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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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erfüllen.
    Verstockt bist du in deiner falschen Zauberei, die darin besteht, Menschen die Gesundheit zu versprechen, ohne die wissenschaftlich erwiesenen Mittel der Teufels-Austreibung zu verabreichen.
    Verstockt bist du in deinem unzüchtigen Tun als Pfäffin gewesen und verstockt bist du in deiner Unzucht mit dem unkeuschen Fremden aus dem Morgenlande.
    Verstockt bist du und dies gereicht dir zu deiner größten Sünde, die dich des Todes sein lässt: Verstockt bist du vor allem darin, dass du leugnest, nur die Gnade, die die Kirche vermittelt, könnte die erste Sünde tilgen, die uns alle zeichnet, so wie wir geboren sind.«
    Dann wandte er sich an den Henker, von dessen ungerechter Hand auch schon mein geliebter Bruder hatte sterben müssen: »Entzünde das Feuer des Bösen, damit wir los werden von der Sünderin unter uns und damit Gott uns vergibt und nicht mit Recht bestraft.«
    Magdalena war ganz ruhig. Sie hatte sich ohne Gegenwehr und ohne ein Wort zu sprechen auf dem Scheiterhaufen festbinden lassen. Man gewährte ihr die Gnade, ihre Arme ungebunden zu lassen, damit sie beten könne.
    Der Himmel war blau und wolkenlos. Die Sonne erstrahlte an diesem hellen Frühlingstage. Das Feuer züngelte und als es bald ihr weißes Büßergewand aus Leinen erreicht haben wollte, erhob sie die Hände und den Blick zum Himmel, sagte aber weiter nichts, schrie auch nicht oder gab sonst einen Laut von sich. Die derbe Menge dagegen begann zu grölen, während wir Magdaleninnen und alle, die zu ihr hielten, mit Entsetzen reagierten und uns ins stumme Gebet ergaben.
    »Brenne, Ketzerin, brenne«, riefen manche.
    Andere riefen: »Bestell dem Teufel einen Gruß von mir, ich komme bald nach.«
    Ich schlug meine Augen nieder und bat Gott, den Menschen diese schwere Sünde zu verzeihen – und besonders dem einen, den mein törichtes Herz liebte. Dann bemerkte ich, dass sich dicht neben mich ein überaus alter Mann gedrängt hatte. Ich schaute auf und gewahrte Pater Bueno, wiederum geleitet von seinem Novizen. Pater Buenos Augen waren tränenblind und er murmelte:
    »Guter Vater, wenn ich durch mein früheres Reden einen Anteil an diesem abstoßenden Schauspiele habe, bitte ich dich, mich zu strafen anstatt derer, die ich verführt habe. Ich glaube nach wie vor, guter Vater, dass das, was Magdalena getan und gesagt hat, gegen deinen Willen verstößt; ich weiß aber sicher, dass das, was die Menschen jetzt über sie sagen und was sie ihr zu dieser Stunde antun, nicht deinem Willen entspricht. Denn das, was sie getan, hat sie stets aus Barmherzigkeit getan. Und was immer aus Barmherzigkeit getan ist, ist ein Licht deiner Liebe. So stirbt sie ihrer Barmherzigkeit wegen, und das ist offensichtlich gegen deinen Willen. Ich habe dich gebeten, guter Vater, mir die Zunge wieder zu lösen, aber ich sehe, dass die Menschen nicht hören wollen und nicht hören werden. Verschließe meinen Mund also für immer, so dass ich keinen Schaden mehr anrichten kann und nur noch mit dir rede.«
    »Gesegnet seid Ihr, Pater Bueno«, sagte ich.
    »Danke, hochgeschätzte Tochter«, gab er zurück und verstummte.
    Während ich auf Pater Bueno geachtet hatte, hatte sich eine dunkle Wolke drohend vor die Sonne geschoben. Dann aber geschah ein Wunder, mit dem der Herr Magdalena erhöhte und alle Anschuldigungen gegen sie zur Gotteslästerung werden ließ: Magdalena erhob sich federleicht und entschwand, bevor ihre Haut versengt worden war. Ein Blitz zuckte aus der Wolke und wir vernahmen eine donnernde Stimme: »Warum verfolgt ihr mich?«
    Dann war Ruhe. Die Wolke verzog sich, und verschreckt schwieg die Menge. Selbst der kleine Bonaventura sagte nichts.
    Schweigend löste sich die Ansammlung auf, und jeder ging seiner Wege, als ich wildes Hufschlagen vernahm. Ich wendete mich um und gewahrte durch meine feuchten Augen verschwommen in einer Staubwolke drei rasend schnell herankommende Gestalten.
    Zu spät!, dachte ich verzweifelt, als ich erkannte, dass es El Arab, Ibrahim und Martin waren. El Arab näherte sich dem noch schwelenden Scheiterhaufen und sprang im vollen Galopp vom Pferde. Er griff in die Asche und hob Magdalenas leblosen Körper hoch. Alle konnten nun bezeugen, dass ihr Körper ebenso wenig wie ihr Gewand, bis auf den angesengten Saum, vom Feuer berührt worden war. Die Bürger, die den Markt noch nicht verlassen hatten und dies sahen, trugen die Kunde diese Wunders in die Stadt.
    El Arab weinte stumm und schon verzehrten glühende Holzscheite

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