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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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wie wir gehört haben. Aber warum hat Konrad ihm nach dem Mordanschlage zunächst Unterschlupf gewährt, um ihn dann Euch auszuliefern?«
    »Der langsame Gisbert hat dem Erzbischof nicht berichtet, dass er dich hatte vergiften wollen, als er sich in seine Obhut begab, sondern nur gesagt, ich würde ihm nach dem Leben trachten. Was übrigens nicht stimmte, denn ich war arglos und verdächtigte ihn nicht. Die Bedrohung, in der sich der langsame Gisbert wähnte, war bloße Einbildung – Ausfluss eines schlechten Gewissens.«
    Nun war es an der Zeit, El Arab wie Magdalena zur Rede zu stellen, weil er das Verderben meines Bruders Rignaldo tatenlos hingenommen hatte. Ihm hatte Rignaldo schließlich nichts dergleichen angetan, was Magdalena ins Feld führen konnte.
    »Herr«, sagte ich, »Magdalena hat mir vor ihrem Tode gestanden, sie habe meines Bruders Rignaldo ungerechte Hinrichtung zugelassen, da er schuld an ihrem Unglücke gewesen sei, dergestalt dass er ihrem Geliebten – scheinbar, wie wir jetzt wissen – die Manneskraft geraubt hatte. Diese Entschuldigung könnt Ihr nicht vorbringen.«
    El Arab richtete sich kerzengerade auf. »Nein«, sagte er, »mir ging es um etwas Höheres. Ich durfte die Mission nicht gefährden.«
    »Die Mission«, echote Ibrahim.
    »Der Kämpfer der Gerechtigkeit ist einsam«, setze El Arab hinzu.
    »So einsam, dass Ihr hintanstellen musstet, die Ungerechtigkeit wider meinen Bruder zu bekämpfen?«, fragte ich.
    »So einsam«, bekräftigte El Arab.
    »So einsam, dass Ihr Euch nicht einmal Eurer Geliebten gegenüber ganz öffnen konntet?«, fragte ich weiter.
    »So einsam«, wiederholte El Arab.
    »Versteht Ihr demnach, dass sie eifersüchtig war auf Eure Mission?«
    »Ja«, antwortete El Arab schwermütig. »Aber, so sagt es die Liebesregel der Marie de Champagne, wer die Eifersucht nicht spürt, der liebet nicht.«
    »Die Gräfin de Champagne?« Ich erinnerte mich daran, dass auch Magdalena sie erwähnt hatte. »Wisst Ihr, Herr, dass sie, als ich sie aufforderte, den Schergen zu entfliehen, indem wir uns Euch anschlössen, ebendiese Liebesregel nannte, den Teil nämlich, dass Liebe und Ehe sich widersprächen. Sie hatte nicht vor, Eure Königin zu werden, weil sie es vorzog, Eure Geliebte zu sein.«
    »Es ist besser so, wie es auch gekommen ist. Die Vergangenheit ist in Rauch aufgegangen und die Zukunft liegt im Nebel verhüllt. Den Lebenden bleibt nur die gegenwärtige Stunde.«
    »Warum verschmäht Ihr meinen Dienst?«, fragte ich heiser.
    »Es kommt zu einem schmutzigen Krieg. Aber dereinst werde ich mich für deine Treue erkenntlich zeigen.«
    Sprach’s, saß auf, verschwand mit Ibrahim und ließ mich in meiner Trauer, Wut und Verzweiflung allein.

Erst am nächsten Tage fand der kleine Bonaventura zu seiner Stimme zurück und behauptete frech, das offensichtliche Wunder, das bei Magdalenas Hinrichtung stattgefunden hatte und dessen Zeuge er geworden war, sei nichts als Teufelswerk gewesen, um die Menschen zu täuschen. Magister Albertus jedoch widersprach ihm heftig, indem er darauf hinwies, dass an Zauberei zu glauben die Allmacht des Vaters beschränke, also eine offensichtliche Ketzerei zu begehen hieße.
    Viele, die ebenfalls das Wunder bezeugen konnten, waren wie Magister Albertus überzeugt, dass Gott ihnen damit ihre Sünden hatte vor Augen führen wollen. Die Stimmung war jedenfalls so, dass wir weißen Frauen unsere Arbeit unbehelligt fortsetzen konnten. Nach dem Willen Magdalenas übernahm ich die Leitung des Hauses.
    Ich aber begab mich zum Grabe meines Bruders und gedachte seiner.
    »Du dummer Bursche«, sagte ich, »bist für nichts als einen Bubenstreich gestorben. Nachdem der Erzbischof Schande über mich und meine Familie gebracht hatte, wolltest du, ohne mich zu fragen, ob mir das lieb sei, Rache nehmen, unterstützt von unserem Bruder Peppino und eurem vormaligen Freunde, dem Hufschmied. Mit einem Zauber wolltet ihr dem Erzbischofe das Werkzeug verdorren lassen, das Ursache der Schande war. Aber ihr verstandet euch nicht aufs Hexerhandwerk und der Zauber ging fehl. Nur der abergläubische Erzbischof, dem der Zauber hintertragen wurde, glaubte so heftig an die Wirkung desselben, dass er die Manneskraft verloren gab und seine Konkubine nicht mehr erkennen konnte. Um nun für Johannes, meinen, also auch seinen Sohn zu sorgen, ohne öffentlichen Verdacht zu erregen, veranlasste er Magdalena, mich in ihren von ihm unterhaltenen Haushalt aufzunehmen. Anstatt dass

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