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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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mir zu überlassen vorgab, selbst anzueignen gedachte, ohne Aufsehen zu erregen? Aber hat das ein Erzbischof nötig? Oder hatten der langsame Gisbert und sein Vetter Goswin auf eigene Faust gehandelt? Doch dann wäre doch El Arab naheliegenderweise derjenige gewesen, dem man das Buch hätte verkaufen können, weil er, anders als ich, seines Wertes gewiss war.
    Fragen über Fragen. Allesamt ungelöst. Durch mein Misstrauen El Arab gegenüber hatte ich wertvolle Zeit verschwendet. Nun stand seine Abreise bevor, und seine Rückkehr war, wenn ich es mir recht überlegte, durchaus ungewiss. Konnte es mir gelingen, das Rätsel noch vorher zu lösen? Denn es schien mir unmöglich, es ohne seine Hilfe entwirren zu wollen. Mich beschlich das Gefühl, dass er mir noch irgendetwas verschwieg.

K A P I T E L V I I I

    »Bei den Philosophen findet man die wahre Frömmigkeit nicht, weil sie glauben, man müsse das glückselige Leben nicht erbitten, sondern selbst schaffen.«

    Augustinus

    Die nächsten Tage waren davon erfüllt, dass Magdalena unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zu den Magdaleninnen, die jetzt auch die »weißen Frauen« genannt wurden, in deren von ihr selbst gestiftetes Haus zwischen der Schwalben- und Armengasse zog. Als einzige ihrer Dienerschaft folgte ich ihr, wohl da sie in mir weniger die Dienerin sah als vielmehr die Schwester oder Tochter. Weil nun sie selbst Dienerin geworden war, konnte sie schlecht Dienerinnen haben. Vom Umgang mit Konrad, Vater meines Sohnes, unglücklicherweise Erzbischof von Köln, war ich nun gänzlich abgeschnitten. Umso mehr verzehrte sich mein törichtes Herz nach ihm, und fast begann ich, ihn mehr zu verehren, als er es wohl verdient hatte.
    Für El Arab wurde ein Gästezimmer bereitgestellt, in welchem er bleiben konnte, solange er noch in Köln verweilen wollte. Er war dort sehr zufrieden. Zwar liebte er den Prunk, war jedoch durchaus gewohnt, in der noch einfacheren Weise des Wanderers zu leben.
    Dem Herrn aber gefiel es, uns den Frieden vorerst noch zu verweigern. Denn eine dreckige Horde von El Arabs Feinden, allesamt maskiert, umstellte das Haus und drohte, alle zu töten, die sich in ihm befänden, wenn sich nicht El Arab in ihre Hände begäbe. El Arab verhielt sich, ohne zu zögern, derart ritterlich, wohl weniger um der vielen als um der einen willen, die er liebte.
    Zu seinem Glück nicht weniger als zu Magdalenas töteten sie El Arab nicht sofort, sondern beabsichtigten, ihn in Fesseln zu schlagen und mitzunehmen, wohin immer sie ihn verschleppen wollten. Bevor sie sich nun auf den Weg machten, trat Magdalena vor die Tür und befahl den vermummten Angreifern mit lauter Stimme, in ihrem bösen Tun einzuhalten. Sie aber lachten und einer der teuflischen Spießgesellen, der ihr am nächsten stand, fuchtelte ihr gar mit seinem Schwert vor der Nase herum. Da sagte Magdalena: »Erhebe nur das Schwert gegen mich, damit du deine Tapferkeit beweist, indem du eine Frau tötest.«
    Diese Worte ließen den widerlichen Sohn einer Eselin zögern. Magdalena griff nun nach seiner beschmutzten Hand und entwand ihm, ohne dass er sich wehrte, das Schwert. Sie richtete es dann überraschend gegen sich selbst und stieß es in ihren Leib.
    Doch anstatt dass sie nun durchbohrt zu Boden sank, verschwand das Schwert auf wundersame Weise. Während die Angreifer darob unschlüssig wurden, wandte Magdalena die Hände nach oben und rief: »Gütiger Gott, willst du, dass meine Liebe auf diese schändliche Weise verdirbt?«
    Als Antwort aber fuhr ein gewaltiger Blitz vom Himmel, der einen der hinterhältigen Angreifer niederstreckte. Ohne Vermummung erkannte man in ihm Arnold, einen Wächter Konrads, der auch schon vor dem Gerichte falsches Zeugnis wider meinen Bruder abgelegt hatte. Welch abscheulicher Verräter, dachte ich, der offensichtlich um Geldes willen die Befehle des Erzbischofs missachtet, den teuren Gast vor seinen Feinden zu beschützen, diese vielmehr zu ihm führt! Da es wohl er war, von dem die übrigen ihre Befehle erhielten, wurden sie umso unschlüssiger.
    »Lasst ihn frei«, befahl Magdalena. »Dann werdet auch ihr frei sein.«
    Sie aber fielen vor ihr auf die Knie und flehten die Heilige um Verzeihung an. El Arab war jetzt frei und wie um das Versprechen seiner Liebsten zu erfüllen, bot er ihnen an, in sein Heer der Befreiung einzutreten.

Dieses neuerliche Wunder vermehrte die Ehrfurcht der Bürger in einem solchen Ausmaße, dass auch Gildemeister Wilbert meinte,

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