Die Konkubine des Erzbischofs
zunächst schien und wie ich es mir gewünscht hätte …), freute sich mein törichtes Herz seiner Gegenwart.
»Es wäre«, sagte der Erzbischof zu Magdalena, »so einfach, meine Teure, den Satz zu sagen: Ich widerrufe. Sofort würde die Anklage in sich zusammenfallen, ich könnte dich freilassen, und du könntest fliehen, wohin dein Wunsch dich geleitet. Du würdest dazu meinen Segen haben und mein Gewissen wäre erleichtert.«
Magdalena aber antwortete: »Konrad, ich bin nicht auf der Welt, um dein Gewissen zu erleichtern. Nach allem, was wir voneinander wissen, muss dir meine Antwort klar sein, die auch die deine ist in deinem christlichen Herzen: Leicht ist es, den Satz zu sagen, den ich nicht einmal in der Möglichkeitsform wiederholen möchte – leicht für jemanden, der sich zu verstellen vermag und dem nichts heilig ist. Für mich, teuerster Konrad, ist mein Glaube wichtiger als mein Leben. Im Tode werde ich leben wie mein Herr, Jesus Christus.«
»Amen. Ich achte deine Entscheidung und doch wünschte ich, ich könnte dich umstimmen«, weinte Konrad.
»Wenn ich mich umstimmen ließe, könntest weder du mich fürderhin achten, noch könnte mich jemand anderes achten.«
»Magdalena«, sagte der Büßer sichtlich bewegt und besorgt, »du bist zu hart zu dir. Wir Menschen sind schwach und sollen nach dem Willen des Schöpfers schwach sein. Mehr würde ich deinen Mut achten, die Schwachheit des Fleisches zu bezeugen als die Härte der Heiligkeit, die mir übermenschlich zu sein scheint.«
»Zu der Schwäche, in der ich mein ganzes Leben geführt habe, brauchte ich, treuer Freund, keinen Mut.« Um kein Jota bewegte sich Magdalena von der Stelle. »In dieser Stunde jedoch brauche ich Mut. Ich bitte dich, mir im Prozess zu helfen, den Mut zu bewahren: Ich bitte dich als mein Richter, nein als mein Freund, als mein Freund, nein als mein Seelsorger.«
»Der Vater sei mit dir, Magdalena, meine Geliebte, gehe in Frieden ein ins Paradies, wo wir uns dereinst wiedersehen werden in Ewigkeit.« Konrad fasste sich und wandte sich zum Gehen.
Mir wollte es nicht einleuchten, dass derjenige, der Anklage gegen Magdalena erhob, zugleich versuchte, sie zu retten. Da ich mich im Umgange mit El Arab schließlich daran gewöhnt hatte, das Wort an einen hohen Herren zu richten, wagte ich, Konrad zu diesem Widersinne zu befragen. Dergestalt erfuhr ich also, dass es neben dem Schied, den Magister Albertus gesprochen hatte, noch eine Nebenabsprache zwischen dem Erzbischof und Wilbert gab, von dem der große, durch und durch ehrenhafte Magister nichts wusste. Dies hatte demnach der niederträchtige Gildemeister zur weiteren Bedingung für den Friedensschluss gemacht, um seine Schuld bei seinen scheinheiligen barfüßigen Verbündeten abzutragen: dass der Erzbischof die heilige Magdalena in Haft nehmen und fälschlicherweise der Ketzerei anklagen möge. Wenn aber Magdalena öffentlich widerriefe, so hätte der Erzbischof sein Wort den Franziskanern gegenüber gehalten und dennoch eine Handhabe, ihre Freilassung anzuordnen. Konrad offenbarte mir dies wohl, damit ich versuchen sollte, Magdalena doch noch umzustimmen.
So sehr ich auch trachtete, Magdalena zu bewegen, dass sie dem Erzbischof entgegenkomme, damit sie es ihm ermögliche, sie freizulassen, was er, wie ich sicher war, im Herzen wollte, sie ließ sich nicht darauf ein, sondern erklärte mir: »Was ist das flüchtige Glück dieser Erde gegen die Begegnung mit dem Allerherrlichsten? Soll ich mich erniedrigen vor Gott, nur um noch bei dem abergläubischen Konrad bleiben zu können? Oder darauf zu warten, dass ein Araber heimkehrt von einem Kriegszuge, auf dem er doch jede Frau wird haben können, nach der er sich sehnt? Wenn er denn siegen sollte! Und wie könnte er siegen? Wenn er denn zurückkehren sollte! Und warum sollte er denn zurückkehren? Treu ist mir, ach, nur der himmlische Bräutigam, dem auch ich treu bin.«
»Und ich?«, flehte ich. »Könntet Ihr es nicht um meinetwillen tun, um bei mir zu bleiben, die ich Eure Freundin sein sollte, wie Ihr gesagt habt, in alle Ewigkeit?«
Es war mir so wenig wie Konrad möglich, Magdalena zu erweichen.
»Hadwig, meine geliebte Tochter«, sagte sie und strich mir zärtlich über mein goldenes Haar. »Du bist und bleibst meine Freundin in alle Ewigkeit, so wie ich es dir auch gesagt habe. Halte mich in deinem und unser aller Mitbürger guten Andenken, und du wirst mich bei dir haben für immer. Aber ich bitte dich, wie es
Weitere Kostenlose Bücher