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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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seine Brust: »Die Huren werden eher ins Reich Gottes eingehen als Ihr.«
    Während ich mich auf dem Rückwege zu Magdalena befand, flaute meine Zorneswallung wider Konrad ab. Ich überlegte, dass es schließlich ein wohlfeiles Angebot des Erzbischofs sei, sie gegen zwei unschuldige Worte freizulassen. Warum eigentlich sollte sie diese Worte nicht sprechen? Was wir unter Zwang aussagen, so meinte ich, wäre uns doch am Tage des großen Weltgerichtes nicht als Schuld anzurechnen. Denn Schuld können wir nur auf uns laden, indem wir etwas aus freiem Willen tun. Sollte sie doch Gott leugnen, sofern es ihrer Rettung diente!
    Also richtete ich meine Rede an Magdalena, um sie in Konrads Namen in Versuchung zu führen, auf dass sie sich retten möge. Denn in der Tat wandte sich mein törichtes Herz nun wider sie, da sie unbeeindruckbar ihre Befreiung verweigerte, der einzige Weg, um in mir eine Versöhnung herbeizuführen zwischen der unbotmäßigen Liebe zu Konrad und der reinen Liebe zur hohen Herrin, die von ihm verbrannt zu werden drohte.
    »Hohe Herrin«, begann ich.
    Sie aber unterbrach mich: »Wir sind jetzt Schwestern, nenne mich bei meinem Namen.«
    »Magdalena«, setzte ich erneut an. »Der ehrwürdige Vater und Herr Erzbischof ist bereit, das Urteil aufzuheben, wenn du widerrufst.«
    »Das ist mir bekannt. Ich habe bereits verkündet, dass ich mich darauf nicht einlassen werde. Du weißt das.« Magdalena zeigte sich standhaft.
    »Es ehrt dich, dass du deine Angst vor dem Tode überwunden hast, der nach unserem christlichen Glauben kein Übel ist, sondern die Erlösung –«
    »Ich darf dich berichtigen: Der Tod ist ein Übel, die Straffolge der Sünde der ersten Eltern. Jesus hat den Tod, das Übel bezwungen. Ein Übel bleibt es, und am Kreuze hat er, der Mensch geworden war, den Vater, unseren Gott, gebeten, diesen Kelch an ihm vorübergehen zu lassen. Aber was er erlitten hat und ertragen konnte, das kann auch ich erleiden und ertragen. Denn ich habe die Hoffnung.«
    »Du bist sehr gefasst und sprichst artig im Angesicht des Todes. Was meinst du, würde Herr Averom sagen? Würde er es nicht lächerlich finden, den Tod in Kauf zu nehmen, nur weil ein paar aufgeblasene Halunken meinen, verlangen zu können, Gott zu leugnen? Hat er nicht eingestimmt, jeden Tag Gott zu leugnen, um zu überleben?«
    »Versuche mich bitte nicht, auf dass ich einen Menschen über den Herrn stelle. Die Richtschnur meines Handelns sei der Herr, nicht ein anderer Mensch, selbst wenn ich ihn dereinst liebte.«
    »Den du dereinst liebtest? Währet die Liebe nicht ewiglich?«, fragte ich erstaunt.
    »Das sollte sie, aber die Menschen sind der Liebe nicht würdig.«
    »Du stellst dich über die Menschen? Du verweigerst denen, die dich lieben, deine Liebe? Du zahlst deine Schuld, in die du durch ihre Liebe gerätst, nicht zurück? Der Herr liebt die Menschen, er findet nicht, dass sie seiner Liebe nicht würdig sind!«
    »Die Liebe des Herrn ist stärker als die Liebe der Menschen, als meine Liebe sein kann.«
    »Aber seine Liebe wirkt durch die Liebe der Menschen. Es lieben dich die weißen Frauen. Es liebt dich Herr Averom. Auch Erzbischof Konrad liebt dich auf seine Weise. Und am meisten liebe ich dich. Wirst du unsere Liebe verraten, nur um deine Heiligkeit beweisen zu wollen?«
    »Dies ist die härteste Prüfung von allen, dass du, Hadwig, mich in Versuchung führst, von meinem schweren Wege abzurücken. Gott gibt mir die Möglichkeit, meine Sünden zu sühnen. Und wäre es nicht gotteslästerlich, diese Möglichkeit ungenutzt verstreichen zu lassen?«
    Dergestalt also widerstand Magdalena der letzten Versuchung. So hatte sich der schlaue Versucher verrechnet, als er meinte, Magdalena, wie er es schon an vielen anderen erprobt hatte, durch eine Frau zu Fall bringen zu können.
    Als einzige Hoffnung blieb mir nun, dass Martin El Arab würde aufspüren und noch rechtzeitig nach Köln führen können. Ich aber wollte nicht, dass ich, wenn sie denn doch stürbe, einen Zweifel wider sie im Herzen zurückbehalten würde, und also befragte ich sie, da sie ja nun meine Schwester war, wie sie gesagt hatte.
    »Was hat dich veranlasst, für Averom das Buch beim Hufschmied holen zu wollen?«, stellte ich meine erste, noch unverfängliche Frage.
    »Wir hatten einiges getrunken, wie du wohl weißt. Er versprach mir den Kanon des Avicenna, für mich fast so ein Schatz wie das Buch, das Averom so verehrt.«
    »Aber weshalb ist er nicht selbst

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