Die Konkubine des Erzbischofs
Erzbischof nicht hatte umstimmen können.
»Ich brauche Euren Rat als mein Seelsorger, ehrwürdiger Vater«, wandte sich Magdalena dann an Pater Bueno, kniete vor ihm hin und küsste den Saum seiner Kutte. »Der Erzbischof drängt mich ebenso wie meine lieben Schwestern, die weißen Frauen, dass ich widerrufe, damit ich freigesprochen werde. Was ratet Ihr mir? Wenn auch Ihr es mir ratet, so verspreche ich bei der heiligen Jungfrau, dass ich Eurem Rate folgen werde.«
Ich hielt den Atem an und versuchte, Pater Bueno mit Blicken zu bedeuten, dass er Magdalena empfehlen möge, die Worte zu sprechen, die dazu führen würden, dass sie am Leben bliebe: »Ich widerrufe.«
»Vor unserem Gott«, antwortete Pater Bueno bedächtig und bedeutete ihr, sich zu erheben, »dürfen wir immer aufrecht stehen. Er verlangt nicht, dass wir widerrufen, was wir bekennen. Ihn zu verleugnen, ist die größte Sünde, selbst wenn wir in dem, was wir bekennen, irren sollten. Wer sollte das besser wissen als ich?«
»Ehrwürdiger Vater«, sagte Magdalena gerührt, »Ihr seid ein wahrer Freund und bestärkt mich in meiner Tapferkeit, nicht abzulassen von meiner Treue gegen Gott.«
Dergestalt war auch dieser Versuch von mir, Magdalena zu retten, gescheitert.
K A P I T E L I X
»Es gibt eine Freude, die den Gottlosen nicht zuteil wird: diese Freude bist du, o Gott, selbst.«
Augustinus
Sodann erging das Urteil, das der Erzbischof einzig sprechen konnte. Danach wurde Magdalena der weltlichen Macht übergeben, die dem Brauch entsprechend das Urteil zu vollstrecken hatte, und es ward nun beschlossen, dass Magdalena am folgenden Tage, dem ersten Neumonde nach dem Osterfest, verbrannt werden sollte. So wandte ich mich noch einmal an Konrad.
»Ehrwürdiger Vater und Herr Erzbischof, ich flehe Euch an, rettet Magdalena, die, wie Ihr wohl besser wisst als ich, eine Heilige ist.« Ich machte zuerst einen Knicks, doch dann, überwältigt von der Angst um die hohe Herrin, warf ich mich ihm zu Füßen.
»Ihr gebricht es an Demut, um wirklich heilig zu sein. Nichts kann ich für sie tun, um sie zu retten«, antwortete er und hob mich auf. Er fasste mich am Arme und ließ nicht von mir ab. »Für Johannes, unseren Sohn, und für dich, Hadwig, ist gesorgt? Ich möchte, dass es euch an nichts fehlt.«
»Das einzige, was uns fehlen wird, wird die hohe Herrin sein!«
»Das Leben ist kurz. Wir sollten unser Herz nicht an Menschen hängen, denn sie vergehen. Nur in Gott finden wir die ewige Stütze.«
»Ihr redet dummes, gottloses Zeug!«, schrie ich und riss mich von ihm los. »Sie stirbt nicht an einer Krankheit, die Gott zugelassen hat, sondern an der Tat eines Menschen. Und dieser Mensch seid Ihr!«
»Gleichwohl ist es Gottes Wille, denn er steuert auch unsere Werke.«
»Es ist eine Prüfung Gottes. Ihr versagt, wenn Ihr Euch feige zeigt und sie dem Verderben ausliefert«, begehrte ich auf.
»Ja, ich bin feige. Ich bin ein Mensch. Ich bin kein Heiliger. Habe ich mich zu meinem Sohn bekannt? Nein. Habe ich dich vor der Schande bewahrt? Nein. Aber dafür bin ich gestraft worden schon auf Erden. Gott will nicht, dass ich als Held sterbe.«
Ich spürte seine Verzweiflung über sich selbst. Dies machte es meinem überaus törichten Herzen unmöglich, ihn zu verurteilen, obgleich ich ihn, wäre ich ein Mannsbild gewesen, getötet haben müsste, wenn dies Magdalena hätte retten können.
»Herr Konrad«, sagte ich, und nun war ich es, die ihn beim Arme nahm, »Ihr wisst, dass ich Euch liebe. Ich habe es ertragen, dass Ihr Magdalena mir vorgezogen habt. Ich habe alles für sie ertragen. Ich würde für sie sterben. Allein, man will mein Opfer nicht. Was kann ich tun, um sie zu retten?«
»Sie kann sich nur selber retten, wie ich gesagt habe. Sie hat sich selber gerichtet, ein Mensch wäre dazu nicht imstande gewesen. Wenn sie sich retten will, kann sie gerettet werden.«
»Was meint Ihr damit?«
»Sie muss zwei Worte sprechen, die ihr verhärtetes Herz ihr zu sprechen verbietet: Ich widerrufe. Wenn es dir gelingt, sie zu überreden, diese Worte zu sprechen, dann werde ich sie retten können. Und ich werde es tun, selbst wenn es mich den Kopf kosten sollte.«
Weil es das gleiche unwürdige Angebot war, das er ihr auch schon selbst unterbreitet hatte und das bereits von ihr zurückgewiesen worden war, verließ ich ihn ergrimmt und enttäuscht, nicht ohne ihm das Wort aus dem Matthäus-Evangelium an den Kopf zu schleudern wie einen Stein gegen
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