters trotz Pater Buenos ausdrücklicher Missbilligung sich zum Bade begaben. Es war dies das alte Badehaus in der Filzgasse, inzwischen abgebrannt, das auf hölzernen Stelzen stand und ein rotes Dach mit vielerlei Erkern und Türmchen besaß. Von der Treppe aus, die zum Eingange führte, konnte man den Kessel sehen, der die Form einer Birne hatte und in welchem das warme Wasser bereitet wurde. Ein Rohr leitete das Wasser in die verschiedenen Zuber, die der Heilung und dem Vergnügen dienten. Es gab auch mit bis an den Boden herabhängenden Scheidewänden abgetrennte Nischen für die Einsamen, die sich hier frei und ohne das Gesetz der Bewerbung erkannten. Ein Übriges tat der Bader, der Wilibald hieß und der ein großes Glück für die Weiber bedeutete, die verschlossen waren oder an anderen Unpässlichkeiten litten. Sein Geschick der Hände unterstützte die Heilkraft des Wassers, während er für die Mannsleute, die ähnliches erlitten, einige liebreizende Mägde beschäftigte.
    Obwohl der Haushalt der hohen Herrin über ein eigenes Bad verfügte, wollte El Arab es sich nicht nehmen lassen, das allgemeine Bad zu besuchen. Meine hohe Herrin begleitete ihn, und so kam ich, nun wieder gänzlich genesen, in ihrem Gefolge ebenfalls ins Bad. Johannes, meinen Sohn, wusste ich in der liebevollen Obhut der Köchin, die von unserer Herrin, ihrer vielen Kinder und ihres herzlichen Wesens wegen, dazu auserkoren war, für Johannes zu sorgen, wenn ich anderen Pflichten nachzukommen hatte.
    Als Magdalena nun das unkeusche Treiben von nahem erblickte, bei welchem die beiden Geschlechter völlig unbekleidet, die Alten wie die Jungen, badeten, aßen, spielten und der Musik lauschten, so tauchte sie nur ihren Fuß ins Wasser, erklärte das Bad für genommen und zog sich zurück. Und also wurde uns ihre Heiligkeit offenbar. Später diskutierte man in den Straßen und Gassen darüber, ob denn nicht diesem Werk der Keuschheit durch eine offensichtlich unkeusch lebende Person die nötige Ernsthaftigkeit fehle. Die meisten aber kamen überein, dass jedes Werk für sich genommen gewürdigt werden müsse, wie auch unser Herr Jesus Christus jede Reue, die jemand zeige, begrüße, und stamme sie auch vom ärgsten Sünder. Denn die Gewalt, die man sich antun muss, um züchtig zu sein, ist zu groß, als dass wir schwachen Menschenkinder sie ununterbrochen aushalten.
    El Arab allerdings tat sich erst gar keine Gewalt an und mischte sich in das Getümmel. Alsbald war er umringt von nackten Weibsleuten, die ihn seines vielversprechenden Körperbaus wegen bewunderten und wohl nach seinen orientalischen Liebeskünsten hungerten. Mir allerdings fielen nun einige erst jüngst zugefügte Wunden an ihm auf. O du Abenteurer, dachte ich und kümmerte mich weiter nicht drum.
    Um mir eine Freude zu machen, gestattete die hohe Herrin mir, mich unter das Badevolk zu mischen. Ich aber konnte mich nicht recht freuen, weil ich in sorgenvolle Gedanken verfiel, die den morgigen Gerichtstag betrafen, auf dem die ungerechte Anschuldigung gegen meinen ehrwürdigen Bruder Rignaldo verhandelt werden sollte. So hielt ich mich abseits, aß nicht viel und lachte nicht mit den anderen. Da sprach mich ein gut ausgestatteter Mann an. Er fragte mich, warum ich trübsinnig sei an diesem Orte der Lust. Ich sagte es ihm, und er antwortete ernst, wahrscheinlich solle er sich fern halten von mir, da ich in Schande lebte und in Schande einer Pfäffin verbunden sei sowie mein Bruder ein Mörder.
    Darauf

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