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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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erblindeten Augen weiteten sich. Ich erhob mich.
    »Sie wird der Ketzerei angeklagt. Es ist ein verschwörerischer Vertrag zwischen Gildemeister Wilbert und dem kleinen Bonaventura von der Universität. Die Anklage ist fadenscheinig genug. Es wird Euch nicht gefallen, was Magdalena getan hat, jedoch hoffe ich, dass Ihr es, wie ich und alle wahren Christen, nicht für ein todeswürdiges Vergehen haltet: Um die Mutter eines Kindes zu trösten, das vor der Taufe gestorben ist, hat Magdalena jener Maria gesagt, es würde dennoch ins Paradies eingehen, weil es unschuldig sei. Ich weiß, dass dies falsch ist, da wir als Sünder geboren werden und nur durch die Gnade Gottes von der Sünde loskommen, die die Kirche spendet.«
    Die blassen Augen des alten Mannes füllten sich mit Tränen. Er begann zu zittern und fahrige Bewegungen mit den Händen zu machen. Seine Lippen bewegten sich, jedoch kam kein Laut über sie.
    »Dies nun ist die Anklage: Magdalena verneine die Heilsnotwendigkeit der Kirche. Indem sie der Mutter Maria den Trost gespendet habe, habe sich Magdalena an die Stelle des Herrn selbst gesetzt, der allein die Gnade vergeben könne. Konrad hat ihr nahegelegt zu widerrufen, um freizukommen. Er will ihren Tod nicht. Er muss sie jedoch anklagen, um seine Verpflichtung Wilbert gegenüber einzuhalten. Wenn sie nun widerrufen würde, hätte er seine Verpflichtung eingehalten, könnte sie jedoch nach dem Recht der Kirche nicht verurteilen. Eine saubere Lösung, die der Sache des Allgemeinwohles diente. Allein, Magdalena hat sich störrisch gezeigt und die lästerliche Verschwörung abgelehnt.«
    Pater Bueno schüttelte traurig zustimmend den Kopf. Besser als alle anderen verstand er Magdalena.
    »Nun verneige ich mich vor Euch, weil Ihr der einzige seid, der noch helfen kann. Ihr habt gesagt, dass Ihr schweigen wolltet, bis der Herr Eure Zunge lösen würde. Ich bitte Euch: Fragt den Herrn, ob er Eure Zunge dafür löst, dass Ihr aussagt für Magdalena, um Eure Schuld bei ihr abzutragen. Ich bitte Euch, meine aufrichtige Verzweiflung zu sehen!«
    »Ja«, sagte der Greis erstaunlich fest. »Ja, das werde ich tun. Sie ist eine Ketzerin, aber den Tod hat sie nicht verdient. Schande über meine Brüder, die ihren Tod fordern in einem schändlichen Ränkespiel, anstatt dass sie, wie es ihnen gebührt, unserem Herrn, dem Schöpfer, dienen.«

Pater Bueno bemühte sich drei volle Tage lang, vor dem Richter auszusagen, wurde jedoch nicht vorgelassen. Schließlich zwang der greise Pater den Erzbischof, ihn anzuhören, indem er ihn bat, ihm die Beichte abzunehmen. Dies durfte der Seelsorger dem Sünder nicht verweigern.
    Der Greis ließ es sich nun nicht nehmen, nach der Beichte unmittelbar selbst Magdalena die Ehre zu erweisen. Er kam gestützt von einem jungen Novizen. Hatte der Pater etwas bei Konrad erreicht? Es musste einen Grund geben, warum Pater Bueno sich herbemüht hatte. In mir keimte Hoffnung auf. Er also sprach:
    »Mein Tochter, ich habe mein Schweigen gebrochen, um bei unserem obersten Seelsorger meine Sünden zu beichten.«
    »Ehrwürdiger Vater«, entgegnete Magdalena, »da habt Ihr, wenn Ihr erlaubt, dass ich das so sage, eine schlechte Wahl getroffen.«
    »Gestattet mir, meine Tochter, dass ich Euch widerspreche. Es gab Sünden zu beichten, die Gott mir nur durch den Mund eben dieses Erzbischofs vergeben konnte.«
    »Ihr seid hier«, fragte Magdalena ungeduldig, »weil Ihr mir davon Kunde bringen wollt? So sprecht denn.«
    »Ich habe die Sünde bekannt, schuldig an Eurem Verderben zu sein, weil ich einst ungerecht gegen Eure Heiligkeit gepredigt habe.« Pater Bueno machte eine Pause. Dann fuhr er fort: »Gott hat mir diese Sünde durch den Mund des Erzbischofs verziehen.«
    Pater Bueno atmete schwer und machte eine weitere Pause, bevor er seinen Bericht fortsetzte: »Ich habe als weitere Sünde bekannt, dass ich Groll hege gegen meinen Erzbischof, demgegenüber ich zu Treue und Liebe verpflichtet bin – Groll, weil er Eure Heiligkeit ungerecht anklagt.« Erneut machte Pater Bueno eine Pause, bevor er fortfuhr: »Gott hat mir auch diese Sünde durch den Mund des Erzbischofs nachgelassen.«
    Ich hielt es nicht mehr aus und platzte in das Gespräch: »Ehrwürdiger Vater, was habt Ihr erreicht?«
    »Vergebung meiner Sünden, meine Tochter«, antwortete er schlicht.
    »Dafür lasst uns den Herrn preisen«, frohlockte Magdalena und begann zu beten. Ich aber begann zu weinen, weil ich nun wusste, dass Pater Bueno den

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