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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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fragte ich, froh, dass er jetzt bereit zu sein schien, mit mir zu reden.
    »Das gemeine Volk hier hasst unseren ehrwürdigen Vater und Herrn Erzbischof, wie Ihr wohl vernommen haben werdet. Wenn sie erfahren, dass ich hier bin, werden sie mich womöglich erschlagen«, antwortete der langsame Gisbert.
    »Mich erschlagen sie doch auch nicht«, entgegnete ich arglos. »Gisbert, ich möchte Euch bitten, mir in einer Angelegenheit zu helfen, die nichts mit dem Gezänke in der Stadt zu tun hat, sondern allein mich betrifft: Wie Ihr vermutlich wisst, hat jemand, kurz bevor Ihr das Haus unserer Herrin verlassen hattet, versucht, mich zu vergiften, und ich möchte herausfinden, wer es war. Wisst Ihr etwas, das mir Gewissheit verschaffen könnte?«
    »Mehr als Euch lieb sein könnte«, antwortete er düster. »Seid Ihr allein, oder ist der schreckliche Araber in der Nähe, diese Ausgeburt eines Teufels?«
    Der langsame Gisbert trat ganz dicht an mich heran und streckte seine Hände nach meinem Halse aus und würgte mich mit eisernem Griffe. Ich wünschte, dass ich mich nicht allein in dieses Abenteuer gestürzt hätte, sondern El Arabs schützende Hand an meiner Seite wüsste.
    Kaum gelang es mir, die Worte herauszubringen: »Er … auf dem Wege … hier … treffen.« Ich log und hoffte doch, dass es wahr wäre.
    Der langsame Gisbert wandte den Kopf um. Die aufgehetzte Menge hatte sich jetzt verstreut. Er zögerte einen Augenblick, ließ dann von mir ab und rannte davon. Ich rief nicht hinter ihm her, sondern begab mich in die Casiusgasse, um meine Pflicht zu tun. Mein Hals schmerzte. Bei jedem Schritte, den ich nun tat, sah ich mich vor, um nur ja nicht wieder mit ihm zusammenzutreffen. Ich überlegte, ob ich El Arab davon berichten sollte. Ich wollte nach Hause laufen und mich seinem Schutze anvertrauen. Aber nein, dachte ich stolz, ich habe beschlossen, ihm nicht zu vertrauen, und werde schweigen.
    So berichtete ich El Arab, nachdem ich wieder in der Marspforte eingetroffen war, zunächst nur von Wilberts Hetzrede. El Arab war über diese Rede erschrocken, besonders wegen des ungerechten Angriffes gegen die Juden, und wollte rasch zum Rabbi eilen, um sich bei ihm dafür zu entschuldigen, dass er ihm Wilbert als wohlfeilen Bündnispartner anempfohlen hatte.
    Der Gedanke, dass El Arab mich schutzlos zurücklassen könnte, machte mir Angst, und wie gegen meinen Willen sprudelte es aus mir heraus: »Herr, ich habe auf dem Neumarkt auch den langsamen Gisbert angetroffen! Und ich … er wollte mich erwürgen! Er griff mir nach dem Halse! Bloß weil er fürchtete, dass Ihr jeden Augenblick eintreffen könntet, wie ich ihm vorgaukelte, ließ er von mir ab … O Herr, ich sterbe vor Angst! Bitte, könnt ihr mich beschützen und mir helfen? Könnt Ihr ergründen, warum ich sterben sollte?«
    »Ich habe es im Gefühl, dass du das Wissen darum bereits in dir trägst, ohne es zu ahnen«, antwortete El Arab geheimnisvoll. »Bis du bereit bist, mir den Schlüssel zu übergeben, bestimme ich, dass du in meiner Nähe zu bleiben hast.«
    Während meine Angst nicht verschwinden wollte, war für ihn somit die Angelegenheit erledigt. Darum nämlich schickte er sich an, mit dem Rabbi zu sprechen, wie er es vorgehabt hatte, aber nicht ohne sein mir soeben gegebenes Versprechen zu vergessen, mich stets zu beschützen; und also begab es sich, dass ich ihn begleiten sollte.
    »Ihr seht, was uns die Weisheit unserer langen Verfolgung wert ist, Herr Averom«, sagte der Rabbi mit dem Schmunzeln des Überlegenen, nachdem El Arab kleinlaut seine Entschuldigung vorgebracht hatte.
    »Es ist Euer unwürdig. Ich bin, wie Ihr noch nicht wisst, ich Euch aber jetzt offenbare, der Fürst eines fernen Reiches, das mir unrechtmäßig entrissen wurde und das ich in der allernächsten Zeit zurückerobern werde. Obwohl ich selbst ein …«, El Arab zögerte kurz, gab sich dann einen Ruck und fuhr fort, »Christ bin, biete ich allen Glaubensrichtungen eine Heimstadt. Ich würde mich freuen, Euch dereinst in meinem Sultanat begrüßen zu dürfen.«
    »Dies ist ein überaus großzügiges Angebot, das wir Euch nie vergessen werden. Doch allein, es ist uns wegen unserer Treue gegen Gott nicht möglich, wie Ihr wohl wissen solltet, Eurem weitherzigen Ansinnen Folge zu leisten. Gleichwohl wünsche ich Euch viel Glück, und vielleicht sehen wir uns, so Gott will, doch wieder.«
    »Passt auf Euch auf, und hütet Euch vor Wilbert und seinen Spießgesellen.« Ich fand aber,

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