Die Konkubine des Erzbischofs
Averom auch schon vor mir getan hat: Verheirate dich mit einem guten Manne und führe ein schönes, geruhsames Leben.«
Nein, mit ihrem Tode wollte ich mich noch nicht abfinden. . (So wie ich mich vergeblich gegen den Tod meines erstgeborenen Bruders Rignaldo gestemmt hatte.) Da man mich nicht als Gefangene behandelte, konnte ich mich in der Stadt frei bewegen. So verließ ich Magdalena und ging in das weiße Haus, um ohne ihr Wissen und gegen ihren ausdrücklichen Befehl einen Boten auszusenden, der El Arab benachrichtigen sollte. Ich wählte Martin, den Sohn Paulinas, aus, der mir über alle Maßen vertrauenswürdig zu sein schien und dessen Kräfte sich nach Magdalenas Heilung in erstaunlichster Weise entwickelt hatten.
Um nichts unversucht zu lassen, was Magdalena hätte retten können, beschloss ich am darauffolgenden Tage, Pater Bueno im Minoritenkloster aufzusuchen, weil ich hoffte, dass er keinen Anteil habe an der Verschwörung seiner barfüßigen Brüder gegen Magdalena. Er war bekehrt! Er hatte sich zu ihr bekannt! Es konnte nicht sein, dass er jetzt ihren Tod wollte.
Als ich an das Tor klopfte und um Einlass bat, war ich verlegen, weil mir jener Bruder Hilger öffnete, den ich vom Badehause her kannte. Bruder Hilger trat unschlüssig von einem Bein auf das andere, und auch ich blieb sprachlos. Schließlich sagte er: »Was ist Euer Begehr?«
»Bruder«, sagte ich, »dringend muss ich mit Pater Bueno in einer wichtigen Angelegenheit sprechen!«
»Pater Bueno«, antwortete Hilger, »hat, wie Ihr wohl wissen solltet, ein Gelübde abgelegt, das besagt, er werde nicht reden, es sei denn, Gott befehle es ihm. Also werde ich seine Ruhe nicht durch den Wunsch einer Sterblichen stören lassen.«
»Gelübde«, sagte ich und schaute ihn fest an. »Gelübde. Menschen, die ein Gelübde ablegen, sind nicht verlässlich, geschätzter Bruder, was meint Ihr?«
»Ihr habt ein Recht darauf, mich zu verspotten«, sagte Hilger niedergeschlagen. »Ich bin es nicht wert. Das aber ist die eine Sache. Pater Bueno ist ein Heiliger, nicht mit so schwachem Fleische ausgestattet wie ich.«
»Ihr missversteht mich«, entgegnete ich und rückte ein wenig näher an ihn heran. »Ich verhöhne Euch nicht. Es ist menschlich, seiner Natur zu folgen, und ein jeder von uns hat seine Natur von Gott.«
»Die Natur von Pater Bueno ist es, standhaft zu sein. Selbst wenn ich Euch vorließe, würdet Ihr nicht das erreichen, was immer Ihr auch begehrt.«
»Vielleicht könntet Ihr mir erlauben, dass ich mich selbst davon überzeuge?«
»Nein, das kann ich nicht erlauben.«
»Habt Ihr vergessen, dass wir ausgemacht haben, als wir uns einst im Badehause wie Adam und Eva gegenüberstanden, die Lektion in der Sache der Liebe fortzusetzen?«
»Ich schäme mich. Jetzt stehen wir uns aber als Mönch und als Magd gegenüber. Es gibt keine Brücke.«
»Ich sollte nun beleidigt sein«, sagte ich, » sich zu necken, ist aber Teil der Minne. Und so macht Ihr mir Glauben, dass Ihr Euch wohl erinnert, mir versprochen zu haben, meinem Körper, der inzwischen nicht weniger süß ist, einen Platz neben dem Herrn in Eurem Herzen zu gewähren.«
»Ihr bietet mir an, fortzufahren, wo wir vor allzu langer Zeit aufgehört haben?«, fragte Hilger.
»Ja, das tue ich. Ich diene Euch alles an, was meine Natur hergibt.«
»Dies ist eine arge Versuchung«, sagte Hilger. Aber er machte einen Schritt zurück. Ich sah seine Augen feucht werden. »Wenn Ihr dazu bereit seid, so bitte ich um Entschuldigung, dass ich so hart zu Euch war. Es muss wichtig sein. Ich werde Euch, obgleich es Euch, wie ich denke, nichts nützen wird, zu Pater Bueno führen. Wenn ich dafür einen Dienst von Euch verlangen würde, würde ich meines Lebens nicht mehr froh.«
So gelangte ich schließlich in Pater Buenos karge Zelle, die außer ihm selbst nichts als ein Lager aus Stroh und das Kreuz des Herren barg.
»Hochwürdiger Pater Bueno«, begann ich und sank vor ihm nieder. »Ich beuge mich vor Euch wie Ihr dereinst vor meiner hohen Herrin, als Ihr sie um ihre gütige Hilfe anflehtet.«
Pater Bueno war, wie gesagt, hochbetagt. Er konnte kaum noch gehen, und als ich vor ihn getreten war, blieb sein Antlitz völlig bewegungslos. Die Erinnerung an den Vorfall jedoch brachte Leben in ihn. Er hielt sich weiter an sein Gelübde und machte nur ein Zeichen, dass er verstanden habe.
»Ihr wisst, dass Magdalena unter Anklage steht?«
Er verneinte, indem er mit der Hand abwehrte. Seine halb
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