Die Konkubine des Erzbischofs
wenn andere meinen, uns in deinem Namen fälschlich beschuldigen zu können. Wenn sie uns verfolgen, lass uns standhaft sein.
Herr, wir bitten dich: Sei uns ein guter Hirte, ob wir Sünder sind oder nicht.«
Die Verwandten der Mutter hatten sich nun auch beruhigt, aber nicht alle waren mit dem einverstanden, was sie gesehen und gehört hatten. Der eine oder andere murrte, dass das, was Magdalena gesagt und getan hatte, gotteslästerlich sei. Darunter befand sich auch die Mutter von Maria, die böse Ingotrude. Ebenso Ursula, des Fleischhauers Gemahlin, die, ohne dass ich den Grund wusste, seit der Begegnung in der Krohn-Apotheke zu Magdalenas Feinden zählte.
El Arab jedoch beglückwünschte Magdalena später überschwänglich, weil das, was sie getan habe, ebenso mutig wie gottesfürchtig gewesen sei.
Sie aber antwortete: »Weißt du noch, dass du mich auf dieses Thema gebracht hast? Du warst es, der durch meinen Mund gesprochen und der armen Frau Trost gespendet hast. Ich aber werde nun die Feindschaft erfahren, die du hinnehmen musstest. Aber das bin ich meinem Gotte schuldig.«
Am folgenden Tage, mit dem der April begann, zeigte El Arab Magdalena sein Heer der Befreiung. Es sollte ein langer und beschwerlicher Ritt werden . (währenddessen Paulina meinen geliebten Sohn Johannes hütete), bis wir an die Lagerstatt gelangten. Da ich die Stadtgrenzen von Köln noch nie überschritten hatte, fand ich mich, sobald wir jenseits der Stadtmauer gelangt waren, nicht zurecht. Auch von Magdalena stellte ich mir vor, dass sie unsicher sei. El Arab dahingegen blühte auf. Aus Gründen unserer Sicherheit waren wir nur zu dritt, und immer wieder erkundete El Arab den Weg, der vor uns lag, und prüfte den Weg, der hinter uns lag.
Der beständige Frühjahrsregen hatte alle Straßen morastig gemacht, und die Pferde kamen nur mühsam voran. Hinter den weiten Feldern schloss sich ein düsterer Wald an, in welchem ich mich sehr fremd fühlte. Mir war, als wäre ich in ein dunkles Loch geraten. Nichts um mich herum konnte ich erkennen. Es roch auf fremde Art modrig, nicht so, wie ich es kannte. Es war still und nicht laut. Aber die Stille war nicht perfekt, sondern wurde durch ungewohnte Geräusche unterbrochen. Ich zuckte zusammen. Mein Gesäß schmerzte vom langen Reiten. Mir war elend.
»Dies ist die Natur, wie Gott sie geschaffen hat«, sagte Magdalena zu mir.
Ich antwortete nicht, sondern zuckte erneut zusammen.
»Du brauchst keine Angst zu haben, Hadwig, vor überhaupt nichts. Es ist Gottes Natur.« Magdalena schien sich nicht mehr zu beunruhigen.
Es schüttelte mich.
»In der Stadt lauern Gefahren, weil der Mensch dem Menschen gefährlich ist. Hier herrscht Gottes Frieden, genieße ihn.« Magdalena ließ sich nicht beeindrucken.
El Arab war vorgeritten, um den Weg zu sichern, und kehrte nun zurück. »Ja«, sagte er. »Gottes herrliche Natur. Wie ich die Stadt hasse und die Natur liebe. Aber ich verstehe, dass man die Natur lieben lernen muss.«
»Ihr machtet mir nicht den Eindruck«, entgegnete ich zitternd, »dass Ihr die Stadt hasst. Die Annehmlichkeiten der Stadt liebt Ihr, und Ihr benehmt Euch, wie es sich für einen Ehrenmann geziemt.«
»Ich kann Christ werden, und doch bleibe ich Moslem«, antwortete El Arab. »Ich lebe in der Stadt wie ein Fisch im gemächlichen Wasser, und doch liebe ich das Wasser des wilden Baches mehr.«
»Die Bücher«, erwiderte ich, während ich die Zähne aufeinanderbiss, damit sie nicht zu sehr klapperten. »Was Euch hier fehlt, sind die Bücher.«
»Ja«, gab El Arab frohgelaunt zurück. »Darum hat Gott es zugelassen, dass die Menschen die Städte bauen.«
Später, als es wirklich dunkel zu werden drohte, ließen wir uns zur Nacht nieder. El Arab hatte eine Lichtung nahe einem See ausgesucht und ein kleines Feuer gemacht. Er verließ uns wiederum kurz und kam mit einem Hasen zurück, den er erlegt hatte. Er verstand es wohl, ihn am Feuer zuzubereiten. Wir tranken vom Wasser des Sees, und Magdalena und ich fühlten uns schon viel heimischer. Ich sah El Arab an, während er im Feuerscheine genüsslich an einer gerösteten Hasenkeule nagte. Sultan? Edelmann? Gelehrter? Alles andere, aber nicht dies konnte man in ihm sehen.
Dann erzählte er uns, wie es dazu gekommen war, dass er sein Heer der Befreiung in der Nähe von Köln im Machtbereiche des Erzbischofs hatte sammeln können.
»Meine Getreuen, die mir geblieben waren, darunter mein bester Freund, Ibrahim mit Namen, der
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