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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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gegangen?«
    »Er vermutete den Hinterhalt eines Feindes«, antwortete Magdalena.
    »Und hast du nicht gefürchtet, anstatt seiner in den Hinterhalt zu geraten?«, verwunderte ich mich, wie El Arab derart unritterlich handeln konnte.
    »Wir sind nicht davon ausgegangen, dass er mich, eine Frau, meucheln würde. Aber, wie gesagt, wir waren nicht ganz Herr unserer Sinne.«
    Nun kam ich zu dem Punkte, der mir in der Seele brannte: »Du wusstest, dass mein Bruder nicht der Mörder des Hufschmiedes war. Hast du meinen Bruder feige verderben lassen, weil du, wenn du dich gegen Konrad gestellt hättest, in Ungnade gefallen wärst und das süße Leben an seiner Seite hättest aufgeben müssen?«
    »Dein Bruder wusste, für welche Sünde er sterben würde«, entgegnete Magdalena. »Doch glaube mir, ich hatte lange keine Kenntnis davon, was wirklich geschehen war, da ich den Mörder so wenig gesehen hatte wie dein Bruder und da Konrad mich nicht in seine Absichten eingeweiht hatte. Averom meinte ja zunächst, der Hufschmied sei von einem Räuber enthauptet worden, der hinter seinem Schatze herjagte, ein Umstand, den sich Konrad zunutze gemacht hätte, um Rignaldo anzuklagen. Jetzt sind wir klüger.«
    »Du wolltest seinen Tod!«, rief ich. »Das hat Konrad gemeint, als er zu dir sagte: Um deinetwillen lasse ich einen Unschuldigen hinrichten.«
    »Ja, mehr als alles auf der Welt wollte ich den Tod dessen, der Konrad entmannt hatte, meine Tochter, Gott verzeihe mir diese Sünde«, bestätigte Magdalena ohne Umschweife. »Ich verstehe dich, dass du seinen Tod verhindern wolltest. Aber da er mein Leben zerstört hat, fand ich mich nicht bereit, das seine zu retten.«
    Ich sagte nichts, während sich meine Augen mit Tränen füllten.
    »Mein Kind,« fuhr Magdalena fort. »Wenn der Erzbischof dir nach dem Leben getrachtet hätte, hätte ich ihn eigenhändig zur Rechenschaft gezogen.«
    »Das tröstet mich nicht«, weinte ich.
    »Ich verstehe dich«, wiederholte Magdalena und strich mir sanft über das goldene Haar, wie ich es so sehr liebte. »Ich verstehe dich nur zu gut. Du liebst Rignaldo. Aber die Schuld, die die Liebe verhindert, wird erst im Tode getilgt. Die Schuld sei ihm nun also vergeben.«
    »Und ich vergebe dir deine Schuld am Tod von Rignaldo«, sagte ich dankbar und beschloss, wenn ich El Arab je wiedersehen würde, auch ihm unmissverständlich die Frage zu stellen, warum er Rignaldo nicht hatte retten wollen. Dann sagte ich ganz leise:
    »Magdalena, bitte vergibt auch mir meine Schuld gegen dich.«
    »Ich weiß von keiner Schuld mir gegenüber«, sagte Magdalena.
    »Herr Averom meinte«, erklärte ich, »es sei eine Demütigung für dich gewesen, dass Konrad dich veranlasst hat, mich zusammen mit seinem Kind in deinen Haushalt aufzunehmen.«
    »Es hätte demütigend sein können«, bestätigte Magdalena leichthin. »Vielleicht war es auch so gemeint, da Konrad wohl wusste, wie ich verhinderte, die Frucht seiner Liebe zu empfangen – einer Liebe, die er mir nie hätte vollständig geben können. Du aber bist, wie ich gesagt habe, zu meiner innigsten Freundin geworden, und das wiegt alles andere auf.«
    »Das Wissen um Konrads Verschneidung hat Herr Averom den Schlüssel zur Lösung des Falles genannt, den ich ihm aus falschem Misstrauen heraus vorenthalten habe. Auch du besaßest den Schlüssel, ohne ihn ihm zu übergeben. Du hegtest kein Misstrauen wider ihn. Warum hast du ihm das schlimme Geheimnis nicht offenbart?«
    »Wir haben darüber nicht gesprochen«, antwortete Magdalena betrübt. »Meine Bindung an Konrad war nie Gegenstand unserer Gespräche. Nie. Auch das ist dir bekannt.«
    Es hatte nun alle Worte gefunden und unsere Seelen wurden gesund.

Die Meinung der Bürger von Köln lautete nicht einhellig, als an dem Tage, dem elften des Aprils, an dem Magdalena verbrannt werden sollte, auf dem Heumarkt der Scheiterhaufen aufgeschichtet wurde. Obwohl die Mehrheit sich gegen sie gewandt hatte, gab es doch auch viele, die ihr die Treue hielten zusammen mit uns weißen Frauen.
    Alle außer Konrad selbst waren zugegen, als der kleine Bonaventura die Verdammung von Magdalena als Ketzerin mit lauter Stimme wiederholte, doch die Reinheit, Überzeugungskraft und Stimmgewalt des Bruders Bueno erreichte er mit seiner hohen Spatzenstimme nicht.
    »Du, Magdalena«, zwitscherte er, »bist verstockt in deinen Sünden, für die es darum keine Gnade geben darf vor dem gerechten Gotte, dessen Willen wir getreulich

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